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15 Seiten

Schöne Jugend

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
On the third day he took me to the river
He showed me the roses and we kissed
And the last thing I heard was a muttered word
As he stood smiling above me with a rock in his fist
Nick Cave: Where the wild roses grow


Als die Sonne in ihrem tiefsten Rot langsam am Horizont verschwand und der Mond aufging, standen Johannes Michelsen, seine Frau Jana und seine kleine Tochter Julia unter der alten Kastanie und hielten eine Schweigeminute ab. Ihre Katze war am Abend nach langer Krankheit gestorben, und um die Trauer des fünfjährigen Mädchens ein klein wenig aufzufangen, hatten Johannes und Jana dem Tier in einer würdigen Zeremonie das letzte Geleit gegeben. Nach dem Begräbnis zogen sich alle drei in das große Bauernhaus zurück, Jana brachte die Kleine ins Bett und Johannes entzündete ein prasselndes Feuer im Kamin. Draußen war es inzwischen dunkel geworden, vereinzelte Sterne blinkten am Himmel und ein leiser Windhauch spielte mit den Wipfeln der Bäume. Als Jana ins Wohnzimmer kam, hatte Johannes bereits eine Flasche Rotwein geöffnet und zwei Gläser bereitgestellt. Er setzte sich zu seiner Frau aufs Sofa, legte den Arm um ihre Schultern und fing an, sie zärtlich am Hals zu küssen. Die Situation hätte völlige Harmonie ausstrahlen können, wenn Jana sich nicht plötzlich von ihm abgewendet und seine Zärtlichkeiten barsch zurückgewiesen hätte. Irritiert fragte Johannes, was denn los sei, ob der Tod der Katze sie mitgenommen habe oder ob sie sonstige Sorgen habe. Das einzige, was die junge Frau zur Antwort gab, war: „Du bist sowas von zum Kotzen normal, dass es auf keine Kuhhaut mehr geht!“ Na, wenn die wüsste, dachte sich Johannes und leerte sein Weinglas in einem Zug.

Von der Arbeit fuhr Danny auf direktem Weg nach Hause, missachtete alle Geschwindigkeitsbeschränkungen und überfuhr manche rote Ampel. Nur einmal musste er bremsen, als vor ihm ein Auto ein Kind anfuhr. Bremsen kreischten, es war als hielte die Welt für einen Augenblick den Atem an, dann flog der Körper des Kindes durch die Luft und landete einige Meter weiter auf dem Asphalt. Danny wusste, er hätte entsetzt sein sollen, doch übte das Schauspiel eine Faszination auf ihn aus, die keinesfalls von Mitleid geprägt war, sondern vielmehr von Interessen und einer lustvollen Begeisterung für das gerade gesehene. Als alle wieder zu atmen begannen, dem schreienden Kind zu Hilfe eilten und den Krankenwagen riefen, fuhr Danny an der Unfallstelle vorbei, warf einen letzten Blick auf den blutenden Körper, der mit verdrehten Beinen auf der Straße lag, und setzte dann seinen Heimweg fort.
Wie immer parkte er seinen Golf in der Garageneinfahrt seiner Eltern und ging durch die Hintertür ins Haus. Zuerst duschte er, um jeden Gedanken an den Arbeitstag loszuwerden, und holte sich unter der Dusche einen herunter, dann machte er sich ein Tomatenbrot und verschwand mit seinem Abendessen im Keller. Seine Mutter, die im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß und ihm etwas zurief, beachtete er nicht, sie wollte sowieso nur nerven. Nur zu gerne wäre er aus diesem spießigen Kleinstadtleben ausgebrochen, hätte sich in Berlin oder Köln oder einer anderen Metropole eine eigene Wohnung gesucht und hätte endlich ein selbstbestimmtes Leben geführt. In der Anonymität der Großstadt würde er sich endlich nicht mehr verstellen müssen, bräuchte nicht mehr die Rolle des netten Jungen spielen, und könnte tun und lassen, was er wollte.
Er verschloss die Kellertür, damit weder seine Mutter, noch sein Vater ihn stören würden, dann setzte er sich an den Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. Während er sich ins Internet einwählte, biss er in das Tomatenbrot, kleckerte, und ein wässriger Fleck bildete sich auf seinem T-Shirt. Noch einmal musste Danny an das angefahrene Kind und das Blut auf der Fahrbahn denken und zugleich an seine Faszination als er es jammernd seinen Kampf gegen die Schmerzen ausfechten sah. Er schob den Gedanken fort und öffnete dann die Seite mit dem Chatroom. Bevor er sich ins Gespräch mischte und nach neuen Kontakten suchte, überflog er schnell noch seine Mails und verfasste selbst jene, die ihm schon den ganzen Tag unter den Nägeln brannte.

Sie fanden das Mädchen am Leineufer, ihre Haut blass, die Lippen rot, ihr Körper lag ausgestreckt in grünen Schilf. Die Augen hielt sie geschlossen als schlafe sie, einen langen, tiefen Schlaf, aus dem sie niemals wieder erwachen würde. Ihr Körper musste einst sehr schön gewesen sein, jung und anmutig, doch jetzt war er der wilden Natur ausgesetzt, und das schon länger, so wie es aussah. Martens beugte sich über sie, ließ seinen Blick auf ihrem ebenmäßigen Gesicht, den vollen Lippen und ihren bleichen, wie aus Marmor geformten Brüsten ruhen. Zweifellos war sie schön gewesen, auch wenn der Tod seine Spuren hinterlassen hatte. Der rote Lippenstift auf ihrem Mund leuchtete wie eine Blume zwischen dem Schilf, er war es auch, den Spaziergänger zuerst sahen, bevor sie die Leiche entdeckten.
Jetzt räumte Martens das Feld für die Kollegen von der Spurensicherung, die sofort an Ort und Stelle mit der Untersuchung der Leiche und des Tatortes begannen. Martens wusste, es war höchste Zeit, die Eltern des Mädchens zu benachrichtigen, auch wenn sie schon länger tot war, hatte er sie sofort erkannt, hatte sich sofort an das Foto erinnert, dass ihm die Eltern gegeben und das daraufhin in allen Zeitungen abgebildet worden war. Jetzt würde er ihnen erklären müssen, dass ihre vermisste Tochter wieder aufgetaucht war, wenn auch anders als sie es sich erhofften. Schon vor über zwei Wochen war das Mädchen als vermisst gemeldet worden, ein Fall wie dutzende andere auch, und nur in ihren schlimmsten Befürchtungen hatten die Eltern sich diesen Ausgang ausgemalt. Nun würde Martens ihnen mitteilen müssen, dass das Mädchen nicht, wie er angenommen hatte, von daheim weggelaufen war, und er würde die Vorwürfe über sich ergehen lassen müssen, dass die Polizei es nicht geschafft habe, diesen Mord zu verhindern. Wahrscheinlich war die Kleine sogar weggelaufen, und war dann ihrem Mörder begegnet. Wer konnte das schon sagen? Martens kannte genügend dieser Fälle, in denen Eltern nicht mit ihren Kindern klarkamen, diese dann wegliefen und meist nicht oder erst nach Jahren der erfolglosen Suche wieder auftauchten. Er hatte kein Verständnis für Eltern, die es soweit kommen ließen und fragte sich, in welch einer Welt er lebte, wenn ein harmloser Streit derart eskalierte. Männer schlugen ihre Frauen, Eltern missbrauchten ihre Kinder, Mörder quälten und töteten ihre Opfer, wohin sollte das alles noch führen?
Er hoffte nur, die Obduktion würde ihm Hinweise liefern, die diesen Fall voranbrachten, doch im Grunde zweifelte er daran. Zu oft fand man Leichen, deren Mörder nie gefasst wurden, zu oft verschwanden Jugendliche spurlos, und niemand bekam je ein Lebenszeichen. Und die Täter wurden immer jünger, waren oft selbst noch Kinder, die kaum verstanden, was sie taten. Gerade in den letzten Wochen und Monaten gingen bei der Polizei wieder gehäuft Vermisstenmeldungen ein, die kaum noch jemand aufmerksam bearbeitete, weil es doch nichts brachte, und die dann nach Jahren auf dem großen Stapel der ungelösten Fälle landeten.
Wenig später wurde Martens noch einmal zum Fundort der Leiche gerufen, seine Kollegen hatten eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Eine Familie Ratten hatte sich in dem toten Körper eingenistet, sie lebten von der Leber und der Niere des Mädchens und von ihrem Blut. Durch diesen Tatbestand würde es schwer werden, brauchbare Spuren zu finden, dachte Martens und wandte sich ab. Was denn mit den Ratten geschehen solle, wollten die Kollegen wissen, und Martens antwortete, sie sollen sie ins Wasser werfen, schließlich haben sie eine schöne Jugend gehabt und das war schon mehr als man erwarten könne. Noch im Weggehen hörte Martens das Quieken der Tiere, und er war froh, als er endlich seine Autotür schließen und alle Geräusche draußen lassen konnte.

Tags darauf saß Johannes in seinem Büro mit Blick auf die Hamelner Altstadt, in dem er als Werbegraphiker arbeitete und checkte seine E-Mails. Das meiste davon war Werbung, aber eine fesselte seine Aufmerksamkeit und er las sie sich mehrmals durch und antwortete dann umgehend. Wenig später rief er zuhause an und teilte Jana mit, er müsse heute länger arbeiten und würde erst sehr spät heimkommen. Die wenigen Stunden bis zum Feierabend vergingen wegen seiner Vorfreude auf den Abend wie im Fluge, und als es endlich soweit war, setzte Johannes sich sofort in seinen Audi und raste los.
Der Absender der Mail nannte sich Dirty Danny, und hinter diesem Namen verbarg sich ein achtzehnjähriger Junge, den Johannes vor ein paar Tagen im Chat kennen gelernt hatte, und der offenbar über das Internet nach Abenteuern suchte. Die konnte er haben. Johannes wusste, dass dieser Danny in Salzgitter als Elektriker arbeitete, einen aufgemotzten Golf fuhr, der offenbar sein Ein und Alles war und bisher niemandem etwas von seinen Neigungen erzählt hatte. Nach nur wenigen Gesprächen im Chatroom hatte Johannes ihn gefragt, ob sie sich nicht einmal treffen wollten, dann könne er ihm endlich auch einmal vieles zeigen, worüber sie bisher nur geredet hatten. Der Junge, der es offenbar dringend nötig hatte, stimmte sofort zu, und heute hatte er per Mail bescheidgegeben, er könne sich abends auf einem Parkplatz an der A2 mit Johannes treffen. Und genau diesen Parkplatz steuerte Johannes jetzt an.

Martens hatte nicht vorgehabt, sich lange bei den Eltern des Mädchens aufzuhalten, und schon gar nicht hatte er ihnen heute schon wieder unter die Augen treten wollen. Doch ein Anruf hatte ihn erreicht, die Eltern hatten sich noch in der Nacht weitere Gedanken gemacht und schließlich den Computer ihrer Tochter genauer unter die Lupe genommen. Vor diesem saß Martens jetzt und überflog einige E-Mails, die offenbar die letzte Korrespondenz der Toten darstellten. Die Mails waren eine Art Liebesbriefe an einen Jungen, den sie im Chat kennen gelernt hatte, und die Eltern verlangten nun von der Polizei, dieser Spur nachzugehen. Leider kam es immer wieder vor, dass Eltern sich an jeden Strohhalm klammerten, wenn sie der Auffassung waren, die Polizei würde ihre Sache nicht mit dem nötigen Einsatz verfolgen. Nur zu gut wusste Martens, was es bedeutete, zu akzeptieren, dass man ein Kind verloren hatte, denn schließlich war er oft genug der Überbringer schlechter Nachrichten gewesen. Meist dauerte es einige Wochen oder Monate bis die Eltern anfingen zu begreifen, dass sie nichts mehr tun konnten, und bis dahin gab es oft eine Phase des verzweifelten Handelns und dann eine der Beschuldigungen gegen die Polizei. Es war nicht so, dass es Martens an Mitgefühl mangelte, auch er hätte den, der das junge Mädchen ums Leben gebracht hatte, gerne hinter Gittern gesehen, nur kannte er die Fakten des Falles und wusste, wie aussichtslos die Aufklärung war. Das Mädchen war von zuhause weggelaufen, ohne zu sagen, wohin sie ging, und was dann geschehen war, würde vermutlich niemand je rekonstruieren können. Dennoch las Martens sich die Mails artig durch und suchte nach versteckten Hinweisen darin. Der Absender stellte sich als achtzehnjähriger Jugendlicher vor, der bei seinen Eltern lebte und gerade eine Ausbildung machte, das einzig ungewöhnliche waren seine sexuellen Vorlieben, die er zwar nur andeutete, aber die Martens sich auch nicht genauer ausmalen wollte. Doch in einer derart dekadenten Welt war vermutlich nicht einmal das ungewöhnlich, und auch sonst wies nichts in diesem Geschreibsel darauf hin, dass es sich um einen Psychopaten und Mörder handeln könnte.
Nach Beendigung seiner Lektüre, die, wenn auch nicht vollständig erhalten, keine Hinweise auf ein geplantes Treffen der beiden Jugendlichen enthielt, versicherte Martens den Eltern, er würde der Spur nachgehen und sich melden, sobald er neue Ergebnisse hatte. Genaugenommen wusste er aber, dass es nur Zeit und Mühe kosten würde, den Absender der Mails ausfindig zu machen, und dass dies nur dann geschehen würde, wenn es irgendeinen Anhaltspunkt dafür geben sollte, dass das Mädchen sein Opfer gekannt hatte. Daran glaubte Martens jedoch nicht, er vermutete vielmehr, dass man überhaupt keine brauchbaren Spuren an der Leiche und am Tatort finden würde, was dann im Klartext hieß, dass man auf Berichte von Augenzeugen hoffen musste und jenen dann nachging, ganz egal, wie wenig das auch bringen würde. Als Martens wieder in sein Auto stieg, verfluchte er seine Arbeit und wünschte sich, es wäre schon Feierabend, damit er endlich gemütlich vor dem Fernseher sitzen und sehen konnte wie seine Kickers heute endlich gegen die Flaschen von Rot-Weiß gewannen. Leider lagen bis dahin noch etliche Stunden vor ihm, die er mit lästiger und unangenehmer Arbeit verbringen musste.

Schon von weitem erkannte er den tiefergelegten knallroten Golf, und davor eine schlanke Gestalt, die von einem Bein auf das andere trat und scheinbar kaum erwarten konnte, was heute noch passieren sollte. Mit quietschenden Reifen kam Johannes neben dem Jungen zum Stehen und stieg aus. „Hi, du musst Johannes sein“, begrüßt ihn der Kleine, „wie geht’s?“ Statt einer Antwort grinste Johannes nur fies und rammte ihm ohne Vorwarnung sein Knie zwischen die Beine. Danny brach stöhnend zusammen, worauf Johannes ihn an den Haaren wieder auf die Füße zerrte und in sein Auto schob. Der würde schon noch lernen, was sich gehörte, dachte er sich, stieg selber auch ein und fuhr los. Er wusste nicht, was Danny erwartet hatte, sondern erinnerte sich nur an die Unterhaltungen im Chat, und dort hatte der Junge mehr als nur einmal betont, er stehe auf eine härtere Behandlung, auf Schmerzen und auf eine gewisse Brutalität. Die konnte er gerne haben, und wenn er ein Neuling in der Szene war, wäre er früher oder später sowieso an jemanden geraten, der ihm zeigte wie der Hase lief. Johannes trat das Gaspedal voll durch und lenkte den Wagen in Richtung Hannover, er wollte auf dem schnellsten Wege zu seinem Appartement gelangen, das er genau für solche Zwecke gemietet hatte. Sein Beifahrer hatte sich inzwischen wieder erholt und starrte ihn jetzt erwartungsvoll an. Zu sprechen traute er sich offenbar nicht mehr, aber bis jetzt schien ihm die Situation alles andere als unangenehm zu sein. Johannes erinnerte sich an ein Gespräch, in dem Danny ihm verraten hatte, er würde sich beim Onanieren oft vorstellen, er würde von fünf Türken überfallen und vergewaltigt werden, es gab ja immer wieder Menschen mit einem ausgeprägten Hang zum Masochismus. Wenn der Junge diese Phantasien und Wünsche nicht wirklich gehabt hätte, wäre er heute wohl kaum den langen Weg bis zu ihrem Treffpunkt gefahren, also konnte Johannes ohne Zweifel davon ausgehen, dass Danny freiwillig mitmachte. Das Blitzen in den Augen seines Besuchers als er ihm nach der Frage, wohin sie denn fahren würden, lediglich eine Ohrfeige verpasste, gab ihm Recht. „Du hast nur zu reden, wenn du gefragt wirst“, herrschte er Danny an, „du wolltest schließlich unbedingt mein Sklave sein.“
Kaum waren sie angekommen, scheuchte Johannes den Jungen schnellstmöglich die Treppen hinauf und beförderte ihn dann mit einem Tritt in den Hintern ins Innere der kleinen Wohnung, deren Tür er sofort hinter sich verschloss. Zum Glück hatte sie niemand gesehen, weder auf dem Parkplatz, noch auf der Straße oder im Hausflur, denn Aufmerksamkeit wollte er um jeden Preis vermeiden. Das Appartement war klein, lag abgelegen, hatte keine Fenster und war das Ergebnis einer langen Suche, die Johannes für genau diese Situationen begonnen hatte. Jana stellte längst keine Fragen mehr, wenn er angeblich länger im Büro blieb, sie hatte sich damit abgefunden, dass ihr Göttergatte ein Workaholic war, neben seinem Job in der Agentur auch noch Unterricht an einer Berufsschule gab und deshalb oft nächtelang durcharbeiten musste. Sie hielt ihn für einen langweiligen Streber, und solange sie das dachte, konnte es ihm nur Recht sein. Nach außen hin bemühte er sich, der liebste Familienvater der Welt zu sein, damit niemand auch nur auf die Idee kam, hinter die Fassade zu schauen, doch hier im Verborgenen lebte er seine wahre Leidenschaft aus, zu der es gehörte, immer wieder junge Leute im SM-Chat anzusprechen und zu sich einzuladen.
„Hast du jemandem gesagt, dass du zu mir gefahren bist?“, fragte er Danny, und der Junge verneinte es. Er wohnte noch immer bei seinen Eltern, hatte zum Schein eine Freundin, und außer einigen Leuten im Chat hatte er noch niemals mit jemandem über seine Neigungen geredet. Über soviel Naivität konnte Johannes nur lachen, und er spürte Verachtung für diesen Jugendlichen, der nach außen hin cool wirken wollte, aber nicht einmal mannsgenug war, zu seinen Perversionen zu stehen. Stattdessen blickte er Johannes erwartungsvoll an, griff sich vor Aufregung in den Schritt und konnte es kaum erwarten, endlich die Behandlung zu bekommen, die er seiner Meinung nach verdiente. Wenn er aber erwartete, Johannes würde sofort über ihn herfallen, hatte er sich geschnitten, denn wenn er schon gequält werden wollte, dachte sich Johannes, dann bitte nach seinen Regeln. Folglich schlug er nur noch ein wenig auf den Jungen ein, was diesen schon total geil machte, und fesselte ihn dann aber ans Bett, knebelte ihn und überließ ihn seinem Schicksal.
Johannes selbst aber kehrte zu seinem Audi zurück und fuhr nach Hause, in sein anderes Leben, wie er es nannte, getreu dem Motto Vorfreude ist die schönste Freude. Jana war noch auf als er kam und saß vor dem Fernseher. Aber Julia war natürlich schon im Bett, doch wie jeden Abend schlich sich Johannes noch einmal in ihr Zimmer, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben. Als er seiner Tochter liebevoll über das Haar strich, wachte das Mädchen auf, freute sich, ihren Papa zu sehen und überredete ihn dann, ihr noch eine Geschichte vorzulesen, was er bereitwillig tat. Nachdem er ihr das Märchen von Rotkäppchen erzählt hatte, ging Johannes wieder hinunter zu seiner Frau, berichtete ihr von seinem anstrengenden Tag und freute sich insgeheim schon auf die kommende Nacht.

Das Abendbrot stand seit über einer Stunde unangetastet auf dem Tisch, und sie hatte es beinahe vergessen, weil sie vor dem Fernseher gesessen hatte. Doch jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie Danny nicht hatte nach Hause kommen hören, was sie wunderte, denn normalerweise hielt er sich nicht länger als nötig bei der Arbeit auf. In einem ersten Anflug mütterlicher Sorge erhob sie sich vom Sofa, stellte nach einem prüfenden Blick in die Küche fest, dass dort immer noch alles stand, wie sie es verlassen hatte und klopfte dann an die Zimmertür ihres Sohnes. Da sie keine Antwort erhielt, sah sie zuerst im Keller vor dem Computer und dann in der Garageneinfahrt nach. Sowohl von Danny als auch von seinem Auto fehlte jede Spur. Wahrscheinlich war er noch zu Freunden gefahren, sagte sie sich, und dennoch ergriff ein ungutes Gefühl von ihr Besitz. Man konnte ihr Verhältnis zu ihrem Sohn keineswegs als gut bezeichnen und er sagte ihr keinesfalls immer, wo er sich aufhielt, doch sie kannte seine Gewohnheiten und hatte noch dazu heute morgen bemerkt, wie er eine rote Sporttasche in den Kofferraum seines Autos gepackt hatte, worüber sie sich allerdings bis jetzt keine Gedanken gemacht hatte. Vielleicht hatte er doch vorgehabt, nach der Arbeit noch irgendwo hinzufahren oder wollte bei seiner Freundin übernachten. Sie räumte den Küchentisch ab und stellte das Geschirr in die Spülmaschine, dann setzte sie sich wieder ins Wohnzimmer und wandte sich dem Fernseher zu. Es lief gerade ein Rosa Roth Film mit Iris Berben, und keine fünf Minuten später war sie mit all ihren Gedanken mitten in der Welt des Krimis.
Erst als sie ins Bett ging, dachte sie wieder an Danny und sah sich noch einmal in allen Zimmern um, ob er inzwischen nach Hause gekommen war. Manchmal hätte sie gerne ein besseres Verhältnis zu ihrem Sohn gehabt, und sie verstand nicht, warum er sich derart von ihr abwendete, sie und ihr Mann hatten ihm immer alles gegeben, was er brauchte, hatten ihn förmlich mit Liebe überschüttet und ihm alle Wege geebnet. Wieder einmal dachte sie daran, dass sie sich damals ein Mädchen gewünscht hatte, und sie fragte sich, ob sie zu einer Tochter heute vielleicht einen engeren Draht haben würde. Vermutlich waren Söhne anders, gingen früher ihre eigenen Wege und ließen andere Menschen weniger an ihrem Leben teilhaben. Und dennoch, dachte sie als sie ihr Kopfkissen aufschüttelte, würde sie manches Mal nur zu gerne wissen, was in ihrem Sohn vorging, wenn er stundenlang unten im Keller an seinem Computer saß und kein Wort mit seinen Eltern sprach.

Der nächste Tag begann für Johannes mit sechs Stunden Unterricht in der Berufsschule, danach fuhr er ins Büro, und kurz vor Feierabend rief er Jana wie so oft an und erklärte ihr, er würde wieder einmal länger arbeiten müssen. In Wirklichkeit jedoch verließ er die Agentur früher als alle anderen und machte sich auf den Weg nach Hannover zu seinem Appartement, in dem Danny schon sehnsüchtig auf ihn wartete. Johannes löste den Knebel des Jungen und wurde mit einer Welle von Vorwürfen überschüttet. Ein mehrtägiges Treffen sei nicht abgesprochen gewesen, wie solle er das denn seinem Arbeitgeber erklären und überhaupt konnte er sich Aufregenderes vorstellen als die ganze Nacht ans Bett gefesselt zu sein. Das Gezeter ignorierte Johannes völlig, sondern starrte stattdessen nur auf den feuchten Fleck im Bett. „Du kleine Sau hast dich ja ganz nass gemacht“, kommentierte er vorwurfsvoll und konnte sich ein diabolisches Grinsen nicht verkneifen. „Na was sollte ich denn sonst machen“, gab der Junge kleinlaut zur Antwort, „zum Klo kam ich ja nicht.“ Gespielt entsetzt schüttelte Johannes den Kopf und erklärte dann völlig sachlich, dass Inkontinenz bestraft werden müsse, was Dannys Augen schon wieder zum Leuchten brachte. Schnell holte Johannes einen Rohrstock unter dem Bett hervor, band seinen Gast los und schlug ihn dann windelweich. Danny wehrte sich nicht, sondern quittierte die Aktion mit einer Mischung aus gequälten und lustvollen Schreien. Genau darauf stehe er, und Johannes solle auf keinen Fall aufhören bettelte er nach einiger Zeit, doch wenn er dachte, das sei alles, was sein Gastgeber im Programm hatte, dann täuschte er sich. Mit einer ruckartigen Bewegung warf Johannes den Jungen wieder aufs Bett, riss ihm die Kleidung vom Leib und tat dann genau das, was Danny sich von Anfang an gewünscht hatte.
Nach dem kurzen und heftigen Akt fesselte er ihn erneut, diesmal noch gründlicher und fester als in der vergangenen Nacht, bevor er endlich zum Höhepunkt ihres Treffens überging. „Wir haben da noch etwas vergessen“, begann er wieder in seinem säuselnden, vorwurfsvollen Tonfall, „ich muss dich doch noch bestrafen, weil du dir in die Hose gemacht hast.“ Ohne besonderen Nachdruck stellte Danny fest, er sei doch gerade dafür bestraft worden, doch Johannes Argumentation, das könne keine Bestrafung gewesen sein, weil es dem Jungen ja gefallen habe, hatte er nichts entgegenzusetzen. Während Danny ihn erwartungsvoll ansah, ging Johannes ins Nebenzimmer und kehrte mit einem im kalten Neonlicht der Deckenlampe blitzenden großen Messer zurück. Die Augen des Jungen weiteten sich augenblicklich, und zum ersten Mal mischte sich Skepsis in seine Aufregung. „W...Was hast du denn damit vor?“, verlangte er stotternd zu erfahren. „Ist doch ganz einfach“, führte Johannes seinen Plan aus, „da du dein Wasser nicht halten konntest, müssen wir uns etwas überlegen, und ich werde ihn dir jetzt abschneiden.“
Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte eine beinahe mit Händen zu ergreifende angespannte Stille, dann zuckte Danny zusammen, redete sich ein, sein Gastgeber könne das nicht ernst meinen, sondern sage das nur, um den Nervenkitzel zu erhöhen, und er brach in ein hektisches Lachen aus. Johannes aber genoss diesen Augenblick der uneingeschränkten Macht, genoss die Ungewissheit im Blick seines Besuchers und labte sich an dessen Angst. Langsam und genüsslich setzte er das Messer an, kitzelte den Jungen zuerst fast zärtlich unter dem Kinn, fuhr dann mit der stumpfen Seite über dessen Brust und weiter hinab. Er kostete diesem Moment so lange wie möglich aus, ließ seinen triumphierenden Blick auf Dannys vor Furcht erstarrten Gesicht ruhen und spürte seine eigene Erregung. Scheinbar nach einer Ewigkeit setzte er zum ersten Schnitt an, doch auch das ganz langsam, denn er wollte die Erkenntnis des Jungen, dass es sich nicht um einen Bluff handelte genauestens mit ansehen. Zuerst zuckte Danny zusammen, dann starrte er Johannes fassungslos an, und zuletzt löste sich ein markerschütternder Schrei aus seiner Kehle. Genau das war es, worauf Johannes es von Anfang an abgesehen hatte, dieser Augenblick, die völlige Hilflosigkeit seines Opfers und seine uneingeschränkte Macht über Leben und Tod. Inzwischen wusste er sehr gut, wie er mit dem Messer umzugehen hatte, damit der Junge langsam verblutete und dabei möglichst lange bei Bewusstsein blieb, und er ließ sich auch diesmal viel Zeit.
Auf dem Rückweg nach Hause, kaufte Johannes einen dicken Strauß roter Rosen, den er Jana als Entschädigung für seinen langen Arbeitstag mitbrachte, und ein kleines Kuscheltier für seine Tochter. Er war zufrieden mit sich, sehr zufrieden.

Als die alte Frau Wilken über den Flur ging, stieg ihr ein seltsam beißender Geruch in die Nase. Sie dachte sich zuerst nichts dabei und ging wie jeden Morgen die vier Treppen nach unten, um dort einmal die Straße hinunter und wieder hinauf zu laufen. Doch als sie sich vom Kiosk ihre Pfefferminzpastillen geholt hatte und die Treppen wieder hinaufstieg, fiel ihr der Geruch erneut auf, und sie blieb auf dem Flur stehen. Zwar konnte sie nicht mehr gut sehen und war auch schwerhörig, doch ihrem Geruchssinn konnte sie vertrauen, und der sagte ihr eindeutig, dass das hier nicht normal war. Sie konnte nicht einordnen, nach was es roch, auf jeden Fall biss der Geruch in der Nase und war äußerst unangenehm. Sie ging dem Geruch nach und stellte nach kurzer Zeit fest, dass er aus der Wohnung des netten jungen Mannes kommen musste, der so selten zuhause war. Michelsen, glaubte sie sich an seinen Namen zu erinnern, und wahrscheinlich war der junge Mann wieder einmal für längere Zeit nicht in der Wohnung und hatte etwas verderbliches stehen lassen. Sie erinnerte sich an etliche Male als der nette Mann ihr die schweren Tüten mit ihren Einkäufen die Treppen hinaufgetragen hatte, und einmal hatte er ihr dabei geholfen, den alten roten Teppich auf dem Flur herauszureißen und hatte dann eigenhändig einen neuen verlegt, was sie alleine niemals geschafft hätte. Zu schade nur, dass er ihr nicht seinen Schlüssel daließ, wenn er für längere Zeit fort war, dann könnte sie sich wenigstens erkenntlich zeigen und seine Blumen gießen und die Wohnung lüften. Darüber vergaß Frau Wilken den Gestank, der der Wohnung entströmte und fragte sich, warum nicht alle jungen Leute so nett, zuvorkommend und ruhig waren wie dieser junge Mann. Sie ging zurück in ihre Wohnung, öffnete die Dose mit den Pfefferminzpastillen und verschwendete keinen weiteren Gedanken an den störenden Geruch auf dem Flur.

„Kommt Papa denn heute mit zum Schulfest?“, fragte Julia ihre Mutter zweifelnd, „Oder muss er wieder arbeiten?“ Zu oft hatte das Mädchen miterlebt, dass ihr Vater seine Versprechen wegen seiner Arbeit brach und seine Schuld dann später mit kleinen Geschenken zu begleichen versuchte. Jana selbst erging es kaum anders, auch sie hatte es aufgegeben, abends auf Johannes zu warten oder sich darauf zu verlassen, dass er zu Verabredungen pünktlich kam. Besuche bei Freunden oder im Kino sagte sie inzwischen meist vorsorglich ab, da sie genau wusste, Johannes würde nicht rechtzeitig von der Arbeit kommen. Wenn Julia nicht wäre hätte sie sich wahrscheinlich längst von ihrem Mann getrennt, aber das Mädchen brauchte nun einmal einen Vater, und Jana hätte nicht gewusst, wie sie als alleinerziehende Mutter über die Runden kommen sollte. Jetzt wusste sie abend oft nichts mit sich anzufangen und hatte Langeweile, während sie auf Johannes wartete, aber sie mochte gar nicht daran denken, wie stressig alles sein würde, wenn sie sich trennen sollte. Vielleicht lag das Problem ja auch bei ihr, und sie fühlte sich nur deshalb zurückgesetzt, weil ihre eigene Freizeit nicht ausgefüllt war. Am besten wäre es, wenn sie ein Hobby hätte, eines, das sie mit dem gleichen Elan verfolgte wie Johannes seinen Beruf, und im günstigsten Fall eines, das sie mit ihm teilen könnte. Nur dummerweise hatte Johannes keine Hobbys, sondern lebte scheinbar ausschließlich für seinen Beruf und seine Karriere. Wenn sie noch einmal achtzehn wäre, würde sie ihr Leben anders angehen, dachte sie oft, doch wer sagte ihr schon, dass sie es dann besser treffen würde?
Zum Glück erschien Johannes diesmal pünktlich zuhause, und wie immer, wenn er denn mal Zeit hatte, schaffte er es, seiner Tochter das Gefühl zu geben, eine Prinzessin und das wichtigste für ihn zu sein. Er kaufte ihr bei der kleinsten Äußerung eines Wunsches eine große Tüte Erdbeereis, stand neben ihr als sie mit dem Karussell fuhr und winkte ihr bei jeder Runde zu, und er brachte die Geduld auf, beim Pfeilewerfen den Hauptpreis für sie zu gewinnen. Jana wusste, manch andere Mutter beneidete sie um diesen Mann, der sich so rührend um sein Kind kümmerte, und wieder einmal war sie zwiegespalten, ob denn ihr Ärger über seine dauernden Überstunden im Büro nicht doch übertrieben waren. Vermutlich sollte sie glücklich sein, dass ihr Mann gut verdiente und noch dazu ein treusorgender Vater und Ehemann war. „Jana“, fragte Johannes sie als sie auf dem Rückweg von der Schule waren, „was hältst du davon, wenn wir heute Abend, sobald Julia im Bett ist, noch mal richtig schick essen gehen?“ Ja, sie sollte froh sein, über diesen Mann, der hart arbeitete und sich dann jede freie Minute um sie und seine Tochter kümmerte, denn einen besseren Mann würde sie so schnell nicht finden.

Die folgende Woche verlief für Johannes ohne besondere Ereignisse, er nahm sich einen Abend Zeit, etliche Müllsäcke zu entsorgen und die Wände der Wohnung in Hannover neu zu streichen, weil überall Blutspritzer waren, an den anderen Tagen kam er immer früh nach Hause und genoss die ländliche Idylle seines Bauernhofes. Im Radio wurde einmal über den Fund der Leiche eines Mädchens am Leineufer berichtet, und darüber, dass die Polizei auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen sei. Eine Meldung wie unzählige andere, der kaum jemand Gehör schenkte. Ab und zu, wenn im Büro nicht viel zu tun war, chattete Johannes, aber er vereinbarte keine neuen Treffen, denn schließlich wollte er nicht unvorsichtig werden, sondern warten, bis die Leiche des Mädchens und möglichst auch das Verschwinden des Jungen in Vergessenheit geraten waren. Erst am Freitag checkte er wieder sein Mailpostfach und entdeckte darin die Nachricht einer jungen Frau die seine Aufmerksamkeit weckte. Sie schrieb, sie habe im Chat schon oft seine Gespräche mitgelesen und wolle sich gerne einmal mit ihm treffen. Als Treffpunkt schlug sie einen abgelegenen Parkplatz im Wald in der Nähe von Minden vor, und da Johannes ihre direkte Art gefiel, sagte er sofort zu.
Auf der Fahrt zu seinem Date drehte Johannes die Musik laut auf und ließ seinen Blick über die blühenden Klatschmohnfelder schweifen, die rechts und links die Straße säumten. Er hatte Jana benachrichtigt, dass es später werden könnte, das Appartement in Hannover war auch wieder aufgeräumt, und seine Stimmung war so gut, dass er die Melodien im Radio mitpfiff. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichte er den angegebenen Treffpunkt, auf dem nur ein Auto stand. Das musste sie sein, dachte er voller Vorfreude und stieg langsam aus seinem Audi. Als er auf den anderen Wagen zuging und noch etwa zehn Schritte davon entfernt war, öffnete sich lautlos die Fahrertür und atemberaubende lange Beine schwangen anmutig heraus. Die Beine gehörten einer Frau, die Johannes Blutdruck in die Höhe trieb. Sein Mund wurde trocken, und ihm versagte die Stimme, denn diese Schönheit war niemand anders als seine eigene Ehefrau. „Ja, da staunst du, was?“, begrüßte Jana ihn süffisant lächelnd und warf ihr langes, rotes Haar mit einer betörenden Geste zurück. „Wie? Was? Wieso?“, stammelte er. Jana setzte eine mitleidige Miene auf und gab zu: „Zufall, purer Zufall. Man sollte eine gefrustete Ehefrau vielleicht nicht so oft allzu oft alleine lassen, weil sie sonst auf den Gedanken kommen könnte, den Computer ihres Gatten genauer unter die Lupe zu nehmen.“ Johannes blieben die Worte im Halse stecken und er wurde blass. Nur zu gut wusste er, dass sie über alles Bescheid wusste, sein Geheimnis kannte und ihn jetzt vollkommen in der Hand hatte. Zum ersten Mal war er nicht mehr derjenige, der die Fäden in der Hand hatte, sondern musste schmerzlich Bekanntschaft mit dem Gefühl machen, jemandem völlig hilflos ausgeliefert zu sein. „Was soll das, Jana, was willst du von mir? Seit wann stehst du auf solche Spielchen?“, fragte er kraftlos. Es gab keinen Ausweg mehr, sie konnte verlangen, was sie wollte, von nun an würde er Zeit seines Lebens ihr Sklave sein, und er wollte sich gar nicht ausmalen, wie sein Leben von jetzt an aussehen würde.
Dann fuhr plötzlich noch ein Auto auf den Parkplatz, stoppte direkt neben Jana, und ein Mann stieg aus. „Darf ich vorstellen“, erklärte Jana gleichzeitig süffisant und erschöpft lächelnd, „das ist Kommissar Martens.“ Johannes stockte der Atem und die Erkenntnis, dass alles aus war, traf ihn wie ein Schlag. Mit einem Male wusste er, dass leugnen keinen Zweck mehr hatte, dass man ihn lebenslänglich einsperren würde, und die Zeitungen würden ihm für alle Zeit den Stempel eines Monstrums aufdrücken, das mehrere Menschen auf bestialische Weise ermordet hatte. Doch noch bevor er sein Messer zur Hand hatte, um seinem Leben selbst ein Ende zu machen, war Martens bei ihm, und der kalte Stahl der Handschellen hinderte ihn an seinem Vorhaben.
 
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Kommentare  

ioch muss schon sagen sehr kreativ, irgendwelche son texte oder zitate kann mei opa
auch abschreiben.

looser


jackson (27.05.2004)

Hi!
Du hast vollkommen Recht, die Analogie zu Benn ist gewollt, ich hatte sogar erst überlegt, statt der Zeilen von Nick Cave etwas von Benn voranzustellen, aber das erschien mir dann doch zu dick aufgetragen.


Christian (Autor) (21.04.2004)

Beim ersten Lesen des Textes hatte ich die starke Vermutung, daß ich den achten Absatz irgendwie kenne.

Zufall? Hier vielleicht eine Beurteilungshilfe: (G. Benn, Morgue-Zyklus)

Schöne Jugend

Der Mund eines Mädchens,
das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach,
war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!


Elis (21.04.2004)

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