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Nachts

Kurzgeschichten · Romantisches
Nachts bin ich mit dir an den Fluß gegangen, wünschte mir mit aller Kraft, dass du mich in den Arm nehmen oder vielleicht nur meine Hand halten würdest.
Ich wollte mir nichts anmerken lassen, überspielte meine Aufregung so gut es nur ging, und ich hatte schreckliche Angst davor, dass du mein Herz schlagen hörst.
Ich war sicher, dass du ein Spiel mit mir spielst in dieser Nacht. Warum sonst hättest du diesen Weg wählen sollen? In dieser Nacht wolltest du mit mir allein sein...
Das dachte ich, und darum konnte ich irgendwann nicht mehr so tun, als ob es mir nur darum ginge, von dir das Schreiben zu lernen. Wie ein kleines Mädchen bettelte ich um diesen einen Kuß von dir, von dem ich wußte, dass er zum nächsten und zum nächsten führen würde - ich war bereit, alles zu tun, um dich zu spüren, dich zu schmecken und dich in dieser Nacht so zu erleben, wie ich es mir schon wochenlang ersehnt hatte.

Nachts sehen die Dinge anders aus, sie fühlen sich anders an, und auch dein Nein gehörte für mich zum Spiel, reizte mich, darauf einzugehen, mit deiner Weigerung, mich zu küssen, mitzugehen und den nächsten Schritt zu tun, um dich die scheinbare Kontrolle verlieren zu lassen. Doch indem ich mit meiner Hand das tat, was ich mir von deiner Hand wünschte, brach ich den Bann: ich selbst rieb an Aladins Wunderlampe und befreite den Dschinn, und ich erschrak vor den Dämonen, die er mit sich brachte.

In dieser Nacht habe ich sehr vieles über dich und noch mehr über mich gelernt, und was ich gefühlt habe seit diesem Augenblick geht über alles hinaus, was ich vorher erfahren habe.
Ich weiß und ich verstehe, dass ich dich vielleicht nie wiedersehen werde, und ich kann nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen bei dir, diesmal ohne Tränen in den Augen.
An einem Tag habe ich dich kennengelernt, doch erst nachts habe ich eine Ahnung bekommen, wie stark deine Seele ist. Ich werde dich niemals vergessen können.


7. November 2001, Buch der Träume
 
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Kommentare  

Sehr interessant, klare Gedanken und Gefühle, die transportiert werden. Auch das Gegenüberstellen von Tag und Nacht verleiht deinem Text Tiefe, gefällt mir!

Middel (30.12.2005)

sehr krasse ausstrahlung dieser text

jaana (27.06.2005)

ein toller text, den ich total gut nachvollziehen kann. ich hab selbst in einem gedicht (ich kann nicht ich selbst sein...) versucht auszudrücken, wie es ist, wenn liebe nicht erwidert wird. ein schreckliches gefühl, dass du sehr gut darstellst!
mir gefällt vor allem der gedanke
"An einem Tag habe ich dich kennengelernt, doch erst nachts habe ich eine Ahnung bekommen, wie stark deine Seele ist." nachts scheint einfach alles anders zu sein :) meine 5 pkt. bekommst du!


Mareike Dörr (09.03.2005)

Du schreibst sehr direkt, sehr mit Gefühl, und alles kommt sehr ehrlich rüber. Da steckt viel von dir drin, und das kommt an, es berührt.
Ohne große Umschweife erzählt, sprachlich cool:

"Doch indem ich mit meiner Hand das tat, was ich mir von deiner Hand wünschte, brach ich den Bann: ich selbst rieb an Aladins Wunderlampe und befreite den Dschinn, und ich erschrak vor den Dämonen, die er mit sich brachte."

Ein geiles Bild.


The Dark (31.12.2004)

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