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8 Seiten

Dort, wo das Herz war....

Schauriges · Kurzgeschichten
Seine Schritte hallten durch die nächtliche Stille.
Der eisige Novemberregen peitschte in sein Gesicht. Im zarten Flaum seines Oberlippenbärtchens funkelten winzige Eiskristalle.
Er vergrub seine Hände in die tiefen Taschen seiner Parka. Sie fühlten sich taub an. Seufzend beobachtete er seinen Atem, der wie ein feiner Nebelschleier vor seinem Gesicht schwebte.
Tränen perlten aus seinen Augen und rannen beißend über seine Wangen. Geschickt fing er sie mit der Zungespitze auf – kostete sie und genoss diesen zarten, salzigen Geschmack.
Sandy! Sandy! Sandy! Wie ein Trommelwirbel echoten seine Schritte – kündigten ihren Auftritt an. Sandy – ihr quirliges Lachen. Sandy – ihre blitzenden Augen! Sandy – ihr herrlicher Körper, ihre wunderbaren Brüste, ihre unendlichen Beine, ihr hüftlanges Haar.
Er spürte die Enge im Hals, fühlte das bittersüße Ziehen in der Magengrube, den stechenden Schmerz in der Brust .... genau dort, wo das Herz saß.
„Ich liebe dich“, vernahm er ihr zärtliches Flüstern an seinem Ohr. „Nur dir allein gehört mein Herz.“
Es klang wie eine Offenbarung. Darüber schwebte der Hauch von gemeinsamer Ewigkeit.
Ein Auto fuhr vorbei. Im Licht des Scheinwerfers tummelten sich vereinzelte Schneeflöckchen. Er wandte sich ab. Dieses Licht. Er konnte es nicht ertragen – es störte ihn in seinem Schmerz.
„Ich liebe dich“, flüsterte Sandys Stimme erneut an seinem Ohr, dem sich schallendes Gelächter anschloss. Die gleiche sanfte Stimme, die sonst an das Gurren eines Täubchens erinnerte, lachte schrill und keifend: „Es ist aus!“, und endete mit einem hysterisch „Aus! Aus! Aus!“.
Ihr Körper bebte vor Wut, sie stampfte mit dem Fuß auf, griff mit beiden Händen in die Regale und schmetterte seine präparierten Insekten, seine keltischen Artefakte, die er jahrelang akribisch gesammelt und katalogisiert hatte, zu Boden.
In lauernder Haltung stand sie inmitten der zerbrochenen Gegenstände und der zerstörten Insekten. In ihren Augen glitzerte es triumphierend.
Sie warf den Kopf zurück und lachte schrill. Ihr Bild war weg – die Fläche war blutrot und Blitze zuckten darüber.
Er spürte wie sich sein Puls beschleunigte, das Blut durch seine Adern rauschte und schnelle, dumpfe Schläge in seiner Brust hämmerten.
Er fühlte es so intensiv... genau dort, wo sein Herz saß.
Jäh tauchte Sandy wieder auf – sie posierte in seinen Gedanken, schickte ihm unter schweren Lidern lockende Blicke, räkelte sich lasziv – in Zeitlupe – auf dem Bett. Die Blöße ihres Oberkörpers wurde mit ihren langen wunderschönen Haaren, die an ein Feld mit goldgereiftem Weizen erinnerte, bis zur Hüfte bedeckt.
Ihr Gesicht so zart, so wunderschön. Ihr voller Mund - so lockend. Die rosa Zungenspitze fuhr sanft über die Lippen – sie schimmerten feucht.
Ihre Augen. Wenn man hineinsah, tauchte man ein – wie in einen tiefen, dunklen Bergsee.
Er spürte nicht den eisigen Regen, der sich mehr und mehr in Schnee verwandelte. Er fühlte nicht die kalten Flöckchen, die auf seinem Gesicht zerplatzten, sich zwischen seine Bartstoppeln hockten und wie winzige Nadeln in seine Haut pieksten.
Es war so kalt. So still. Die eisige Stille einer Novembernacht.
Ja, endlich war es still – Sandy war auch still, als wenn man ihr den Ton abgedreht hätte. Ihr Gesicht veränderte sich in eine wutverzerrte Fratze. Ihr schöner voller Mund hing verächtlich nach unten. Die wunderschönen Augen erinnerten nicht mehr an dunkle Bergseen – nun wirkten sie wie blubbernde, stinkende Tümpel in einer öden zerklüfteten Landschaft.
Abrupt senkte er den Blick zu Boden – achte darauf, dass sich seine Schritte immer auf den Platten befanden – genau auf jeder zweiten.
Nein, Sandy würde ihn nicht verlassen – jetzt nicht mehr!
Sie hatte ihm ewige Liebe geschworen. Sie hatte gesagt, dass ihr Herz nur ihm gehören würde, sie immer bei ihm bleiben würde – bis in alle Ewigkeit.
Vor Glück hatte er geweint, seinen Kopf in ihr herrliches Haar gegraben und mit den Händen darin gewühlt. Es hatte nach Sommer geduftet, glitt wie Seidenbänder durch seine Finger und war so leicht wie der Wind.
In ihren Armen hatte er manchmal geglaubt, er könne fliegen – mit ihr in den Himmel steigen und die Sterne berühren.
Wieder kam ein Auto entgegen. Die Scheinwerfer blendeten – zerstörten für Sekunden seine Erinnerung. Der Wagen fuhr an ihm vorbei.
Er zog den Kopf ein, stellte den Kragen höher – dieses Licht – o nein, es passte nicht zu seinem Schmerz, zu seiner düsteren Hilflosigkeit.
Der Schmerz in seiner Brust verstärkte sich, sein Atem ging schneller, Blut rauschte in seinen Ohren. Eine eisige Hand griff nach ihm – genau dorthin, dort, wo das Herz saß – packte zu.
Mit dem Handrücken wischte er sich die Tränen ab. Im fahlen Licht der Straßenlaternen glänzten seine Finger fast wie Schokolade.
Sandy liebte Schokolade – sie war regelrecht süchtig danach. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. Versonnen betrachtete er seine Hand. Er steckte den Mittelfinger in den Mund und lutschte daran. Das Braune schmeckte süßlich mit einem leicht metallischen Nachgeschmack. Er nahm den Finger aus dem Mund und betrachtete ihn. Er ragte zitternd und bleich in die Höhe – wie ein Denkmahl.
Scheinwerfer tauchten wie die glühenden Augen einer Halloweenmaske in der Dunkelheit auf.
Der Regen war jäh in Schnee übergewechselt und Millionen Flöckchen tummelten sich wie brummende Insekten in dem gleißenden Licht.
Es war das dritte Auto – seit er hier war – in der Kälte, in der Düsterheit – allein mit seinen Erinnerungen – den Erinnerungen, über denen sich der Hauch von Ewigkeit zu einer dicken Decke verwob und ihn tröstend einhüllte. Das Auto fuhr an ihm vorbei.
Entschlossen reckte er das Kinn in die Höhe, öffnete den Mund und fing die tanzenden Schneeflocken mit der Zunge auf. Sie schmolzen sofort dahin und kühlten und benetzten seine heiße, trockene Zunge.
Er nahm die andere Hand aus der Tasche. Sie hielt etwas umklammert – es war lang, daumenbreit und glänzte metallisch. An der Spitze waren dunkle Flecken, die im Licht orakelhaft glänzten.
„Wie Schokolade“, murmelte er halblaut vor sich hin.
Ein faunisches Lächeln grub sich in seine Mundwinkel. Sandy schob sich wieder in seine Gedanken. Sandy mit schokoladenverschmiertem Mund, wie sie die Finger ableckte und genüsslich daran saugte.
Mein Gott, stundenlang hätte er ihr dabei zusehen können, wie sie diese braune, köstliche Süßigkeit gierig verschlang.
Wie sehr hatte er sie geliebt – liebte sie noch – nur Gott allein wusste es.
Impulsiv drehte er sich um, setzte einen Fuß vor den anderen – ging zurück – daher, wo er gekommen war. Er spürte eine unerklärliche Unruhe, ein ängstliches Gefühl kroch in ihm hoch.
Er musste nach Haus. Zu ihr. Sandy wartete gewiss schon auf ihn.
Inzwischen hatte sie sich beruhigt – das wusste er.
Er hatte sie beruhigt – kurz und blitzschnell!
Jetzt sagte sie nichts mehr – nicht ein einziges Wort kam mehr über ihre Lippen. Nur ihre Augen hatten so einen merkwürdigen Ausdruck bekommen – hatten ihn fixiert - starr und ungläubig, gepaart mit Entsetzen.
Und auf einmal überkam ihn eine innere Zufriedenheit, die sich triumphal in ihm ausbreitete.
Endlich hatte er mal den Mut gehabt, sie in ihre Schranken zu weisen. Hatte ihr gezeigt, wer der Mann im Haus war!
Nicht mal den Bruchteil einer Sekunde hatte er gebraucht, um sie davon zu überzeugen, dass sie bei ihm bleiben musste – für immer!
Schließlich hatte sie es ihm versprochen – ihm immer wieder diese betörenden Worte, die jedes Mal wollüstige Schauer über sein Rückgrat jagten, zugeflüstert – ihm gesagt, dass sie ihn über alles liebe, dass ihr Herz nur ihm gehöre, sie für einander bestimmt waren – bis in alle Ewigkeit.
Erleichtert atmete er auf. Ja, er hatte richtig gehandelt. Er hatte sie daran gehindert, einen Schwur zu brechen. Jetzt würden sie vereint bleiben – bis in alle Ewigkeit – genauso, wie es das Schicksal für sie bestimmt hatte – für ihn und für Sandy.
Jetzt sah sie es bestimmt ein. Er brauchte sie nur in die Arme nehmen.
Ihr Kopf würde sich willig – wie leblos - an seine Schulter schmiegen.
Er lächelte, als sofort der wunderbare Duft ihres Haares in seine Nase kroch und er die seidigen Strähnen, die leicht wie der Wind durch seine Finger glitten, spürte.
Sie würden sich lieben – zum Himmel empor steigen und die Sterne berühren.
Mit keinem einzigen Wort würde Sandy diese Harmonie zerstören.
In seiner Magengegend schickten sich Millionen von Schmetterlingen zum Glücksflug an. Ein erregendes Kribbeln kroch in seine Hoden. Er fühlte diese prickelnde Erektion seines Gliedes - dieses Verlangen, das durch seinen Körper rieselte.
Ungeduldige Erwartung hämmerte in seiner Brust – genau da, wo das Herz saß.
Er musste zu ihr. Sofort. Er hatte sie einfach alleine gelassen – war kopflos in die kalte Nacht gerannt.
Nie wieder würde er dies tun – nie wieder, denn Sandy hatte es erkannt, dass er sie liebte, dass sie ihn liebte – immer – bis in alle Ewigkeit.
Er beschleunigte seine Schritte. Zum Schluss rannte er.
Mit fahrigen Händen versuchte er die Haustür zu öffnen. Mehrmals fiel ihm der Schlüssel klirrend zu Boden, bevor er sich quietschend im Schloss drehte. Knarrend sprang die Tür auf.
„Sandy!“, rief er. „O Liebling, ich bin wieder da!“
Achtlos warf er die Parka zu Boden, stürmte ins Wohnzimmer und achtete nicht auf die Splitter, die zerbrochenen Gegenstände und den verwüsteten Insekten – er hatte nur noch Augen für sie.
Sandy. Da lag sie. Inmitten der Schreiben. Ihre Augen weit aufgerissen.
Ihr Blick wirkte starr, ungläubig und leicht entsetzt – ihr Mund bleich und fragend.
Sein Atem rasselte vor Erregung.
Er griff unter ihre Schultern und ihr Kopf sackte nach hinten. Am Hals klaffte eine riesige Wunde. Noch immer sickerte das Blut in dünnen Rinnsalen heraus, hatte das Oberteil ihres weißen Hausanzuges durchtränkt und war bräunlich erstarrt.
„O Sandy, mein Liebling“, flüsterte er mit erstickter Stimme, schob seine Hand in den Nacken und vergrub seinen Kopf in ihrem Haar.
Spielerisch nahm er eine Strähne in den Mund und nuckelte daran – sie schmeckte wunderbar nach Sommer, leicht süßlich mit einem metallischen Nachgeschmack. Erregt rieb er sein Glied an ihren leblosen Unterkörper. Orgastische Wogen benebelten seine Sinne, fluteten heiß und heftig durch seinen Körper – er schrie auf, ganz Tier, als es ihm kam – blitzschnell.
Schwer keuchend, der Schweiß perlte über sein Gesicht, hing er erschöpft an ihrem Körper.
„Sag, dass du mich liebst“, raunte er an ihrem Ohr. „Sag, dass wir zusammenbleiben – für immer und ewig!“
Erwartungsvoll und mit klopfendem Herzen lauschte er auf ihr betörendes Geständnis. Nicht ein Ton kam über ihre blutleeren Lippen.
„Sag es!“, brüllte er und schüttelte sie. Ihr Klopf klappte nach hinten. Die Wunde am Hals riss auf und leicht gedicktes Blut quoll erneut heraus.
Das Gewicht ihres Körpers riss ihn mit zu Boden.
„Sag es! Sag es!“, flehte er. „Sag es!“, und bedeckte ihr Gesicht mit vielen kleinen Küssen. Seine Zunge glitt zärtlich über ihre Lippen und schmeckte das Blut – so süß und leicht bitter mit einem metallischen Geschmack.
Gierig, wie ein ausgehungertes Tier, hieb er seine Zähne in die klaffende, noch leicht blutende Wunde an ihrem Hals und saugte daran schmatzend. Schwarze und rote Schleier tanzten vor seinen Augen, grelle Blitze schossen wie Feuerbälle dazwischen.
In seinen Ohren erklang Orgelgetöse, ebnete ab und endete in höhnischem Gelächter. Jäh kreischte eine fremde Stimme: „Du Narr! Sandys Herz hat dir nie gehört. Es ist ihr Herz. Es gehört nur ihr allein!“
Es traf ihn wie ein Peitschenschlag. Abrupt löste er sich von ihr. Wer hatte das gesagt? Wer wagte es, ihn zu verhöhnen, ihm Sandys Herz streitig zu machen? Wer?
Sandy war sein! Sein für immer und in alle Ewigkeit.
Seine Gedanken überschlugen sich, stolperten durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dazwischen tauchten kreisende und flirrende Gesichter und nebelhafte Fratzen auf begleitet von hämischem Gelächter. Dumpf hallte in ihm der Satz nach: „Du Narr! Ihr Herz gehört nur ihr... nur ihr... nur ihr... ihr ganz allein!“
Gehetzt sah er sich um. Sein Blick fiel auf eine faustgroße schimmernde Kugel.
Fein gehämmerte Riefen zierten die bronzene Hülle.
Die Erkenntnis traf ihn mit solch einer Wucht, dass ihm der Atem stockte. Ein irres Lachen rollte durch seinen Hals. Das war die Lösung!
Die bronzene Kugel, ein keltisches Artefakt, das man in vorchristlichen Zeiten für ein grausiges Ritual benutzte, um die Seelen seiner Feinde für immer zu fangen.
Dieser keltische Seelenfänger konnte ihn von seiner Angst, Sandy zu verlieren, befreien. Er würde ihr Herz in diese Kugel legen, sie mit den eisernen, runenverzierten Ringen verschließen – genauso, wie es seinerzeit die Kelten taten. Solange ihr Herz in dieser Kugel war – war ihr Seele nicht frei und das Herz gehörte dem Besitzer der Kugel.
Ein irres Kichern raunte ihm entgegen.
Seine Hände zitterten. Er musste etwas unternehmen – sofort!
Niemand sollte ihm Sandys Herz streitig machen. Sie hatte es ihm versprochen. Es gehörte nur ihm! Ihm ganz allein.
Gott war sein Zeuge.
Er griff unter Sandys Schultern und zerrte ihren leblosen Körper in die Küche. Keuchend hievte er den Leichnam auf den Küchentisch. Hektisch riss er eine Schublade nach der anderen auf, fluchend wühlte er darin und warf sie wütend wieder zu. Schwer atmend stützte er sich auf der Stuhllehne ab, hob seinen Kopf und ließ den Blick kreisen.
Das elektrische Küchenmesser! Ja, das war es! Es hatte einen starken Motor und eine scharfe, feingezackte Klinge. Damit konnte man spielend große Fleischstücke, die sich um den Knochen schlossen, sogar in Scheiben teilen.
Ungeduldig schob er Sandy das T-Shirt bis zum Hals, setzte das elektrische Küchenmesser in Betrieb und zertrennte ihren champagnerfarbenen BH, dessen zarten Blüten sich rostrot und krustig abhoben.
Zuerst durchtrennte er drei Rippen, bevor er ein kreisrundes, handtellergroßes Loch aus ihrem Brustbein heraussägte.
Schweiß perlte von seiner Stirn, fing sich in seinen Augenbrauen, rann über die Nase, tropfte auf ihr Gesicht.
Nie hätte er es für möglich gehalten, wie viel Kraft und Konzentration man dafür brauchte, um einen Brustkorb zu öffnen ohne das Herz zu verletzen.
In der Werkzeugkiste fand er einen Meisel, damit hob er die Knochendecke ab.
Mit der Präzision eines Chirurgen löste er Sandys Herz heraus, Geschafft. Sandys Herz – nicht größer als eine Faust, lag auf seiner Hand.
Ein Lächeln huschte über sein erschöpftes Gesicht, nistete sich glücklich in seine Mundwinkel.
Kichernd legte er Sandys Herz in die bronzene Kugel und verschloss sie mit den eisernen, runenverzierten Ringen.
„Mein Herz“, stammelte er überwältig und küsste den Behälter.
Er hielt ihn über Sandys Gesicht und flüsterte andächtig: „O Liebling, nun kann uns nichts mehr trennen! Dein Herz gehört nun mir. Mir ganz allein, bis in alle Ewigkeit!“
Irritiert hielt er plötzlich inne. Dieses große klaffende Loch, dort wo ihr Herz gewesen war – sah so dunkel, so drohend aus. Das rohe Fleisch, die durchtrennten Rippen, Sehnen und Muskeln verschandelte ihre Schönheit.
Aufgeregt leckte er sich über die Lippen. Dagegen musste er etwas tun. Jetzt sofort! Nichts sollte Sandys Schönheit entstellen.
Er zog den Leichnam aus, legte ihn in die Badewanne.
Hingebungsvoll säuberte er Sandys toten Körper, goss in rauen Mengen Quarzgel, das er zum Präparieren seiner Insekten benutzte, auf die Wunden, damit kein Sekret mehr durchsickern konnte.
Aus der Kommode fischte er ein traumhaftes Negligee, das er Sandy zum Geburtstag geschenkt hatte, und streifte es ihr über.
Hingebungsvoll, mit geschickten Händen, schminkte er den blutleeren Mund zart, betonte mit Schatten sanft die Lider, bürstete Wimpern und Augenbrauen und mattierte mit Puder die bleichen Wangen bis sie fein und sanft schimmerten.
Selbstgefällig musterte er sein Werk.
Sandy war schön. Sooo schön! So wunderschön! Nur wenige Griffe waren nötig gewesen, um die Vorzüge ihrer Natur zu unterstreichen.
Gleich morgen würde er sich auf den Weg machen und genügend Präparationssalz und Quarzgel besorgen, um ihren Körper zu schützen. Sandy würde so schön bleiben wie bisher, sich kein bisschen verändern – genau wie seine Insekten – sie alterten nicht einen Tag.
Ja, Morgen! Morgen würde er gründlich aufräumen.
Sandy liebte ein gemütliches Ambiente, einen gewissen Stil und vor allem Sauberkeit.
Er hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer.
Ihre Glieder waren nicht mehr so geschmeidig wie noch vor wenigen Stunde. Es war sehr mühsam und dauerte lange, bis er mit ihrer verführerischen Pose zufrieden war.
Er setzte sich ans Fußende und hielt die bronzene Kugel zwischen seinen Knien. Er irrer Glanz schimmerte in seinen Augen und er ergötzte sich an Sandys Anblick.
Das Negligee war über die Hüfte verrutscht und zeigte ihre atemberaubende Beine.
Ihr Haar, das an Sommer und an ein goldgelbes Weizenfeld erinnerte, wallte über ihre Brüste und verdeckte die klaffende Wunde – dort, wo ihr Herz gewesen war...

(erscheint voraussichtlich im Herbst 2003 im LACRIMA-Verlag in Schattentränen III)
 
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Diese Geschichte ist phantastisch. Liebe macht besessen, er will sie besitzen. Ein schauriger Einblick in die seelischen Abgründe eines Psychopathen, gewürzt mit einem Hauch von Boshaftigkeit und feinstem schwarzem Humor erster Güte.
Einfach nur klasse.


Benjamin Reuter (03.05.2003)

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