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2 Seiten

Rotes Haar

Schauriges · Kurzgeschichten
© Andreas
Mitten ins Herz traf mich Dein in Pech getränkter und in Brand gestecker Pfeil.
Ich weiss: Klischeehaft. Aber anders lässt es sich nicht beschreiben.
Ich sah Dich und es war um mich geschehen. Mir war sofort klar: Du warst der Grund, warum ich an diesem Abend dort war. Nenn es Zufall, Fügung, Schicksal; nenn es, wie Du willst.
Du sahst mir in die Augen und sagtest nichts. Drehtest Dich nach diesem Blick
aus Deinen unendlich tiefgrünen Augen sogar von mir weg und kehrtest mir Deinen
wundervollen Rücken zu.
Ich betrachtete Dich weiter. Dein wundervolles langes, rotes Haar. Deinen
Körper, der sich bewegte, wie Grashalme im sanften Sommerwind, als Du zu den Liedern aus der Musicbox tanztest.
Natürlich wollte ich zu Dir hingehen und Dich um einen Tanz bitten, aber, Du weißt
ja, wie schüchtern ich bin. Ich habe mich einfach nicht getraut. Nicht, weil ich Angst vor einem Korb gehabt hätte, sondern aus Angst, dass mir die Stimme versagt.
Dein Kleid, Dein orangenes Kleid, das die Farbe Deiner Haare und die Deiner Augen
so betonte, raubte mir den Atem.
Und Du; Du bewegtest Dich im Takt der Musik, ein Weinglas in der Hand, Deine Blicke suchend und doch nichts finden wollend; einfach mit dem Leben, das Dich umgab, kokettierend.
Als Du Dich wieder an Deinen Platz an der Bar setztest, war ich schon zwei Hocker näher zu Dir gerutscht. Und hatte mich bereits etwas mutiger gemacht.
Der eine Typ, der Dich dann ansprach und den Du mit Deinem glockenhellen Lachen zum
Teufel geschickt hast, der wäre vor seinen Freunden am liebsten im Boden versunken.
Ach, dieses Lachen.
Zunehmend nahm das Publikum in der Bar an diesem Abend ab.
Als nur noch wir beide da waren, sprachst Du mich an.
Du hast mich gefragt, ob ich mit Dir etwas trinken und mit Dir tanzen will.
Natürlich sagte ich ja. Wir tranken und wir tanzten zu Liedern, die ich nicht kannte.
Zu Liedern, die ich mir unter anderen Umständen gar nicht angehört hätte.
Und ich konnte Deinen Atem heiss an meinem Gesicht spüren. Du rochst nach Zigaretten, Rotwein und teurem Parfum. Ich fühlte auch die Hitze Deines Körpers und mir wurde ganz anders dabei.
Der Mann hinter der Bar hatte schon die Stühle auf die Tische gestellt und begann, sauberzumachen.
Doch er liess uns weitertanzen. Und weitertrinken.
Als die ersten Sonnenstrahlen, die durch die Fenster drangen, die bunten Neonreklamen in der Bar zum leise sein zwangen, entschlossen wir uns, zu gehen.
Keiner von uns beiden hatte eine Ahnung, wohin. Also gingen wir einfach los.
Ohne Ziel.
Ohne, dass wir eine Ahnung gehabt hätten, wohin es uns treibt.
Und trotz aller Ziellosigkeit; trotz aller Ahnungslosigkeit und obwohl wir es besser gewusst hätten, landeten wir bei mir.
Die Sommersonne, die durch meine Fenster schien, empfanden wir als störend.
Wir verdunkelten und tanzten und tranken und rauchten und redeten bis in den späten Nachmittag hinein.

Auf meiner Couch sassen wir und Du sahst mir tief in die Augen. Machtest Deine zu
und nähertest Dein Gesicht meinem. Mit leicht geöffneten, feuchten Lippen.
Ich küsste Dich; umarmte Dich und hielt Dich fest in meinen Armen.
Du erwidertest diese Umarmung und hast Dich fallengelassen. Eingelassen.
Auf mich. Auf uns.
Ich trug Dich ins Schlafzimmer und zog Dich aus. Kein Widerstand von Deiner Seite.
Du liesst es geschehen. Wir liebten einander. Wenn auch nur für einen kurzen Moment.
Doch, es war Liebe.
Als Du danach sagtest, Du müsstest heim zu Deinem Mann, sah ich keinen anderen Ausweg, als Dich zu töten.
Und jetzt liegst Du hier. Nackt auf meinem Bett. Leblos und wunderschön.
Dein langes, rotes Haar um Deinen Kopf, wie ein Heiligenschein.
Deine grünen Augen geschlossen.
Ich werde Dich noch eine Weile hierbehalten, bevor ich Dich zu den anderen bringe.
Ich liebe Dich und weiss noch nicht mal Deinen Namen.

ENDE


A.C: 05/06
 
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Kommentare  

ein monolog mit einer ermordeten, wie grausig.
kennst du mich? ich lebe noch. lol.
lg
rosmarin


rosmarin (06.07.2006)

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