1


2 Seiten

Der stille Ozean

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Einmal war ich hier, an diesem Ort, der mit nichts anderem zu vergleichen war. Ich stand einfach nur da und spürte wie der sanfte Hauch eines warmen Sommerwindes um meinen sensiblen Nacken schlich. Ich hörte das Rauschen des weiten Meeres und fühlte jene Geborgenheit, die nur noch ein kleiner Fleck auf meiner rar gewordenen braunen Haut war.
Es war einmal alles anders, nur heute bemerkte ich, dass jenes Leben, welches ich bis heute lebte, kaum jemand bemerkt hatte. Es war niemand anders als mein Dad, den mir Gott nach dem großen Hausbrand übriggelassen hatte. Mom hatte es aus den lodernden Flammen nicht mehr geschafft. Nur mein Dad. Sie war mein Fels in der Brandung. Wir zogen fort und mit uns unsere Erinnerungen, ferner der Schmerz über die Verluste. Ich blieb ehrlich und zurückgezogen. Mein Interesse an Fremden schwand und so fand ich mich an jenen Tagen, wo die Traurigkeit überhand über mich ergriff, am Strand und seiner einsam wirkenden Gleichgültigkeit wieder. Der tiefe Ozean gewann genau soviel wie er verlor. Er spülte Muscheln und andere Dinge an den Strand, die in seiner Welt sicherlich ihren Platz gefunden hatten. Es gab Tage, da verlor er diese Dinge, es gab aber auch Momente, wo er sie sich zurückholte, weil er sie benötigte wie seine innere Ruhe, die ihn so stark machte.

Und da stand ich nun, allein und einsam am Strand. Das kalte Wasser berührte meine Zehenspitzen. Und so kehrte ich jeden Tag zum Stillen Ozean zurück, in der Hoffung, dass er mich eines Tages gleichfalls mitnahm, in seine stille Tiefe.

Fortsetzung: 15.5.2001

„Ich habe einmal das gleiche gefühlt wie du“, sprach eine tiefe Stimme zu mir. Erschrocken drehte ich mich um. Im ersten Moment spürte ich die Angst, wie sich mich wie ein Mantel festhielt. Wer war dieser Mann? Dunkelhaarig und groß. Er trug einen schwarzen Mantel und sein Blick verriet mir, dass er nicht nur für die naheliegenden Dinge des Lebens ein Gespür hatte.
Ich sah ihn mit meinen großen und fragenden Augen an. „Wer sind Sie?“, fragte ich stirnrunzelnd. Wie erstarrt stand ich da und wagte mich nicht zu rühren. Ich fürchtete mich vor den Konsequenzen, denn wer wusste schon was das für ein Mensch war?
Er holte tief Luft, während sein Blick über den stillen Ozean schweifte. „Ich weiß, was du fühlst und vielleicht auch was du denkst.“ Er machte eine herablassende Handbewegung ins Richtung des an den Strand brechenden Wassers. „Spürst du es, wenn das Wasser den Strand heraufkriecht um dann wieder in den Ozean zurückzufließen?“
„Was soll ich da spüren?“, fragte ich Achselzuckend. Ich wusste noch immer nicht, wer er war und was er von mir wollte.
„Den Reiz, mit dem stillen Ozean zu gehen. Das Leben, welches sich dahinter verbirgt. Den Klang und das Gespür der Stille?“
Freilich versuchte ich die Ignoranz meiner Neugierde zu verdrängen, aber es fiel mir nicht leicht, wenn er in schleierhaften Worten versuchte, sein hier sein zu begründen.
„Ich wünschte, dass es wahr wäre, die Legende, mit der man endlich frei wäre.“ Ich sah zu ihm auf. „Ist sie wahr?“ Nach dieser Frage drehte ich mich um, um den Ozean zu spüren. Als ich mich dann umsah und auf meine Frage wartete, war er verschwunden. Nur noch der stille Ozean und ich, und das Rauschen.


Fortsetzung
folgt
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

ich find das ganze ziemlich trivial. da sträuben sich mir beinahe meine "sensiblen" nackenhaare, wenn ich so etwas schwülstiges lese.

nix für ungut

h.


stundenhotel (10.10.2004)

Hi Marco!!!

Endlich habe ich mir die Zeit genommen,
um auch mal was von dir zu lesen. Ich muß
sagen, es hat sich gelohnt. Mach weiter so.

Keep in contact

Julia


Julia (21.07.2001)

Es ist immer wieder schön ,wenn ich auf diese Addy gehe festzustellen das wieder eine neue Geschichte von dir da ist,ich hoffe das noch viele folgen werden,weil ich sie mit Begeisterung lese,auch wenn sie oft sehr traurig sind.

Ulla (10.05.2001)

auch diese geschichte spricht mein herz an. mir fällt auf, dass ich da einen zusammenhang sehe, mit einem traum, ein wunschtraum, oder ein reller wunsch.
gruß edith


edi (10.05.2001)

Supertraurig und herzergreifend...!
Echt großartig geschrieben, Marco!
Deine Geschichten faszinieren mich immer und immer wieder, und ich könnte sie immer und immer wieder lesen...!!!
Einfach spitze!


Stephanie (09.05.2001)

Auch wenn diese Geschichte sehr kurz ist ,sagt sie sehr viel aus,mach weiter so.


Jana (09.05.2001)

Es ist ne schöne aber traurige Geschichte. Möchte am lîebsten mit DIR an diesem stillen Ozean sein und den Sonnenaufgang erleben.
Mach so weiter
In Liebe
Nadja


Nadja (09.05.2001)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Dunkle Momente - Inhaltsangabe  
Ich gehe fort - Inhaltsangabe  
Der Geist im Flur  
someOne neW  
Das Piano  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De