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9 Seiten

Der Brand (überarbeitete Version)

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Amazone
"Ich gehe jetzt zum Fußballtraining" sagte Ben zu seiner Frau Silvia, gab ihr noch einen Klaps auf den Po und ging mit wippenden Schritten aus der Küche. "Wenn du meinst" murmelte Silvia in ihre Kaffetasse und öffnete schließlich, mit einem Blick nach allen Seiten, die Schranktür und schüttete eine große Portion Wodka in ihren Kaffee. Erschöpft ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und rührte Gedankenversunken ihr Getränk um. Mit lautem Gebell stürmten Blacky und Russel, in die Küche. "Na meine Süßen, wollen wir Gassigehen?" knuddelte Silvia die beiden Hunde und gab ihnen ein Stück von der Schokoladentorte vom Tisch. Sie war gerade auf dem Weg zur Tür, als sie mit Maria, dem Hausmädchen, zusammenstieß. "Passen Sie doch auf, verdammt nochmal" polterte sie und drängte sich an der verdutzten Maria vorbei. Silvia riß die Hundeleine vom Haken, rief nach den Hunden und verschwand aus der Hintertür.

Der sechsjährige Rob und der vierjährige Billy hatten gewusst, das sie bestraft werden würden, als ihnen ihr kleines Flugzeug aus Plastik aus dem Fenster und in die Rosenbüsche im Garten flog. Rob war sofort runtergesaust um den Schaden zu begutachten. Doch es war aus seiner Sicht nicht so schlimm. Nur ein paar abgeknickte Zweige und ein paar Rosenblätter waren zur Erde gefallen. Man bräuchte nur ein paar Zweige zurecht zu biegen und keiner würde etwas merken. Gerade als Rob das Flugzeug aus dem Strauch rupfte, gab es einen Schlag auf die Wange, und Rob stürzte zu Boden. Mit der Hand an der Wange schaute er auf, und sah verschwommen seine Mutter über sich stehen. Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und brüllte ihn an. Doch Rob konnte kaum etwas verstehen, denn es fiel ihm schwer sich auf das zu konzentrieren was seine Mutter sagte, während Blacky und Russel knurrend und zähnefletschend daneben standen. Schließlich riß Silvia ihn am Arm hoch und schleppte ihn in den hinteren Teil des Gartens. Dieser Teil war überwuchert mit Unkraut, denn das Grundstück war groß und hier war der Boden so hart, das man nichts anpflanzen konnte. Also hatte man ihn brachliegen lassen, und ihn als Wildgarten bezeichnet. Rob und Billy liebten dieses Stückchen Erde. Denn hier konnten sie sich vor Ausbrüchen ihrer Mutter verstecken, oder sich einfach zwischen die Blumen legen und zum Himmel schauen, während sie sich ihre geheimsten Wünsche offenbarten.

Mit Blasen an den Händen, stieß Rob den schweren Spaten in den harten Boden und grub die schönen Pflanzen um. Tränen liefen ihm über die Wangen. Doch kein Ton kam von seinen Lippen, denn seine Mutter stand nicht weit mit den Hunden auf dem kleinen Gehweg hinter ihm und beobachtete ihn. "Du kommst erst herein, wenn Du alles umgegraben hast! Dann wirst du zu mir kommen und dich entschuldigen! Du musst verstehen das ihr nicht machen könnt was ihr wollt! Das sind sehr teure Rosenbüsche. Extra eingeflogen und ihr zerstörst sie und nehmst mir die Freude!" keifte sie noch, trat ihre verglimmende Zigarette aus und ging zum Haus zurück.

Kaffeeduft weckte Silvia am nächsten Morgen aus ihrem leichten Schlaf. Sie drehte sich zum Nachttisch, nahm ihre Armbanduhr und runzelte die Stirn. "Heute ist doch Marias freier Tag" dachte sie und rappelte sich auf. Während Silvia sich ankleidete und schminkte, konnte sie es kaum erwarten, sich endlich ihren ersten Drink zu genehmigen.

Ein Anblick, der Silvia rasend machte, begrüßte sie in der Küche. Kaffeekrümel und Wasserspritzer waren auf Kaffeemaschine und Fußboden verteilt und vermischten sich zu einer braunen Masse und mittendrin stand ihr Sohn.
"Wisch es auf!" schrie Silvia Billy an und trommelte mit den Fingern auf der Küchentheke. Ihre rotlackierten Fingernägel klickten nervös und Billy schaute sie verstört an. "Nun los" herrschte sie ihn an, nahm sich eine Zeitung vom Stapel und riß sie ungeduldig auseinander. Billy griff sich einen Lappen, ging auf die Knie und fing an, die braune Pfütze aufzuwischen.
"Bist du fertig?" schnauzte sie den vierjährigen nach einer Weile an. "Ja" flüsterte Billy ängstlich. Silvia schritt durch die Küche und suchte nach einem Grund ihren Jüngsten nochmals eine Lehre zu erteilen. Doch der Boden war blitzblank und die Kaffeemaschine war sauber an Ort und Stelle.
Schließlich drehte sie sich um und fragte" Warum hast du den Kaffee verschüttet? Was hast du hier zu suchen?" Billy wich vor seiner Mutter zurück und traute sich kaum sie anzublicken. "Ich ...ich..."stammelte Billy "ich wollte dir Kaffee machen weil es uns leid tut mit den Rosen und so. Und da Maria heute ihren freien Tag hat, dachte ich, du würdest dich darüber freuen." Mit einem Strahlen in den Augen fügte er noch hinzu: "Und ich habe der Maria schon ganz oft zugeschaut wenn sie Kaffee gemacht hat, Mami!"
"Ach ja?" blitzte Silvia Billy an. Mit einem schnellen Griff hatte sie Billy an den Haaren gepackt und schüttelte ihn während sich ihre Stimme überschlug " Ich habe euch x-mal gesagt, das ihr mich nicht Mama nennen sollt und du hast hier nichts zu suchen! Maria ist eine Angestellte dieses Hauses und ich habe jeglichen Kontakt verboten!" Plötzlich ließ sie Billy los, der gegen die Wand prallte. "Ich will dich nicht mehr sehen! Geh in dein Zimmer! Du bekommst solange nichts zu essen, bis du begriffen hast, das man mir nicht auf der Nase rumtanzen kann! Geh!" schrie sie Billy an, der schluchzend auf sein Zimmer rannte.

Seit sie die Jungen bekommen hatte, war ihr Leben nicht mehr so wie früher. Keine Partys, keinen romantischen Urlaub mit ihrem Mann Ben und kein Shoppen. Und überhaupt, Freundinnen hatte sie auch nicht mehr, dachte Silvia frustriert und begab sich ins Bad um sich zu erfrischen. Während Silvia sich zurechtmachte, dachte sie daran, das sie so unglücklich war, seit die Kinder da waren. Aber vor fünf Jahren fanden alle, mit denen Ben und sie sich abgaben, Kinder seien "in". Also war es ganz natürlich, das sie welche bekam. Und Ben hatte sich sowieso immer Kinder gewünscht. Als ob ihre zwei Hunde nicht reichen würden, die so lieb und süß waren. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete sich Silvia in dem großen Spiegel und war zufrieden mit sich, denn sie hatte hart dafür gearbeitet ihre frühere Figur wieder zu bekommen. Was wäre aus mir geworden, wenn ich nicht diszipliniert gewesen wäre. Das ist die Grundlage aller Dinge! Und unsere Kinder sollten das von Anfang an lernen, dachte sie und machte sich auf, zu ihrem täglichen Spaziergang mit Blacky und Russel.

Der Mond schien in das Zimmer, wo Rob und Billy in ihren Betten lagen.
"Wenn ich groß bin, werde ich ganz stark! Wie Popeye!" verkündete Billy und drückte seine Lieblingspuppe fest an sich. "Na klar," meinte Rob und blickte aus dem Fenster.
"Du Rob?" flüsterte Billy leise "warum hasst uns Mama so?"
"Weiß nicht, sie ist eben so. Und sag nicht Mama" flüsterte Rob zurück.
"Ich habe Angst Rob. Kann ich mit in dein Bett?"
"Ja komm, aber sei leise. Du weisst doch das Silvia das nicht mag."
Leise raschelte es im Zimmer als Billy sich mit seiner Decke an Rob kuschelte.
Rob und Billy unterhielten sich leise weiter, als die Tür aufgerissen wurde. Licht flammte auf und erschrocken sahen die beiden ihre Mutter in der Tür stehen.
"Ich habe euch schon einmal gesagt, das ihr nicht zusammen in einen Bett schlafen sollt! Das ist unrecht! Habt ihr denn nichts gelernt? Billy gib mir deine Puppe!" schrie Silvia hysterisch und riß dem weinenden Billy die Puppe aus dem Arm.
"Nein Silvia, Billy hat keine Schuld, es war meine Idee, bitte gib sie ihm wieder!" schrie Rob und versuchte seiner Mutter die Puppe zu entreissen.
Billy saß regungslos neben Rob und schaute auf seine leeren Hände.
Silvia schlug Rob mit der flachen Hand ins Gesicht, der mit Wucht in die Kissen zurück geschleudert wurde. Wütend sah sie ihren Jüngsten an und riß ihn schließlich am Arm hoch. "Geh in dein Bett" sagte sie gepresst und erstarrte mitten in der Bewegung. Ihr Gesicht färbte sich rot und ihre Augen verdunkelten sich. "Wer von euch hat ins Bett gemacht? Wer!!!" erzürnte sie sich.
Keine Antwort.
"Strafe muss sein" erregte sich Silvia und hatte plötzlich ein Feuerzeug in der Hand. Sie betätigte das Rad und die Flamme schoß heraus. Mit einer schnellen Bewegung hielt sie die Flamme unter Billys Puppe, die sofort anfing zu schmelzen und ließ sie schließlich mit einem angewidertem Gesicht in den Mülleimer fallen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
Stille herrschte in dem Kinderzimmer bis Rob ein Schluchzen hörte: "Popeye war doch mein Lieblingsspielzeug"

Silvia wälzte sich unruhig in ihrem Bett herum, streckte die Hand aus und fühlte neben sich nur das Kissen unter ihren Fingern, wo doch eigentlich Ben hätte liegen sollen. Sie wünschte sich, in seinen Armen aufzuwachen, liebevoll geweckt, ein gutes Gespräch zu führen und ausgelassenen Sex mit Ben zu haben.
Silvia seufzte genervt auf und dachte daran, dass er mal wieder ein Wochenende im Trainingscamp verbrachte. Sie konnte mit Fußball nichts anfangen und fand es albern, wenn zwei Dutzend Männer hinter einem Ball herhechelten und sich gegenseitig in die Knochen sprangen. Und Silvia hatte schon gar kein Verständnis das er an den Wochenenden sich ausschließlich seinem Hobby widmete. Ihr blieb nichts anderes, als sieben Tage in der Woche zu Hause zu sein, Wäsche zu waschen und sich um ihre Kinder zu kümmern. Rob und Billy waren zwar aus dem Gröbsten heraus, doch Ärger gab es mit den Bengeln immer wieder und sie war es, die Streitigkeiten schlichten musste oder allein zum Elternabend ging.
Seit geraumer Zeit fand Silvia ihr Leben nicht mehr schön. Es gab keine intimen Momente mehr in ihrem Leben seit die beiden da waren und unbewußt gab sie ihnen auch zu verstehen, wie unzufrieden sie war.
Silvia langte hinüber zu ihrem Nachttisch und zog sich eine Kippe aus der Schachtel, griff gleichzeitig nach ihrem goldenen Feuerzeug und mit einem -zipp- flammte die Zigarette unter dem ersten Zug am Morgen auf.
Silvia blinzelte und schaute sich im Zimmer um. Drei Wodkaflaschen lagen am Fuße ihres Bettes und eine halbe Flasche entleerte sich langsam auf der neuen Decke. Sie hatte es heute nacht einfach nicht mehr geschafft, sie richtig zuzudrehen. Aber ihr war es völlig gleichgültig. Ihretwegen konnte das Haus abfackeln und am besten die ganze Sippe mit ihnen.
Ähnliche Gedanken beschäftigten Silvia jeden Morgen und es dauerte lange bis sie eine einigermaßen erträgliche Laune hatte.
Mein ganzes Leben ist Scheiße, dachte sie und sank seufzend in ihr Kissen zurück. Wenn doch nur alles anders wär, dachte Silvia und schloß betrübt die Augen.
Von draußen drangen die Geräusche des Morgenverkehres an ihr Ohr, doch sie schlummerte schon und träumte ...

Sie roch Rauch als sie erwachte und sich bewußt wurde, das es nicht die Nachbarn waren, die grillten. Vor Schreck atmete sie tief ein und konnte nur mühsam einen Hustenanfall unterdrücken. Sie schlug die Decke beiseite und tappte mit bloßen Füßen zur Tür.
Als sie die Tür mit einem Ruck öffnete, waberten ihr Rauchschwaden entgegen und der Flur war so voller Rauch, dass sie die Tür auf der anderen Seite des Flures nicht erkennen konnte. Hustend und an der Wand langtastend bewegte sich Silvia langsam zur Hintertür. Sie brauchte Luft. Als Silvia endlich die Veranda erreichte, atmete sie tief die frische Luft ein und augenblicklich sehnte sie sich irrsinnigerweise nach einen kühlen Schluck und einer Zigarette. Es fehlte ihr.
Sie überlegte woher der Rauch wohl kam und warum der Rauchmelder sich nicht eingeschaltet hatte.
Plötzlich hörte sie Glas bersten und Splitter regneten auf sie herab.
Sie streckte die Hände aus, als wollte sie das Glas auffangen und blickte langsam nach oben.
Flammen schlugen aus dem Gästezimmer und Silvia erblasste.

Sie hatte gestern Blacky und Russel in das Zimmer gesperrt, weil die beiden Mischlinge ihren Garten zertrampelt hatten.
Mit einem Schrei stürzte sie zurück ins Haus. Kämpfte sich durch den Rauch zur Treppe, wobei sie sich einen Zipfel ihres Nachthemdes vor Mund und Nase hielt, und sprang die Stufen hoch, so schnell sie konnte. Doch sie kam nur bis zum oberen Treppenabsatz. Das Zimmer, wo sie die Hunde hysterisch bellen und jaulen hörte, lag am Ende des Flures. Flammen schossen aus der Tür und es war so heiß das Silvia fühlte wie ihre Haare auf den Armen versengt wurden.
Sie fühlte Panik in sich aufsteigen und sie fragte sich wo nur der Feuerlöscher war. Sie hatte ihn irgendwo gesehen, konnte sich jedoch nicht erinnern. Seit zehn Jahren wohnten sie nun schon in diesem Haus und sie hatte diesen Feuerlöscher nie gebraucht. Woher sollte sie verdammt nochmal wissen wo er ist, schoß es ihr durch den Kopf.

Silvia rannte die Treppe wieder hinunter, lief in die Küche und riß zwei Eimer unter der Spüle hervor. Ein lautes Krachen, welches durchs ganze Haus dröhnte, bewies wie knapp sie an der Zeit war, bevor das ganze Haus zusammenbrach.
Sie drehte die Hähne auf Anschlag, ließ kaltes Wasser in die Eimer laufen und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Als die Eimer dreiviertel voll waren schleppte sie sie so schnell sie konnte zur Treppe und keuchte sie hinauf.
Die Tür des Vorzimmers stand in Flammen und Silvia konnte durch die Löcher und Spalten in das Zimmer sehen die das Feuer hineinbrannte. Unter Silvias festem Tritt gegen das Holz, brach die Tür zusammen und schwarze Asche wallte auf. Die Reste der Tür schwelten noch, als Silvia hastig darüber stieg.
Silvia gelangte durch dieses Zimmer mit einer Zwischentür in das Gästezimmer. Doch wieder wurde sie gestoppt, durch die Flammen, die sich im ganzen Raum ausgebreitet hatten. Ihr Blick fiel auf das Heizungsrohr an denen sie Blacky und Russel angebunden hatte und der Schrei war im ganzen Haus zu hören.

Sie schrie so lange, bis ihr die Stimme versagte und sie ließ sich auf den Boden gleiten, mit starren Blick auf das Übriggebliebene was einmal ihre Hunde gewesen waren. Immer wieder flüsterte sie die Namen ihrer Lieblinge, als könnte sie sie dadurch wieder erwecken. Doch nichts rührte sich.
Langsam drang Sirenengeheul in ihr Bewußtsein und sie rappelte sich mühevoll auf.
Sie ging mit ihren Fingern durchs Haar und dachte nur "So kann ich mich nicht vor anderen Menschen blicken lassen." Die Eimer Wasser die noch neben ihr standen waren vergessen. Und während sich das prasselnde Feuer weiterhin seinen Weg fraß, lief Silvia in ihr Zimmer, riß den Kleiderschrank auf und überlegte, was sie in der Eile anziehen könnte.

Bald hörte sie Rufe und Kindergeschrei und erhob sich von ihrem Frisiertisch. Ihre dunkelbraunen Locken schmiegten sich vorteilhaft an ihren Kopf und das dunkelblaue Kleid hob ihren geschmeidigen Körper hervor. Silvia stand auf, strich sich nochmals über das Kleid und ging zur Tür um die Feuerwehrleute in den Empfang zu nehmen.
Sie öffnete ihre Schlafzimmertür und schreckte mit einem Schrei zurück. Flammen schlugen ihr entgegen. Ihr blieb kein Ausweg. Mit Panik erfüllt lief sie zum Fenster, riß es auf und schrie um Hilfe. Doch es konnte sie keiner hören.
Die Feuerwehr war im Eingangsbereich beschäftigt die beiden Kinder zu retten, die sich am Fensterrahmen im ersten Stock festklammerten und panisch nach ihrer Mutter riefen.

Silvia rief, bis sie keine Stimme mehr hatte. Das oberste Stockwerk war fast drei Meter hoch und sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie doch noch entdeckt würde. Die Feuerwehrleute würden sie bestimmt finden. Sie würden kommen und sie holen. Ganz sicher.
Und während sie am Fenster stand und rief und sich zur Ruhe ermahnte, gab die Tür mit einem knackenden Laut nach und ergab sich den Flammen. Die Tapeten fingen an zu schwelen und der Teppich war ein gefundenes Fressen für die Flammen.

Silvia wußte bald keinen Ausweg mehr. Sie konnte weder durch die Tür noch wollte sie aus dem Fenster springen. Sie würde sich mindestens ein paar Knochen brechen doch wohl eher das Genick. Sie wußte es. Mit einem grimmigen Lächeln auf dem Gesicht erinnerte sich Silvia an die Szene als sie damals die verhasste Katze ihrer Schwester aus dem Fenster geworfen hatte. Die Angst verflog einen Moment lang und Silvia vergaß die Flammen, die versuchten ihr habhaft zu werden.
Doch bald spürte sie wieder die Hitze auf ihrem Gesicht und es bildeten sich Blasen auf ihrer Haut.
Mit einem Schreckensruf kletterte sie angsterfüllt auf den Fenstersims und blickte hinab.
Wo sollte sie hinspringen, fragte sich Silvia und suchte nach einer weichen Fläche. Doch wo sollte eine sein, wenn nur Beton unter ihr lag? Der Pool war zu weit weg, als das sie hätte hineinspringen können.
Doch Silvia hatte keine Wahl mehr. Die Hitze war mittlerweile unerträglich und sie konnte nicht länger warten, wenn sie nicht verbrennen wollte.
Zitternd kniete sie sich auf den Sims und hielt sich am Fensterrahmen fest. Sie schloß die Augen und ließ los.
Silvias Kleid wehte im Fall und es sah aus als schösse ein großer Vogel hinab um seine Beute zu ergreifen.
Der Aufprall war hart und sie blieb leblos auf dem Beton liegen.
Doch ihr Brustkorb hob und senkte sich und sie öffnete langsam die Augen. Silvia versuchte sich zu bewegen und sei es nur der kleine Finger. Doch sie konnte es nicht.

So lag sie eine Stunde da, bis man sie fand. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und man diagnostizierte Verbrennungen zweiten Grades und eine unheilbare Lähmung vom Hals bis zu den Füßen. Silvia saß die restlichen dreißig Jahre ihres Lebens im Rollstuhl oder lag im Bett. Sie wurde gefüttert, gewaschen, gewickelt.
Ihre Kinder haben sie nie besucht und ihr Mann ließ sich im gleichen Jahr von ihr Scheiden. "Wegen ihr seien fast die Kinder ums Leben gekommen und sie müßte sich im klaren sein, was wichtiger gewesen wäre,die Kinder die nebenan schliefen oder die Hunde" meinte Ben und verließ sie mit diesen Worten.
Die Kripo fand bei den Untersuchungen der Brandrückstände eindeutige Beweise und stellte das Feuerzeug sowie die Puppe sicher. Nach eingehenden Untersuchungen und Befragungen stand schnell fest, wie der Brand zustande gekommen war.

Lange sträubte sich Silvia dagegen, ihre Schuld einzugestehen, dass sie zur Strafe für ein eingenässtes Bett die Puppe verbrannt hatte. Sie verließ das Zimmer und sie sah nicht das glimmen im Papierkorb. Es war so leicht den anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Doch es ließ sich nicht umgehen das ihr bald bewußt war, was sie alles gehabt hatte und wieviel mehr sie verloren hatte.
 
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Kommentare  

Kann mich den anderen nur anschließen. Die Verbesserungen geben der Story noch einen extra Schliff. Das Ende kann jedoch noch ausgebaut werden.
Ein Sehr gut ist schon angebracht.


Redfrettchen (09.11.2003)

Nichts zu danken für den Kommentar. Danke für deinen :-)

Btw: Schreib mal ne neue Story (oder sonstwas :-) - bin mal gespannt was du sonst so drauf hast!

Graf Zahl


Graf Zahl (29.03.2003)

Besser als die erste Version, zweifellos; mehr Substanz und mehr Spannung. Trotzdem gebe ich auch hier nur vier; einzig und allein der Satz
"Die Polizei fanden wenige Wochen später ein goldenes Feuerzeug im Kinderzimmer und das in einem Mülleimer eine Plastikpuppe verbrannt worden war" verhindern die fünfe. Dieser Satz ist für mich kein Deutsch, sorry. Btw: Ich will dich nicht persönlich angreifen, sondern nur ehrlich meine Meinung sagen... wie war dein Kommentar unter meinem "Über die Pointe" gemeint? Mit dem Fragezeichen komme ich net so ganz klar.

Liebe Grüße, Graf Zahl (****)


Graf Zahl (28.03.2003)

Schließe mich an. Diese Version ist richtig ausgefeilt und dazu packender als die erste. Ich gebe auch 5 Punkte.

Metevelis (26.03.2003)

Hi Amazone


Das hast Du mehr als gut gemacht.
Jetzt hat die Story Substanz, entwickelt sich folgerichtig.
Bingo.

Gruss Lies


Lies (17.03.2003)

Oho!
Die überarbeitete Fassung kann sich wirklich sehen lassen.
Die gelangweilte Dame und ihr drang zum Alkohol kommt hier wesentlich besser rüber und die erste Szene mit der Gartenarbeit macht sie dem Leser dann endgültig unsympathisch.
Klasse.
Diesmal kann ich wirklich ruhigen Gewissens alle fünfe vergeben.


Drachenlord (17.03.2003)

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