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Das Haus der Hexe

Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester · Für Kinder
Am letzten Halloweentag fuhren mein Vati, meine Mama und ich ins Nachbardorf zu einer guten Bekannten, die schneidern kann. Meine Mama wollte was Neues haben und ich sollte auch ein paar Kleider kriegen. Zuerst hat sie an mir Maß genommen und als ich fertig war, war mir fad und ich wollte ein bisschen raus in die frische Luft. Es war ein kühler Herbsttag und die meisten Blätter waren schon runtergefallen, nur ein paar gelbe und rote Blätter hingen noch oben. Ich war dankbar für den Mantel, den ich anhatte, meine Mama hat darauf bestanden, weil ich zuerst nicht wollte. Der Tag war so, wie es zu Halloween passt. Trüb und grau und ein bisschen Nebel kroch um den Boden herum. Ich habe mich schon auf den Abend gefreut, wenn meine Brüder und ich uns als Hexen und Kobolde anziehen würden und von Haus zu Haus gingen, um Süßigkeiten einzusammeln. Außerdem habe ich zu Halloween Geburtstag. Wir haben da einen kleinen, selbst erfundenen Spruch:
Wir haben heute Halloween,
die Nacht, in der die Geister ziehen.
Besänftigt uns mit Süßigkeiten,
dann brauchen wir nicht zu streiten.

Vom Süßigkeiten einsammeln halten wir sehr viel, vom Streiche spielen aber nicht. Eier an die Türen knallen oder Mistkübel ausleeren, dass sind Sachen, die den schönen Tag hässlich machen und außerdem ist es verboten. Wir haben schon unsere Leute, wo wir genau wissen, wer uns etwas gibt, und zu den anderen gehen wir gar nicht erst hin.
An das alles dachte ich, als ich in den Obstgarten unserer Bekannten ging, der gleich neben dem Haus war. Es war eine Dreierallee von Birnbäumen, die aber jetzt nichts mehr trugen. Wir waren schon zu spät im Herbst drinnen und auch die Birnbäume hatten fast gar keine Blätter mehr. Aber es war so eine eigenartige Stimmung von tiefen Wolken und Nebel gemischt überall und ich war wieder bei meiner Lieblingsbeschäftigung, mir Geschichten auszudenken und so. Der Obstgarten ist mit einer immergrünen Hecke eingezäunt, man braucht aber nur immer weiterzugehen, dann kommt man an eine Stelle, wo ich leicht durchschlüpfen konnte. Und dahinter ist ein Wald, wo ein breiter Weg hineinführte, aber sich später verdünnte und gabelte. Man konnte dort in die verschiedenen Richtungen gehen.
Im Wald war Stille und braune Nadeln und Blätter lagen auf dem Boden, weil es ein Gemischtwald ist. Je mehr ich in den Wald reinging, umso stiller ist es geworden und wenn ich daran dachte, was für ein Tag heute war, dann lief mir leicht was Gruseliges über den Rücken. Ich ging dann bei der nächsten Abgabelung nach rechts, wo es mehr Gebüsch und so gab, das aber jetzt auch schon kahl war. Nur die alten Tannenbäume standen mit ihren dicken Stämmen und rissigen Rinden da und machten den Wald noch finsterer. Wenig später kam ich aber auf eine Wiese, auf der dürres Gras wuchs. Die Wiese war auch rundherum mit Wald umstanden und unter einem ganz besonders hohen und dicken Tannenbaum stand eine ein bisschen windschiefe Hütte, die mich mit schwarzen, dunklen Fenstern anblickte. Die Hütte hatte ein Strohdach und einen Rauchfang und war ganz aus Holz. Aber sie war bestimmt schon lange verlassen, sie sah aus, als ob schon lange niemand mehr in ihr wohnen würde. Und ein bisschen etwas Unheimliches strahlte davon aus.
Vor der Hütte stand eine Bank, die auch schon ein bisschen wackelig war. Ich stellte mir in meiner Fantasie vor, dass hier vielleicht ein alter Mann oder eine alte Frau einmal gesessen hatte und sich über die Stille gefreut hatte. Aber dass hier überall herum so eine gefährliche Stimmung war, gefiel mir gar nicht. Langsam ging ich aber doch zu der Hütte hin. Die Fenster waren verstaubt und voll von Spinnweben, ich wischte mit der Hand drüber, damit ich was sehen konnte und stellte mich auf die Zehenspitzen um einen besseren Blick zu haben. Drinnen war es dunkel und zuerst konnte ich gar nichts sehen, aber gleich danach konnte ich doch schattige Umrisse sehen, ich sah die andere Wand der Hütte und mir kam vor, als würden Schatten darüberlaufen, die dunkler waren als die Dunkelheit, die so schon drin war. Vor der Wand sah ich einen Kamin, in dem ein großer Topf hing und davor einen Tisch und ein Sessel. Das war alles.
Mir gruselte ganz stark, weil ich geglaubt hatte, schlurfende Schritte drinnen zu hören, aber da hatte ich mich bestimmt getäuscht. Ich ging dann weiter in den Wald hinein, machte ich mich aber bald auf den Rückweg, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, bei meinen Eltern sein zu müssen. Als ich wieder an der Hütte vorbeikam, war ich aber doch neugierig und auch wenn ich mich fürchtete, ich musste unbedingt noch einmal durchs Fenster schauen. Und jetzt sah ich auf einmal eine buckelige, schwarze Gestalt, die anscheinend eine lange Nase hatte und eine Katze auf der Schulter. Ich konnte die Gestalt ganz deutlich sehen und dann bewegte sie sich und ich hörte eine leise kichernde Stimme. Da machte ich einen Blick auf die Seite und hab gesehen, dass die Tür, die vorher fest verschlossen gewesen war, jetzt einen Spalt offen stand und die Tür ging langsam noch weiter auf und als ich das sah, begann ich zu rennen und rannte die ganze Strecke zurück, bis ich wieder beim Haus der Bekannten war und die Tür einfach hinter mir zuschmiss. Ich war ganz außer Atem, als ich ins Wohnzimmer zu den anderen ging.
„Renn doch nicht so schnell Anni!“ sagte meine Mama besorgt. „Sonst wirst du noch krank bei der kalten Luft draußen!“
Sie tranken gerade Tee und ich bekam auch einen und ein Stück Kuchen. Dann bekam ich von der bekannten noch ein kleines Päckchen, in dem ein silbernes Kettchen für mich drinnen war, weil ich ja Geburtstag hatte.
Beim Teetrinken fragte ich dann einfach die Bekannte, ob sie etwas über die alte Hütte im Wald wusste. Und sie wusste gleich darüber Bescheid, was ich meinte. „Dort hat einmal die alte Frigga gewohnt aber jetzt ist sie schon seit hundert Jahren tot. Die Leute sagen, sie war eine Hexe. Bist du etwa dortgewesen?“ Sie drohte mir komisch mit dem Finger. „Geh dort bloß nicht mehr hin. Es heißt, es soll dort spuken.
Ein bisschen später fuhren wir nach Hause, aber die Hütte im Wald mit dem Geist der alten Hexe drinnen habe ich lange nicht mehr vergessen können. Und manchmal habe ich auch schon darüber alpgeträumt.
ENDE
 
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Kommentare  

Offenbar kommt eine schulmäßige (also weitgehend richtige Sprache) heute nicht mehr so an. Kanak Sprak wäre wohl viel "cooler", oder? Die Autorin ist keine 11, und ich habe selten erlebt, daß jemand in diesem Alter so gut schreibt, weder in der Schule noch sonstwo!

Der Rest, also das was die Werke der "Profis" vom Schulaufsatz unterscheidet, kommt mit der Zeit von alleine, aber wer die sprachlichen Grundlagen nicht beherrscht, wird nie gut schreiben können.

Deshalb 5 Punkte von mir. Laß dich nicht entmutigen, Anni!


Charly F. (30.04.2005)

Tja das Thema ist interessant-Geister, Spuk usw. aber der Schreibstil ist doch arg Schulaufsatz lastig (4-7 Schuljahr) Schade die Idee war gut. Punkte werd ich dir keine geben.

NewWolz (29.04.2005)

Hey Anni,
ich fand die Geschichte super. Die Schreibweise gefällt mir!
Ich schliße mich Stefans meinung an.
Dafür bekommst du 5 Punkte von Mir. ;P


Meerschweinchen (21.04.2005)

Danke für die gute meinung ich glaube nicht, dass ich die Lust zum schreiben verlier, ich mache das sehr gern.

Anna - Maria List (20.04.2005)

Ich wette, du hast in der Schule im Aufsatz immer nur Einser.
Für eine "Mikrobe" ;-) schreibst du bereits sehr gut.
Man spürt, dass du Talent hast. Ich wäre gespannt, wie du in vier oder fünf Jahren schreibst. Hoffen wir, dass dir die Lust am Schreiben nie vergeht.
5 Punkte von mir.


Stefan Steinmetz (20.04.2005)

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