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2 Seiten

***Lamia*** 1.2 Grenzen

Romane/Serien · Fantastisches
„Na sicher! Ausgerechnet der hat natürlich Talent, bei Hofe zu dienen. Das kriegt der doch noch nicht mal hier hin!“ spöttelte der Wirt seinen an der Theke sitzenden Gästen zu. Augenzwinkernd erklärte er: „Ich guck mal lieber, was der da macht!“

Doch gerade, als er loslaufen wollte, hielt ihn der Buckelige auf. Mit tiefgrollender Stimme forderte er: „Herr Wirt! Meine Herrin und ihre Begleiterinnen haben Durst. Wollt Ihr sie denn gar nicht bedienen?“ Der alte Kauz drehte sich linkisch in Richtung seiner Schützlinge um und fügte hinzu: „Und ich mag es gar nicht gerne sehen, dass die Damen an einem so schmutzigen Tisch speisen sollen!“

Mit puterrotem Gesicht und halbwegs sauberem Lappen eilte der Wirt zum Tisch der Damen und begann sogleich, den Schmutz auf der klebrigen Oberfläche kräftig zu verschmieren. „W-w-womit kann ich Euch d-d-dienen, Herrin?“ verfiel er in ihrer Gegenwart gleich wieder in seine doch bereits vor Jahren überwundene Stotterei.

Lamia betrachtete seine Bemühungen mit argwöhnischem Blick. „Bring uns Wein und Wasser.......... und Brot.“ entgegnete sie.

Offensichtlich eilig darum bemüht, schnellstens ihrer Nähe zu entschwinden, drehte sich der Wirt um und machte sich auf den Weg zur Küche. Dort angekommen, warf er die Tür geräuschvoll auf.

Doch Jarno sah nicht einmal auf.

Er schmunzelte mit tränenden Augen vor sich hin, während er die Zwiebeln schälte.

„Was machst Du?“ fuhr der Wirt ihn an. Jarnos Lächeln erstarb, doch er sah immer noch nicht auf: „Zwiebeln schneiden.“

Der Wirt trat durch die Tür. Sie fiel hinter ihm ins Schloss: „Das sehe ich!“

„Was fragst Du dann?“ erwiderte Jarno. Ein leicht ungehaltener Unterton schwang in des Wirts Stimme mit: „Ich will wissen, was Du ihnen kochst!“

Es war kaum mehr als ein Brummeln, das der Koch da von sich gab: „Nun, was glaubst Du wohl? Sehr viele Möglichkeiten habe ich bei dieser unzulänglichen Küche ja wohl nicht!“

Endlich sah er auf... doch nicht zu dem Mann, der ihn bezahlte... Nein... Sein Blick schwenkte zu dem kleinen verschmutzen Fensterchen, durch das sich das kalte Mondlicht in die dunkle Küche hineinschlich. Als würde er träumen, erklärte er: „Ich werde ihnen das Beste zubereiten, was diese Küche zu bieten hat! Der Rehbraten wird ihnen auf der Zunge zergehen. Das Brot wird knusprig und die Butter wird sahnig sein.“

Nun endlich sah Jarno den Wirt an: „Ich bin nur froh, dass ich seinerzeit diesen Braten in meinen eigenen Honig eingelegt habe.“

Der Wirt spürte Wut in sich aufsteigen. Wenn dieser undankbare Flegel nicht mit den Damen reisen würde, würde er ihn in hohem Bogen hinauswerfen, beschloss er kurzerhand. Aber zunächst würde er die Herrschaften zufrieden stellen müssen.

In gebieterischem Ton forderte er: „Gib mir das Brot!“

Doch im gleichen Moment bereute er es.

Jarno war mit ein paar großen Schritt bei ihm, hatte ihn am Kragen gepackt und gegen die Tür gedrängt. Dabei war der Koch einen guten Kopf kleiner als sein Gegner...

Der Wirt spürte eine Gänsehaut. Die Haare an seinen Unterarmen standen beinah kerzengerade ab. Und er glaubte fast, er würde den Boden unter seinen Füßen nicht mehr spüren. Doch das konnte ja gar nicht sein. Schließlich war der Koch ja kleiner und viel zu schmächtig, als dass er ihn an seinem Kragen hochheben könnte.

Jarnos Augen warnten den Wirt... Sie funkelten gefährlich... und seine Stimme war tief... nahezu unwirklich tief: „DU... BEFIELST MIR NICHT! ....................WAGE ES... NIE... WIEDER!“

Es war beinah, als würde seine Stimme von den Wänden reflektiert werden...

Der Wirt schluckte sichtbar... Dieser Koch war ihm sehr unheimlich. Langsam nickte er... Er konnte nur hoffen, dass Jarno gut genug war, dass die Damen ihn mitnehmen würden.

Der Koch ließ von ihm ab. Ging einen Schritt zur Seite.

Langsam zog sich die Gänsehaut an des Wirts Armen zurück.

Eilfertig darauf bedacht, schnellstmöglich die Küche zu verlassen, öffnete der Wirt die Tür. Hörte den Koch hinter sich, dessen Stimme sich wieder normalisiert hatte: „Wir reichen das Brot gemeinsam mit dem Braten. Er wird bald fertig sein!.......... Sag das den Damen.“

Damit wandte sich Jarno wieder seinen Zwiebeln zu. Leise fiel die Tür ins Schloss...

Und langsam kehrte das Schmunzeln auf sein Gesicht zurück... während er mit tränenden Augen die Zwiebeln schnitt.
 
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Kommentare  

Nicht nur etwas Geheimnisvolles, sonder auch etwas Bedrohliches und vielleicht sogar etwas Hinterhältiges umgibt ihn!

Gruss


Ingo Gärtner (10.07.2004)

Na sowas! Jarno umgibt etwas sehr Geheimnisvolles...möchte doch zu gerne wissen, wer er ist.

Metevelis (28.06.2004)

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