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8 Seiten

Nur eine Nacht

Romane/Serien · Schauriges
Der Raum stank. Braune Schlacke und Kalkverkrustungen waren ebenso allgegenwärtig, wie feuchte und schimmlige
Stellen. Ein ekeliger, zum Kotzen verleitender Gestank lag als dicke Wolke wie Giftgas im Raum. Graffiti und Dreckspuren vermischten sich an der Wand mit den Schimmelflecken. Adam stand da und unterdrückte ein Würgen. Blut vermischte sich mit dem brackigen Wasser, daß die Fliesen bedeckte.

Blut aus den offenen Wunden. Die Leiche verstümmelt, aufgeschnitten. Genauso eklig, wie der Ort an dem er sie gefunden hatte. Die Glieder deformiert in unnatürlichem Winkel vom Körper abstehend, wahrscheinlich die Gelenke aus den Pfannen gerissen oder einfach die Kochen gebrochen. Beim
Unterarm war er sich sicher. Die Knochen hatten die Haut durchstoßen und ragten als weiß und rot geäderte Stümpfe aus
dem was einmal ein Ellbogen war. Adam betrachtete fasziniert das zerstörte menschliche Wesen. Der eine Arm hing in der
Kloschüssel und war bis übers Handgelenk in dem braunen Dreck versunken, der darin schwamm. Der Kopf kaum noch
als solcher erkennbar. Büschel von Haaren lagen herum, teils mit Kopfhaut daran. Der Kopf selber sah aus wie eine alte
Babypuppe, der nach vielen Jahren die Haare ausfallen. Wie kleine Inseln mit Palmen darauf mitten in einem Ozean aus
blutigen Gewebe und weißem Knochen die ganz leicht hindurch schimmerten. Mit nur noch einem Auge und einem blutigen,
saftig rot schimmernden Krater, da wo das Zweite mal gewesen war. Blutgerinnsel waren auf dem Gesicht verteilt. Teils nur
Kratzer, teils tiefe Schnitte. Und sie zogen sich am Hals weiter nach unten. Als Mensch zu identifizieren war an der Gestalt
kaum noch was. Die Kleider waren zerrissen. Weniger als Fetzen. Und wo der Körper nicht bedeckt war, da konnte man
dunkle Flecken oder Schürfwunden sehen. Von den Brustwarzen war kaum noch was zu sehen als eine fleischige Masse mit
Fasern und Hautstücken. Die Haut über den Rippen war noch intakt, wenn auch verfärbt und der Brustkorb war
eingedrückt. Das Blut und der Gestank waren allgegenwärtig. Einen Augenblick lang machte Adam sich sorgen über den
armen Kerl der diese Sauerei wohl wegräumen mußte. Aber der Gestank der Toilette und die Bilder von verfall und Tot
vertrieben diesen sinnlosen Gedanken wieder aus seinem Kopf. Die lückenhafte Zahnreihe des Kadavers grinste ihn
unverschämt aus abgerissenen Lippen an und schien ihm zu zu lachen "Was willst du jetzt tun?" Adam stand immer noch
versteinert in der Tür. Ihm wurde immer mehr schlecht aber er konnte nicht gehen. Dann überwältigte ihn der Ekel, den ihm
die Zivilisation eingeimpft hatte und er übergab sich. Er würgte seinen Mageninhalt heraus, ohne dabei jedoch den Zustand
des Raumes noch nachhaltig zu verschlechtern. Dann drehte er sich um und stolperte aus dem Raum. Warum hatte er auch
auf die Geschichte des Betrunkenen hören müssen und hier her kommen. Er stürzte die Treppe hinauf und war wieder auf
der Straße. "Ja, was willst du jetzt tun?"
Adam stand in den nächtlichen Straßen der Stadt. Um diese Uhrzeit waren sie völlig verlassen. Einsam blinkte ein defektes
Reklameschild an einer geschlossenen Filiale einer Supermarktkette. Adam zückte sein Handy, aber er hatte kein Netz.
Sonderbar, so mitten in der Stadt. Also gut, dann eben ein öffentliches Telefon. Weit und breit keines zu sehen. Er lief ein
paar Schritte die Straße hinauf und danach wieder hinunter. Weit und breit niemand zu sehen. Und auch weit und breit keine
Telefonzelle. Hektisch und mit unsicherem Schritt entschied er sich für eine Richtung. Die ganzen Häuser die herumstanden
waren alles Geschäfte und im diese Uhrzeit war hier einfach niemand anzutreffen. Und wenn, dann wäre sich Adam in dieser
Gegend wirklich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt jemanden treffen wollte. Dann kam er zu einer Telefonzelle. Hastig
öffnete er die Tür und wollte den Hörer abnehmen, als er feststellte, daß keiner mehr da war. Diese Telefonzelle war
anscheinend Opfer blinder Zerstörung geworden, jemand hatte wohl seinen Frust daran ausgelassen. Eine Scheibe war
gebrochen, aber die Scherben lagen noch herum. Traurig blickten die verschmutzen und verkratzten Fenster auf Adam. Müll
lag in der Kabine und es hatte wohl niemand mehr vor diese Zelle irgendwann zu reparieren. Die Tasten waren mit irgend
etwas undefinierbarem verklebt. Kaum ein Ton war zu hören in der verlassenen Stadt. "Verdammt!" Adam trat zurück auf
die Straße. "Hallo, ist hier jemand." Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Stimme Adams in den Straßenschluchten
verhallt war. Keine Antwort. Keine Menschenseele, weit und breit. Der einzige Mensch war der zerstörte Kadaver in der
öffentlichen Toilette. Aber von Seele konnte man da auch nicht mehr reden. Wie lange braucht wohl eine Seele um den
toten Körper zu verlassen? Immer noch war die Straße völlig verlassen. Zögerlich machte Adam ein paar Schritte. Was tun?
Nun gut. Er rannte los, zurück zum Hotel. Rennen, Atem holen. Seltsam, auf dem ganzen Weg war kein Mensch. Nirgends.
Adam rannte. Seine Schritte hallten laut durch die verlassenen Gassen auf dem Kopfsteinpflaster. Da vorne war doch
irgendwo eine Kneipe, die bis ins Morgengrauen offen hatte. Zumindest dachte er das. Bei seinem letzten Besuch in der
Stadt war da noch eine gewesen. Er zögerte, war es auch die richtige Straße. Sie kam ihm zumindest bekannt vor. Aber der
vertraute Lärm von Betrunkenen die zu später Stunde noch umher stolpern und das warme Licht, daß aus dem Fenster
schien war nirgends zu sehen. Vielleicht in der Querstraße. Doch auch da nicht, aber in der nächsten. Nein. Adam folgte
dem Gassengewirr, bis er sich schließlich eingestehen mußte, daß er nicht den leisesten Schimmer hatte, ob er nun richtig
war oder falsch. In der Hoffnung wenigstens irgend jemanden anzutreffen trat er wahllos auf einen Hauseingang zu und
klingelte an der Haustür. Es war nichts zu hören, aber das mußte ja noch nichts heißen. Er versuchte es weiter. Keine
Reaktion. Einen Schritt zurück und nach oben geschaut. An der Häuserfront war nichts zu erkennen. Kein einziges Fenster,
in dem noch Licht brannte. Nur das summende gelbliche Licht einer alten Straßenlaterne und auf der anderen Seite das
gelbe Blinken einer ausgeschalteten Ampel. Bei dieser Stille konnte man das Relais umschnappen hören. Klick, klick, klick,
... Und dazu leuchtete das Licht und ging aus. Aus, klick, an, klick, aus, klick, an, klick, .... Nicht mal ein einsamer
Nachtfalter verirrte sich hierher und so waren das Summen der Lampe und das Klicken des Relais die einzigen Geräusche,
außer Adams stoßhaften Atem. "Verdammt ist denn niemand hier?" Wie eine Bombe detonierte der Lärm seiner Stimme in
der Stille der Nacht und Adam erschrak selbst vor der Lautstärke. Aber nachdem der Schrei verhallt war, schwappte die
Stille wie ein Meer wieder über ihm zusammen. Ziellos rannte er umher. Vielleicht war ja irgendwo wenigstens jemand. Er
rannte, bis er innehalten mußte, um Luft zu holen. Nur einen Augenblick, dann rannte er weiter. Nahe an der Panik entlang,
seine schnellen Schritte, kurz davor über den Rand zu treten. Von der einen Straße in die nächste. Immer wieder um Hilfe
schreiend, ungehört. Immer schneller rennend. Bis irgendwann die Erkenntnis kam. Hier war er zuvor schon mal gewesen.
Hier kannte er sich zumindest irgendwie aus. Seine Schritte wurden nun sicherer. Ein Haus kam in Sicht. Das Hotel.
Chipkarte durch einen Schlitz gezogen. Einen sicheren Raum betreten. Seltsam kein Portier an der Rezeption. Seine Schritte
lenken Adam auf sein Zimmer. Die Karte öffnet auch diese Tür. Ein Bett, ein Schrank. Die Schuhe ausgezogen, dann fällt er
auf das Bett und schläft ein.

Nächster Morgen: Erwachen. Langsam ziehen Schleier der Erinnerung im Gehirn einen Vorhang beiseite, der eine Schaurige
Szenerie bedeckt. Mit der Wucht eines Vorschlaghammers trifft die volle Erinnerung Adams Bewußtsein. Der Tote. Die
nächtliche Stadt. Ein Telefon, jetzt endlich. Zumindest hat er in den Klamotten geschlafen. Das ganze war kein Traum. Und
der Schweißgeruch hängt immer noch an seinen Kleidern. Anruf bei der Polizei. "Ein Mord? Und wo? Nein davon haben
wir noch nichts gehört. Ja, wir werden der Sache nachgehen. Bitte kommen sie doch zu uns aufs Dezernat. Ja, so schnell
wie möglich." Kaum Zeit vergeht, da betrat Adams graue Gestalt das Polizeirevier. "Ich habe vorhin angerufen." "Bitte
warten sie einen Augenblick." Adam sitzt auf einer Bank. Eintönige Betriebsamkeit, Routine um ihn herum. Routine in einem
Polizeirevier? Was ist das. Eine Routine die einen einzelnen Menschen normalerweise aus der Bahn wirft. Vergewaltigung,
Mord, Diebstahl. All das wir herunterstilisiert auf eine schlichte Aktennummer. Akte 123XYZ. Mord in einer öffentlichen
Toilette, Zeuge, Adam selbst, Opfer unbekannt. Oder auch nicht. Man würde sehen. Das war nicht Adams Problem.
Monotones Tippen einer Schreibmaschine. Romane, die das Leben schreibt, in Beamtensprache verfaßt. Ein Mann kommt
und nennt Adams Namen. "Ja, das bin ich." Mitkommen. Ein Büro, klein, nicht besonders gemütlich. "Was haben sie alles
gesehen, Adam, ich darf sie doch Adam nennen?" Adam ist in Ordnung. Die Sache ist schnell geschildert. Ein Toter, kein
Telefon in der Nähe. "Haben sie denn noch nicht nachgesehen?" "Was machen sie eigentlich um so eine Uhrzeit an so einem
Ort?" Das ist nicht sein Problem. Geht die Polizei nichts an, Adam ist doch nicht der Verdächtige, oder? Was soll das ganze
eigentlich. Jetzt wird der Polizist langsam wütend. "Von solchen Scherzkeksen wie ihnen haben wir die Schnauze voll." Volle
Amtsgewalt, personifiziert. Scherz, was für ein Scherz? Niemand ist in so einer Situation zum Scherzen aufgelegt, oder? "Es
gibt keine Leiche. Nicht mal eine öffentliche Toilette." Ungläubige Ausdrücke wechseln sich mit großer Verwirrung auf
Adams Gesicht ab. Kurze Gedanken über Halluzinationen oder doch bloß ein Traum? Nein, er war nicht verrückt, er hatte
es gesehen mit seinen Augen. "Und jetzt raus hier, bevor ich sie wegen groben Unfugs einsperren lasse." Die Tür zum Büro
öffnet sich und Adam verläßt den Raum. Schlafwandlerisch wandert er auf die Straße hinaus. "Keine Leiche." Die Worte
des Kommissars stehen als Damoklesschwert über seinem Verstand. Nein, er war nicht verrückt. Er hatte immer noch den
abartigen Gestank in der Nase und den Geschmack des Erbrochenen im Mund, wenn er daran zurückdachte. Vielleicht
hatte er der Polizei nur die falsche Adresse gegeben. Er zückte sein Handy und bestellte sich ein Taxi. Kaum 5 Minuten, bis
es kam. "Franz Kafka Platz." Kaum 5 Minuten später schon war das Taxi angekommen. Der Platz schien wage vertraut. Ein
Supermarkt, einige Autos, die anscheinend ziellos umherfuhren, und wie ein riesiges Würfelspiel verstreut parkten. Einige
Straßen weiter, da war auch die Telefonzelle. Anscheinend hatte jemand eine neue Scheibe eingefügt, denn die zerbrochene
Scheibe von gestern war wieder da. Auch der Hörer, nur verdreckt war sie noch immer. Alles war da. Nur die Treppe
fehlte und die öffentliche Toilette. Der Platz war halb geschäftig. Hier und da waren ein paar Passanten unterwegs. Eine
Zigarette, jetzt erst mal beruhigen. In Rauch gehüllt, er vertrauter Geschmack. Die Gedanken kreisen im Kopf herum. Der
Platz ist der Richtige, oder? Gibt es noch einen Platz der so aussieht? Aber die Adresse stimmte. "Entschuldigung, ist hier
noch ein Platz in der Nähe, der so heißt?" Negativ. Langsam macht sich Panik breit. Kann es sein, ein ganzer Platz
verschwindet nicht über Nacht. Auch keine öffentliche Toilette. "Scheiße, hier ist doch irgendwas faul." Keine Leiche mehr.
Das hätte Adam gerade noch verkraftet, aber keine Treppe, keine Toilette. Chaos, Gedanken kreisen durch Adams Kopf
wie Fliegen um einen Haufen Scheiße. Tausend Erklärungen, die alle an der bloßen Tatsache scheitern, daß keine Treppe
mehr da war. Langsam bewegt er sich fort. Die Füße tragen ihn einen unbekannten Weg entlang. Ziellos einige Zeit, dann
eindeutig in eine Richtung, und in eine Kneipe. So früh schon geöffnet, es war mitten am Vormittag. Dennoch, erst mal ein
Schnaps. Die Gedanken wieder sammeln. Der Barkeeper ein sonderbarer Mann. Wobei, irgendwie genau passend für so
eine Art von Spelunke. Schwarze Zähne in einem tief zerfurchten Gesicht. Wohl sein eigener bester Kunde. Eigentlich
niemand, dem man seine Probleme erzählt. Aber das war wahrscheinlich einfach nur ein Klischee, daß die Barkeeper so
sein müßten. Dennoch, eine Art wissender Ausdruck war um sein Gesicht, als ob er Männer wie Adam jeden Tag sehen
würde. Adam traute sich nur ein paar Sekunden den Blick zu erwidern. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem
Glas zu. Naja, der eine Schnaps half nun mal nicht. Dann eben noch einen. Unter der steten Beobachtung des Barkeepers
ließ sich Adam einige Mengen an Alkohol in den Magen fließen. Die Zeit verging. Der Vormittag verabschiedete sich und
machte dem Nachmittag Platz. Verschiedene Gäste betraten die Kneipe und verließen sie wieder. Adam interessierte sich
wenig. Der Alkohol tat seine Wirkung. Die Bahnen seiner Gedanken wurden allerdings keineswegs klarer. Irgendwie
machte sich Adam sorgen um sein Äußeres. Er mußte aussehen, wie der letzte Penner. Schmutziges Hemd, unrasiert, nach
Alkohol und Schweiß stinkend. Andererseits war es ihm auch egal. Es mußte ihn ja niemand ansehen, wenn er nicht wollte.
Einige Schnäpse später fand sich Adam in eine Art Gespräch verwickelt. Eine wilde Theorie sponn sich in seinem Kopf
zusammen und die mußte er loswerden. "Tagsüber ist sie weg und in der Nacht da. Ich schwöre." Adam war sich nicht
sicher, ob sein Gegenüber ihn überhaupt verstand. Er redete mehr mit sich selber als mit jemanden anderen. Irgendwas
schien ihm aber vertraut an seinem Gegenüber, deshalb redete er weiter und erzählte seine Geschichte. "Franz Kafka Platz".
Der andere schaute ihn, soweit Adam erkennen konnte mit einer Mischung aus Unglauben und Belustigung an. Egal.
Hauptsache mal erzählt. Stunden vergehen, Menschen gehen, Schweigen. Gerede aus anderen Gesprächen. Nur Fetzen,
von der Entfernung verzerrt. "Wie lange ist hier eigentlich offen?" "Die ganze Nacht." Der Barkeeper hat sich zwar
inzwischen nicht verschönert, aber immerhin ist er Adams Quell für Alkohol. Allerdings scheint der langsam zu versiegen.
"Ich glaube es ist besser, wenn du dich verziehst Junge." Nur schwache Proteste aus Adams Mund.
Zuviel getrunken. Wie lange war er schon hier? 12 Stunden? Oder länger. Der Alkohol verwischt die Zeit. Schwankend
schleppt Adam sich durch die Straßen. Wohin eigentlich. Ein Taxi wäre was. Egal ein paar Schritte zu Fuß sind auch nicht
schlecht. Hoffentlich sieht ihn keiner. Er stützt sich an den Wänden ab und tastet sich vorwärts, schlingernd, kaum einen Fuß
vor den anderen setzend. Eine Telefonzelle tauchte in seinem Blickfeld auf. Kurze Rast, kurzes Nickerchen. Aber nein, nicht
hier. Sitzen, nur einen Augenblick. Plötzlich wurde er sich bewußt wo er sich befand. "Verdammt! Wenn man eine braucht
ist keine da." Den Hörer gepackt und gegen ein Fenster gedroschen. Heftig. Der Wut den Platz geben den sie braucht.
Adam reißt den Hörer ab und schlägt ihn gegen ein Fenster. Splitterndes Geräusch. Von der Anstrengung außer Atem
kommt ihm der Alkohol hoch. Ein paar Brocken Galle auf den Apparat gespuckt und den Rest wieder heruntergewürgt Er
tritt aus der Telefonzelle und schleudert den Hörer fort.. Ein wenig befriedigt. Weiter. Straßenschluchten entlang. Aber was
war das? Nur eine Taube oder so etwas. Ein Großstadtvogel. Aufgescheucht. Weitertaumeln. Immer noch keine Kontrolle
über den Gleichgewichtssinn. Wahlloses umherirren in der Stadt. Eine Straße so gut wie die andere. Wieder ein Flattern.
Noch so ein Vieh. Irgendwie unheimlich. Schlingern, ausrutschen. Verdammt die Hose war zerrissen. Nicht so wichtig, jetzt
erst mal ein Bett. Unheimliches Gefühl nimmt zu. Die Straße verdammt leer. In dieser Stadt scheint wirklich niemand zu
wohnen. Da ist ein Schatten. Irgendeine Person. Anscheinend wohnt doch jemand hier. Ist es eine Person? Adam geht
darauf zu. Seltsame Gestalt. Unwohlsein. Irgendwas stimmt nicht. Die Gestalt wirkt deformiert. Liegt wahrscheinlich am
Alkohol. Nicht die Gestalt ist schräg sondern der Blick, oder? Aber was ist das. Schwarze Augen blicken Adam an. Ein
Schnabel, kein Gesicht, was war das. Keine Gestalt sondern ein riesiges etwas. Adam wendet sich um und beginnt zu
rennen. Er stürzt, reißt sich das Knie auf, steht auf, rennt weiter. Kreuz und Quer durch die Gassen. Wird er verfolgt?
Wieder das flatternde Geräusch. Dann erscheint ihm etwas vertraut, das Blinken einer kaputten Leuchtreklame.
Weiterrennen. Eine Treppe. Runter, verstecken, da findet ihn bestimmt niemand. Die erste Stufe, er stolpert, die Treppe
kippt vornüber. Schmerz, schrecklicher Schmerz in seinem Arm. Aber die Angst ist noch da. Erst verstecken. Eine Tür,
hinter sich zuschlagen. Gestank schlägt ihm entgegen. Hinter sich ein Tapsen, oder wieder das Flattern? Er weicht zurück,
die Tür öffnet sich. Adam sinkt an der Wand zusammen, die Hände vor dem Gesicht. Dann spürt er eine Berührung. Als er
aufsieht, merkt er grade noch etwas auf sein Auge zukommen. Blendender weißer Schmerz durchzuckt es. Er bricht
zusammen. Versucht sich abzustützen, wieder hoch kommen. Er rutscht ab, von etwas glitschigem und seine Hand gleitet in
einen Brei. Schmerzen immer mehr. Die schreckliche Gestalt über ihm. Kratzen ziehen an seinem Kopf. Ein schwerer Druck
auf seiner Brust. Krachen, Schmerz überall, dann wird es schwarz. Vorsichtig, tappende Schritte. Jemand kommt die
Treppe herunter und öffnet die Tür. Ein Bild aus der Hölle wird ihm offenbart. Gestank, Blut, Verfall und Tod. Die zerstörte
Leiche in dem dreckigen Lokus. Der Besucher muß sich übergeben. Dreht sich um und rennt nach Hilfe suchend weg....
 
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Kommentare  

Hi Robert,
nachdem wir uns im Chat von RadioCelticDreams über das Schreiben unterhalten haben, musste ich doch deine Stories, die du hier veröffentlicht hast, lesen.
Die Idee von "Nur eine Nacht" gefällt mir gut.
Die Situation ist schrill, skurril, verwirrend.
Das unterstreichst du durch deinen Schreibstil.
Allerdings fehlt mir als Leser die Nähe zu dem Schrillen, dem Beängstigenden, dem Nichtgreifbaren.
Ich sitze an einem Schreibtisch und betrachte SchwarzWeißPhotos. Die Szenen sind von der Kamera gut erfasst. Das Licht erhellt die Kernaussagen, lässt die Ränder im Diffusen.
Ich sehe den zerstümmelten Leichnam, sehe die einsame Telefonzelle, sehe die Leuchtreklame, die Kneipe.
Aber ich fühle keine Angst, keine Verunsicherung, kein "Jesus Christ, ich werd' noch irre!"
Vielleicht ist das von dir so gewollt. Dann o.k.
Ich möchte allerdings als Leser mit allen Sinnen wahrnehmen und mit dem Protagonisten mitleben und -leiden können. Das ging bei dieser Geschichte nicht.

Shan


Shannon O'Hara (23.06.2007)

Irre!!!

Andymaus (20.02.2002)

Uff.... jetzt muß ich erst mal tiiiief durchatmen.... rasant erzählt, dein Erzählstil ist schlicht und wirkungsvoll... hhhk, mein Herz rast immer noch....

Maegumi (09.01.2002)

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