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Nachtschatten

Nachdenkliches · Poetisches
Es ist dunkel. Die Nacht hat die Welt in die Umarmung ihrer schwarzen Arme genommen. Die Farben sind erstickt und nur hier und da können sie in kleinen Inseln aus Licht atmen, an deren Ufern ein lautloser Kampf stattfindet. Langsam schlendere ich von Meer zu Land, versinke im Meer der Dunkelheit und werde an die Strände des Lichts gespühlt. Ein kleiner Punkt wandert mit mir, mal heller, mal weniger hell, der sich kaum selbst aus der Finsternis reißen kann. Es ist nich kalt, dennoch fröstelt mich. Denn das Meer der Dunkelheit ist kein ruhiger Ozean, sondern eine sturmgepeitschte, pulsierende See. Kurz reißt eine kleine Flamme mein Gesicht aus den Schattten, dann trage ich wieder den leuchtenden Punkt. Leise, um nicht aufzufallen, gehe ich weiter, doch jedesmal, wenn mein Fuß vom Land aufs Wasser tritt, zögert er. Nur einen Augenblick, doch lange genug, daß ich es merke. Ich versuche, die düsteren Gedanken zu vertreiben, versuche die Laute der Nacht mit meinem eigenen Lärm zu übertönen, doch wenn ich verstumme, bricht die schreiende Stille wie eine riesige Flutwelle über micht. Beklommenheit macht sich breit. Ich befehle meinen Beinen nicht mehr zu zögern, und sie gehorchen. Der Takt meiner Schritte wird schneller, und ein gleichmäßiger, harter Ton durchschneidet die Ruhe der Nacht. Doch das Echo meiner Tritte ist mir ein unsichtbarer Verfolger. Immer schneller wird er, bis ich mir sicher bin, daß er hinter mir her rennt. Langsam komme ich meinem Ziel näher, einer Mauer, hinter der ich mich vor der Nacht verstecken kann, und mich in Licht baden. Doch je näher ich der Sicherheit bin, desto klarer wird es mir. Weder Angst, noch das Böse kommen aus der Nacht, sondern aus mir. Dennoch weiß ich, daß es auch nächstes mal wieder genauso sein wird, denn wenn es dunkel wird, traut sich mein Inneres heraus.
 
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Kommentare  

Das paßt ja... ehrlich geagt, nehme ich den Kommentar von Susi überhaupt nicht wahr. *grins* Und zu deiner Story: Ich bin immer der Ansicht, der Mensch ist sich selbst der größte Feind. Und das kommt hier in aller Kürze gut raus.

Trainspotterin (19.12.2002)

Naja, zu dem Kommentar von Susl wollt ich eigentlich gar nichts sagen, aber jetzt muß ich wohl doch:
"Das ist es nicht wert, daß man es auch nur wahrnimmt, geschweigedenn ein Wort darüber verliert."


Robert (22.11.2002)

deine geschichte gefällt mir sehr gut. ich denke die ängste die einem in der dunkelheit kommen kennt wohl jeder. deine art sie zu beschreiben find ich sehr gut gelungen. den kommentar von susi find ich ziemlich doof um nicht zu sagen nivaulos. aber von sowas muss man sich ja nicht beeindrucken lassen.

denise roßberg (22.11.2002)

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