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Fort von mir

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Der See erstreckt sich vor mir. Dunkelblau und unergründlich. Die Sonne verblutet und ergießt ihr Blut im sanften Treiben. Die Möwen kreischen wie sie es vor einiger Zeit getan haben. Nichts hat sich verändert. Ich sitze auf der Parkbank und halte deinen Brief in meinen Händen. Fühle deine imaginäre Nähe. Ich drehe mich zur Seite. Du schaust mich an. Lächelst. Der Wind spielt mit deinen Haaren und verliert sich im Kastanienblatt, das sanft auf deinen rechten Arm landet. Deine Augen fangen das Licht ein und reflektieren es. Ich will deine Hand ergreifen, doch du bist nicht da. Ein Trugbild. Mein ganzes Leben besteht aus Trugbildern. Bilder von deinem Gesicht, die mich verfolgen. Warum habe ich zu spät erkannt, dass ich der Einzige war, der dir hätte helfen können? Doch ich war blind. Blind und voller naiver Träume, die ich verwirklichen wollte. Du hast immer gelacht und mit deinem Zynismus meine kleine Welt auf den Kopf gestellt. Das konntest du. Mich verunsichern. Von niemanden habe ich mir in meine großen Pläne reinreden lassen, doch du…du konntest das. Mit einem Wimpernschlag holtest du mich in die Realität zurück. Oft war es schmerzhaft, aber auch notwendig. In diesen Momenten habe ich dich gehasst. Allerdings nur für wenige Sekunden, denn sofort erfüllte wieder tiefe Zuneigung mein Herz. Ich habe dir immer meine Sorgen erzählt. Hast mir zugehört, mich getröstet. Und nun bist du weg. Dein Leben hast du selbst ausgelöscht. Die Einsamkeit ist mein täglicher Begleiter. Alles schmeckt nach dir. Der Regen wenn er fällt, das Rauschen der Bäume hier im Park und das Wegträumen von dieser Welt. Ich wünsche du würdest aus meinen Träumen verschwinden, nur für eine Nacht mich verlassen. Vielleicht auch für länger. Ich glaube so könnte ich wieder anfangen zu leben. Aber will ich das denn? Wenn ich diesen Teil meiner Seele unterdrücke, spüre ich ihn unter einer Decke des Vergessens. Du…Habe ich dir eigentlich jemals gesagt, dass du die Erste warst, bei der ich mich so gefühlt habe? Glücklich und frei. In meiner Verliebtheit übersah ich den Aspekt, dass deine Augen oft traurig in die Leere umherschweifteten. Auf der Suche nach etwas, was du bei mir nicht finden konntest. Ich erinnere mich an den letzten Abend. Wir saßen im Restaurant und tranken Kaffee. Ich musste noch extra Milch nachbestellen, weil du diese Farbmischung so mochtest, wenn Milch und Kaffee ineinander verschmelzen. Wir haben über alles geredet. Du warst merkwürdig gesprächig und fingst von deiner Zukunft zu träumen. Ehe ich es mich versah, befand ich mich mit dir mitten auf einer Phantasiereise rund um den Globus. Leider kämpfte die Zeit gegen uns und so musstest du los. Ich küsste dich auf die Wange, ein letztes Lächeln und dann bist du aus der Tür und aus meinem Leben gegangen.
Der Brief liegt in meiner Hand. Ich glaube verstehen werde ich es nie und doch weiß ich eins: ich werde dich immer lieben.
 
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