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***Lamia*** 1.1 Die Aufgabe

Romane/Serien · Fantastisches
Lamia sah sich um. Auf ihren Lippen lag ein selbstgefälliges Lächeln. Ihre Hand schnellte hoch... und zeigte auf den Kerl hinter der Theke: „Du! ...Sag mir! ...Hast Du einen Koch?“

Der Wirt schob seine Brille mit dem Zeigefinger die Nase hinauf... und nickte ihr zu. Lamias Tonfall war bestimmend und duldete keinen Widerspruch: „Dann geh zu ihm und sag ihm, dass ich mit ihm reden will! ...Sofort!“

Der Wirt zuckte zusammen, als würde er erwachen... Er schüttelte kurz seinen Kopf... stürzte dann aber eilig zur Tür am äußeren Ende der Bar.

„Jarno?“ rief er in die dunkle, nach frischem Rehbraten duftende Küche. Verflixt! Wieso war dieser Kerl auch nie da, wenn man ihn brauchte? Etwas lauter, aber immer noch so leise, dass man ihn draußen im Gästebereich nicht hören konnte, rief er: “JAAARNO! ...Komm schon, Du Faulpelz von einem Koch! ...Wo steckst Du?“

Die Tür der Kammer öffnete sich und Jarno trat geduckt heraus. Auf dem Arm einige Salatköpfe. Mit einem bösen Funkeln in den Augen frage er: „Was willst Du?“ ...und stieß die Tür mit seinem Po hinter sich zu. Er richtete sich auf. Sein Gesicht hatte wieder diesen, dem Wirt mittlerweile so vertrauten, gleichgültigen Ausdruck angenommen.

Er warf seinem Koch einen warnenden Blick zu: „Die Dame da draußen hat nach Dir gefragt.............. Sei höflich!“

Jarno legte die Salatköpfe auf die Anrichte und besah den Wirt mit einem abfälligen Lächeln: „Was kann die Dame schon von mir wollen?“

Und offensichtlich schien er ihrem Wunsch nicht entsprechen zu wollen... Er wusch sich die Hände... gewissenhaft... langwierig................... aufreizend langwierig...

Plötzlich... mit hochrotem, vor Wut verzerrtem Gesicht platze es aus dem Wirt heraus: „LOS! BEEIL DICH GEFÄLLIGST! DU ELENDER NICHTSNUTZ!“

Jarno trocknete seine Hände und stopfte das Geschirrtuch halbherzig in seine Gesäßtasche...... den Wirt bedachte er mit einem gelangweilten Blick. An der Tür angekommen, die Hand an der Klinke, hielt er kurz inne... ganz als würde er sich sammeln... dann öffnete er die Tür und trat hinaus.

Sofort wurde sein Blick wie magisch auf die junge Dame gelenkt, die bereits am schmutzigsten Tisch dieser Kaschemme Platz genommen hatte. Es war ihre Stimme, die ihn so anzog... Jarno konnte nicht sagen, was es genau war...

Er sah nur ihren Rücken. Sie unterhielt sich leise mit zwei sehr jungen Mädchen, die ihr gegenübersaßen. Ihre Dienerinnen vermutlich. Worte in einer ihm unbekannten Sprache schwebten zu ihm... die Stimme erschien ihm so sanft... ganz weich...

Jarno sah sich um. Wo war der Buckelige? Ah... Er schleppte gerade das Gepäck der Damen die alte Treppe hinauf. Sie würden also über Nacht bleiben. Interessant...

Langsam ging der Koch auf die Damen zu. Trotz des Holzbodens konnte man seine Schritte nicht hören. Und doch drehte sich Lamia genau im rechten Moment zu ihm... ganz als hätte sie einen Laut vernommen.

Ihre Schönheit raubte Jarno für einen Moment den Atem...

Doch eine Sekunde später hatte er sich im Griff... Mit emotionslosem Gesicht sah er sie an.

Lamia betrachtete ihn. Für einen Mann recht klein. Für einen Koch zu dünn. Und erst diese Haare!

Mit gerümpfter Nase fragte sie: „Wie heißt Du?“ Er sah ihr gerade in die Augen: „Jarno, Herrin.“ Seine Stimme war ungewöhnlich... Nach einem Moment der Stille zwischen ihnen senkte er seinen Blick................... ganz als würde er es tun, weil sie es von ihm erwartete.

Dieser Koch erdreistete sich etwas!

Lamia war irritiert: „Und weiter?“ Wieder funkelten seine grünen Augen sie direkt an: „Einfach nur Jarno, Herrin!“ Und wieder blickte er ihr länger in die Augen, als es möglicherweise gut für ihn war.

Sie besah ihn mit ernstem Blick. Er war anders als die übrigen Burschen hier. Irgendetwas war mit ihm.

Sie beschloss, ihn trotzdem auf die Probe zu stellen: „Nun, Jarno, ich suche für die Feierlichkeiten zu Ehren meiner Vermählung einen Koch. Traust Du Dir zu, bei Hofe zu dienen?“

Nun war es Jarno, der irritiert war. Wozu brauchte denn eine Dame wie sie einen Koch?

Das stimmte ihn neugierig: „Ich kann Euch jede Mahlzeit zubereiten, die Ihr wünscht, Herrin.“ Er senkte seinen Blick: „Somit stellt sich nur die Frage...“ Langsam hoben sich seine Lider und er sah ihr gerade in die eisblauen Augen... „... ob ich geschickt genug bin, Euren Gaumen zu erfreuen.“

Er deutete einen Diener an, schloss seine Augen, nur um Lamia einen Moment später gleich wieder provozierend anzusehen.

Es wirkte beinah beleidigend auf sie.

Lamia war es nicht gewohnt, so offensichtlich betrachtet zu werden. Nein, die Menschen senkten für gewöhnlich ihren Blick.

Sie bezweifelte, dass Jarno war, wer er vorgab, zu sein. Trotz seiner schmuddeligen Erscheinung und seines schmutzigen, leicht verrußten Gesichtes zeigte er offen seinen Stolz................ Und seine Ausdrucksweise war viel zu gewählt für diese Kaschemme.

Er war kein Koch, der es gewohnt war, zu dienen.

Mit geringschätzigem Blick ließ sie sich nach einer kleinen Ewigkeit zu einer Antwort auf seine ungehörige Frage herab: „Das bezweifle ich!“ Beinah abfällig fügte sie mit hochgezogenen Augenbrauen hinzu: „Koch!“ Das würde ihn schon in seine Schranken weisen...

Oh, sie war hochmütig. Jarno gefiel das. Und diese eiskalten Augen. Oh... Diese Frau reizte ihn so sehr. Er musste sich beinah zwingen zu erinnern, wer sie war................ Was sie war!

Trotzig sah er ihr in die Augen... beinah, als wäre seine Frage zweideutig zu verstehen gewesen. Doch... Konnte er sie denn als das erkannt haben, was sie war? ................Nein, kein Mensch war je in der Lage gewesen, sie zu begreifen, wenn sie es nicht wollte. Energisch schob sie diesen Gedanken beiseite.

Lamia überlegte... und sie entschied, trotz seiner Unüberlegtheiten und seines unverschämten Wesens würde sie ihn dennoch dem Test unterziehen. Sie erläuterte die Herausforderung: „Du sollst ein Mahl für meine Dienerinnen bereiten. Stelle sie zufrieden! Solltest Du es schaffen, ihren Gaumen zu befriedigen, darfst Du uns nach Báthory begleiten.“

Mit diesen Worten drehte sich Lamia weg von ihm. Sie erwartete keine Antwort.

Jarno konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mit mehr als übertriebenem Diener verneigte er sich neben ihr. Er wusste, sie würde es aus dem Augenwinkel sehen...

Man könnte fast meinen, in seiner mit einem Mal so rauen Stimme würde Spott mitschwingen: „Euer Wunsch ist mir Befehl, ...............meine Herrin!“ Für einen Moment verharrte er... dann drehte er sich um und eilte zur Küche.

Lamia spürte ein Lächeln auf ihren Lippen.......................... und ein Kribbeln in ihrem Bauch.
 
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Kommentare  

Jarno ist es nun, der mein Interesse von Lamia auf sich selbst zieht.

Gruss


Ingo Gärtner (10.07.2004)

Es wird interessanter! Was ist Lamia und wer ist dieser Jarno, daß er sie (oder ihre Art) zu kennen scheint?

Metevelis (28.06.2004)

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