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8 Seiten

Ahrok - 29. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches
© Jingizu
Ich weiß es dauert gerade sehr lange, aber hier kommt ein neues, wenn auch kurzes Kapitel


Die ganze Fahrt lang sagte keiner der beiden ein Wort, aber es war ihm auch nicht nach Reden zumute. Weder Ahrok noch der Valr hatten unter diesen Umständen noch die Lust oder die Kraft für ein Gespräch.
Was gab es auch schon zu sagen?
Sie hatten ihre Arbeit getan und ihre mordlüsternen Verfolger abgeschüttelt.
Sauber rein und sauber wieder raus.
Natürlich taten ihnen alle Knochen weh, aber das war ohnehin nichts Ungewöhnliches dieser Tage. Das Wichtige war nur der Erfolg.
Ragnar lehnte zitternd mit geschlossenen Augen an der Rückwand und auch Ahrok konnte seine Augen kaum noch offen halten. Er wickelte sich fest in die Wolldecke und genoss die wohlige Wärme, die langsam zurück in seine totgeglaubten Glieder strömte.
Ein zutiefst selbstzufriedenes Lächeln verdrängte den verbitterten Gesichtsausdruck, denn die schlimmen Stunden waren nun endlich vorüber.
Das eintönige Klappern der Hufe und das Schaukeln der Kutsche taten ihr Übriges, um ihn in den Schlaf zu wiegen und endlich glückselige Ruhe einkehren zu lassen.
Doch kaum dass er eingedöst war, weckte ihn auch schon wieder das Geräusch, welches sein Kopf verursachte, als er gegen die Rückwand der Kutsche schlug. Ihr Gefährt fuhr jetzt also eindeutig durch die mit den besonders großen Löchern gesegnete Straße vor der „Pinkelnden Sau“.
Ahrok öffnete die Augen.
Sein Blick fiel als erstes auf den Zwerg ihm gegenüber. Der Valr atmete leise und unruhig.
Ahrok nickte ihm leicht zu.
„Danke.“, seine Stimme war schwach, kaum mehr als ein Flüstern.
Der Zwerg reagierte nicht.
Ahrok drehte den Kopf nach rechts und blickte hinaus auf die Straße.
Verlassene oder verfallene Häuser starrten ihn mit ihren leeren Augen an und warfen gespenstische Schatten im Schein der Lichtquarze.
Langsam rollte die Kutsche aus.
Hier vor der Taverne war die Nacht nicht mehr ganz so still.
Als Zeichen, dass sie am Ziel angelangt waren, schlug ihr Fahrer zweimal kräftig gegen die Wand.
Ahrok rieb sich die Stirn.
Sie waren endlich am Ziel, endlich zu Hause, aber es war sehr unwahrscheinlich, dass man sie jetzt herzlich als die Helden willkommen heißen würde, die sie waren. Der engstirnige Tavernenwirt würde ihren heroischen Einsatz, der unglücklicherweise zur Hauptbetriebszeit der „Pinkelnden Sau“ stattgefunden hatte, sicher schwer verurteilen und von der verdammten Sandra hatte er wohl auch weder Mitgefühl noch Lob zu erwarten.
Aber letztendlich war das egal. Er würde an den nervigen Gestalten vorbei in sein Zimmer gehen und einen ganzen Tag lang schlafen. Oder vielleicht sogar zwei. Wer, wenn nicht er, hatte sich das verdient?
Die Wolldecke um die Schultern geschlungen und gebeugt wie ein alter Mann, verließ er das Gefährt und hielt vor der geöffneten Tavernentür kurz inne.
Augen zu und durch. Es konnte kaum schlimmer sein als das, was er die letzten beiden Tage erlebt hatte.
In der Pinkelnden Sau war nur ein einziger Tisch besetzt. Der Rest der Gäste scharte sich um einen Lautenspieler, der in der Ecke neben dem Kamin stand und mit mittlerweile heiserer Stimme zotige Lieder zum Besten gab.
Ahrok kannte weder ihn noch seine Lieder. Wahrscheinlich war es wieder einmal nur einer dieser unbegabten Landstreicher, denen Hans an manchen Abenden die Gelegenheit gab irgendwann einmal ganz groß raus zukommen. So wie… na ja… so wie all die anderen Männer, die es einfach nicht drauf hatten und deshalb nur über die Männer sangen, die die echten Helden waren.
Er hatte diesem unbegabten Troubadour kaum eine Strophe lang zugehört, da spürte er auch schon Hans bohrende Blicke in seinem Rücken.
Der Gastwirt stützte sein Kinn auf die Handfläche und schüttelte immer wieder seinen Kopf.
Ahrok drehte sich zu ihm um.
„Ich geh dann mal…“
„Ich will nichts hören!“, unterbrach ihn Hans sogleich. „Ich will nicht hören wo ihr wart, ich will nicht hören was ihr getan habt und ich will nicht wissen was ihr hier noch wollt.“
„Wir mussten…“
„Ja! Was ungeheuer Wichtiges erledigen wie immer. Es interessiert mich aber nicht, denn ihr hattet hier etwas genau so wichtiges zu tun. Ihr habt hier eine Arbeit gehabt. Verdammt noch mal. Ich hab euch meine Schenke anvertraut, die mein ganzer Stolz, mein ganzes Leben ist und ihr macht was ihr wollt.
Ihr denkt immer nur an euch und alle anderen gehen euch am Arsch vorbei.“
Ahroks Kopf schwirrte von den vielen Worten und es puckerte mittlerweile unangenehm hinter seiner Stirn.
„Ja, ja…“, Ahrok winkte nur ab.
Hans rammte beide Handflächen auf den Tresen. Er war kurz davor Ahrok anzuspringen, aber etwas hielt ihn dann doch zurück.
„Du hast vielleicht Nerven hier noch einmal aufzutauchen nach all dem, was ihr hier bei mir abgezogen habt. Du bist gefeuert! Ihr seid gefeuert! Alle beide! Ich will euch hier nie wieder sehen!“
„Ja von mir aus. Hör zu Hans ich will nur auf mein Zimmer. Wir bezahlen auch.“
„Nein!“
„Was nein?“
„Nein ich will euch hier nicht haben. Nicht als Rausschmeißer, nicht als Schankmädchen, nicht als Küchenhelfer und auch nicht als Gäste. Verschwindet! Verschwindet und kommt nie wieder!“
Ahrok stutzte.
„Wie… wie meinst du das?“
„Ich hab genug von euch. Verlasst meine Sau. Jetzt.“
Ahrok senkte nur den Blick.
Er stand noch einen Augenblick in der Taverne, dann drehte er sich wieder um und verließ die „Pinkelnde Sau“.
„Wir schlafen heute woanders.“, rief er Ragnar zu, der gerade noch umständlich aus der Kutsche rutschte.
„Ey Junge was hast du nu schon wieder angestellt?“, Ragnar stützte sich an dem Wagen ab und wäre fast gefallen, als dieser wieder anfuhr. Der Kutscher war offensichtlich nicht sonderlich erfreut darüber, dass ihr letztes bisschen Kupfer nicht ausgereicht hatte um die Kosten der Fahrt gänzlich zu begleichen.
Kurze Zeit rang der Valr mit dem Gleichgewicht, bevor er wieder einen sicheren Stand fand.
Ahrok sagte kein Wort.
Ragnar seufzte kopfschüttelnd: „Ach verdammt…“

Chris, der gerade dabei war mit einem der Gäste der Pinkelnden Sau eine Debatte über Zwerge zu führen, verschlug es die Sprache, als er eher zufällig Ahrok entdeckte, der gerade wieder zur Tür hinausging.
Wie konnte das sein?
Sein Blick huschte hastig umher ob nicht auch noch der Zwerg irgendwo zu finden war und dann traf es ihn wie aus heiterem Himmel, als er dessen Stimme vor der Taverne vernahm.
Alle beide waren am Leben und sie waren hier.
Das war unmöglich.
Er hatte sie in einem unübersichtlichen Labyrinth halbtot der Stadtwache ausgeliefert und nun standen sie hier wieder vor ihm?
Waren sie hinter ihm her? Konnte er sich diesen Umstand dennoch irgendwie zunutze machen?
„Hey. Hey! Ist was mit dir? Du wirkst so abwesend.“
Sein Trinkkumpan rüttelte an seiner Schulter.
„Nein… ist schon in Ordnung. Ich dachte ich hätte da wen gesehen.“
„Ja. Geht mir auch manchmal so. Weißt du ich hab über deine Worte nachgedacht. Also dass Zwerge einfach so zu uns rauf kommen und uns Menschen die Arbeit wegnehmen. Da fiel mir ein, dass das mit den Elfen genauso ist.
Ich meine was soll das? Wir gehen ja auch nicht in den Wald und… machen da was Elfen eben so machen, aber die kommen hier her und benehmen sich wie sie wollen. Echt mal und auch die nehmen uns die Arbeit weg. Scheiß Elfen und Scheiß Zwerge. Sollen sie doch bleiben wo sie herkommen.“
„Mein Reden mein Freund. Diese Rassen haben hier nichts zu suchen.“
„Und da fällt mir noch was ein. Drei Straßen weiter wo immer der stinkende Frank gebettelt hat, da hält seit neuesten ein verkrüppelter Zwerg die Hand auf. Der Typ hat keine Beine. Wie scheiße gemein ist das denn? Da kommt der stinkende Frank mit seinem bisschen Krätze doch niemals gegen an. Natürlich stecken die Leute ihr Kupfer lieber ‘nem verkrüppelten Zwerg zu und Frank musste sich jetzt ´nen anderen Platz suchen.
Scheiße! Ich mein die Kerle kriegen das Gold hier an der Oberfläche einfach so nachgeworfen und wir müssen dafür hart arbeiten. Verdammtes Schnorrerpack!“
„Ja da wünscht man sich die gute alte Zeit herbei. Damals als es nur uns gab und keinen sonst.“
„Genau.“
„Das Schlimmste ist ja, wenn sie nicht grad betteln oder uns Arbeit wegnehmen, dann sind die alle Verbrecher!“
Die Augen des Mannes weiteten sich vor Erregung: „Jaaaa genau! Das sag ich auch immer, aber das darf man ja nicht so laut sagen, weil man ja sonst gleich der Böse ist. Danke man. Du bist echt vernünftig. Man geht auf der Straße spazieren und trifft ´nen Zwerg oder ´nen Elfen und was denkt man sich? Natürlich das dieses Pack irgendwas im Schilde führt.“
„Und wenn ich schon höre, dass es hier in Märkteburg extra Stadtviertel für Zwerge gibt, dann kommt mir ja die Galle hoch.“
„Ey ja man! Wenn die so gerne unter sich sind, dann sollen sie doch gleich unterm Berg bleiben, anstatt sich in unserer schönen Stadt breit zu machen.“
„Und dann das wirklich Schlimmste.“
„Was´n?“
„Na was wohl. Wenn sich so´n Zwerg oder Elf an unsere Frauen ranmacht und dann…“
„Boah ist das eklig.“
„Du sagst es mein Freund. Widerliche Rassenschande. Die Welt den Menschen und die Swanmark den Menschen.“
„Ja genau. Das trifft es. Die Swanmark den Menschen. Die Swanmark den Menschen!“, beim zweiten Satz war der Mann schon aufgestanden und starrte herausfordernd in die Runde. Der Troubadour hielt inne und es war plötzlich sehr still in der Taverne.
Die meisten Gäste blickten verschämt weg oder schauten heimlich zu Kira, die sich ängstlich hinter den Tresen zurückzog.
Solcherlei Rufe hörte man in den letzten Wochen immer mal wieder.
Anfangs hatte niemand den Agitatoren und ihrer hetzerischen Propaganda Aufmerksamkeit gezollt. Was wohl auch daran gelegen hatte, dass Ragnar solche Redner gleich unsanft vor die Tür gesetzt hatte, aber der Zwerg war nun schon seit Tagen nicht mehr hier in der „Pinkelnden Sau“ gewesen, deshalb wurden die Stimmen mittlerweile immer lauter und diese Reden fanden unter den Tavernenbesuchern immer mehr aufmerksame Zuhörer.
Der junge Mann hinter seiner Laute fing sich jedoch schnell wieder und stimmte ein anderes Lied an.
Chris Phoenix lächelte.
Der Zwerg und der Junge waren unwichtig.
Die Leute der Swanmark sogen das terranische Gedankengut auf wie ein Schwamm.
Er würde morgen in ein anderes Stadtviertel ziehen, in die nächste Taverne und dort weitere Menschen von der Wahrheit überzeugen.
Dieses unvernünftige Rassengekuschel musste endlich auch hier im Norden ein Ende haben.

Sergeant Hieronimus Schmidt hämmerte wie ein Besessener an der Haustür.
Seine Knöchel waren schon nach dem ersten Schlag blutig, aber es dauerte dennoch eine gefühlte Ewigkeit bis die wenig attraktive, dafür jedoch umso freizügigere Frau Menkel in ihrem schmutzigen Nachthemd die Tür öffnete. Die Hausherrin stemmte ihre Arme in die Hüften und keifte auch gleich los.
„Herr Schmidt! Ich weiß, dass sie bei der Stadtwache arbeiten und deshalb auch bis spät in die Nacht zu tun haben, aber es gelten für Sie immer noch die gleichen Regeln wie für alle anderen Mieter in diesem Haus.“
„Ja ich weiß.“, er schob die Dame aus dem Weg, „Susanne?! Diana!“
Auf dem Flur öffneten sich gleich mehrere Türen und sämtliche Bewohner des Hauses starrten ihn neugierig verschlafen an.
„Herr Schmidt!“, verfolgten ihn die keifenden Rufe der aufgebrachten Frau Menkel.
Hieronimus hörte sie gar nicht mehr.
Die Schmerzen in seiner Seite verschwanden in dem Moment der Erleichterung, als sich die Tür zu seiner Wohnung öffnete und er das Gesicht seiner Frau erblickte.
„Oh beim gütigen Gott Susanne euch ist nichts passiert.“
„Was redest du da Hieronimus? Was ist los? Du bist verletzt!“
„Nein…doch… ich meine ja schon, aber das ist jetzt nicht wichtig. Weck Diana auf wir müssen sofort raus aus der Stadt.“
Er schob sich an seiner Frau vorbei durch die Tür und öffnete ziellos Kommoden und Schränke. So viel Zeugs. So viele Erinnerungen.
„Nur das Wichtigste!“, ermahnte er sich selber. Der Hauptmann war bestimmt schon auf dem Weg hierher und mit ihm eine ganze Schar Dämonen. Wie hatte er sich nur so in diesem Mann täuschen können?
„Hieronimus war ist los? Du machst mir Angst!“
„Es ist etwas Schreckliches passiert. Ich erzähl dir alles unterwegs, aber bitte, bitte beeil dich jetzt. Hol Diana und pack ein paar Sachen für euch zusammen. Wir fahren heute noch zu deiner Mutter.“
„Zu meiner Mutter?“, ihre Augen weiteten sich.
Es musste etwas wirklich Grauenvolles vorgefallen sein, wenn ihr Mann freiwillig vorschlug seine Schwiegermutter zu besuchen. Als Mitglied der Stadtwache hatte ihr Mann Zugang zu vertraulichen Informationen und so wie er sich aufführte, musste er etwas wirklich Schreckliches erfahren haben.
Trotz ihrer Müdigkeit und der großen Verwirrung lag keine überhastete Hektik in ihren nächsten Handlungen. Das Kind zu wecken, es zu beruhigen und nebenbei die wertvollsten und nützlichsten Kleidungsstücke in einem Jutesack zu verstauen geschah beinahe automatisch.
Nur eine Viertelstunde später bestiegen sie schon die vor dem Haus wartende Kutsche. Ihr Leben in zwei großen Beuteln verstaut und die kleine Tochter auf dem Arm, verließen sie ihr Zuhause.

Ahrok trottete lustlos die Straße entlang. Ein kleines Stück hinter ihm schlurfte der Valr und ließ dabei seinen Hammer über das ausgefahrene Kopfsteinpflaster schleifen.
Sie beide waren am Ende ihrer Kräfte.
Dieser verdammte Tavernenwirt hatte ihn doch tatsächlich vor die Tür gesetzt. Ihn, den wohl größten Helden in Märkteburg. So ein undankbarer Mistkerl.
Das metallische Schleifen hinter ihm hatte aufgehört.
Als Ahrok sich nach dem Zwerg umsah, registrierte er, dass die „Pinkelnde Sau“ kaum zweihundert Schritt von ihnen entfernt lag. Ragnar lehnte auf seinem Hammer und rang mit der Erschöpfung.
Keiner von ihnen würde es jetzt noch weit schaffen.
Müde blickte er sich um.
In einem der verfallenen Gebäude am Straßenrand brannte ein kleines Feuer. Der flackernde Schein versprach zumindest etwas Wärme in der kalten Herbstnacht.
„Ragnar?“, er nickte dem Zwerg zu.
Dieser hob den Kopf und folgte dann Ahroks Blick zu den tanzenden Flammen.
Wortlos erwiderte er das Nicken und die beiden schleiften sich kraftlos zu dem Feuer.
Ein paar halbverhungerte Gestalten in zerrissenen Kleidern lagen um die Feuerstelle herum. Einer von ihnen hob kurz den Blick und spannte sich an wie ein scheues Tier, jederzeit bereit die Flucht zu ergreifen. Als er jedoch sah, dass sich die beiden einfach nur zu ihnen setzten und sich auf den leicht angewärmten Boden legten, sank auch er wieder zusammen und schloss die Augen.
Ahroks wollte nur noch niedersinken und schlafen, aber sein Instinkt meldete sich.
Wer waren die Leute um ihn herum? Womöglich bestand Gefahr. Er musste…
Er konnte die Augen nicht mehr offen halten. Noch während er sich auf den harten Boden legte schlossen sie sich und bevor er den Gedanken um ihre Sicherheit beenden konnte war er auch schon eingeschlafen.

Urguk schüttelte nur fassungslos den Kopf.
Der Leichnam zu seinen Füßen war tatsächlich der des Obersten Pestbringers. Man hatte ihn noch im Leben grausig verunstaltet und ihn dann unfähig sich zu bewegen in den schmutzigen Kanal geworfen, um ihn zu ersäufen. Die Grausamkeit seiner Gegner überraschte ihn.
Vypos war kein Krieger gewesen, ja nicht einmal ein kräftiger Mann. Es musste ein sadistisches Spiel gewesen sein ihn so zuzurichten.
Diese stumpfe Gewalteinwirkung hatte er mittlerweile zu oft an den Leichen seiner Soldaten erkennen können. Jemand hatte Vypos´ untere Körperhälfte mit einem übergroßen Hammer zu einem blutigen Brei geschlagen.
Auch wenn ihm sein überlegener Verstand versicherte, dass es mehrere Hämmer in Märkteburg gab und eine schier unüberschaubare Anzahl von Personen, die dem Pestbringer dies angetan haben könnten, so wusste er, dass es sich hier nur um eine weitere Missetat seiner Erzfeinde handeln konnte.
Die Boten hatten von der Zerstörung des Labors berichtet und davon, dass weder Aufzeichnungen noch die neue Krankheit irgendwo zu finden waren.
Er hatte all seine Hoffnungen in Vypos gesteckt, seinen ausschweifenden Versprechungen geglaubt, aber nun war der überhebliche Kerl tot und seine ganze Arbeit vernichtet.
Die Armee stand schon seit Wochen kurz vor einer Revolte, aber die so dringend erhofften Fortschritte blieben nun auch weiterhin aus.
Über das Stadium der Wut und seines berüchtigten Jähzorns war er mittlerweile weit hinüber.
Urguk ertrug sein grausames Schicksal mit eiserner Miene, nur sein ungläubiges Kopfschütteln stimmte die Nyoka´tuk um ihn herum nervös.
Er brauchte Ruhe, er brauchte Zeit um einen neuen, effizienten Plan zu entwickeln, doch immer wenn er sich niedersetzte um nachzudenken, dann erschienen vor seinem geistigen Auge nur die hämisch lachenden Grimmassen der Oberflächler, welche ihm Tag für Tag das Leben versauten.
Es gab keine Ruhe solange die beiden lebten.
Es gab keinen Frieden solange er nicht ihre beiden Herzen in seinen Händen hielt.
Urguk setzte die Flasche Plutonwasser an, doch der Behälter war so leer, wie auch schon bei seinen letzten beiden Versuchen. Ruckartig schnellte er in die Höhe.
Die anwesenden Soldaten standen sofort stramm und verfolgten aufmerksam jede seiner Bewegungen. Im schlimmsten Fall kosteten die Launen des Erleuchteten nun einen von ihnen das Leben.
Wortlos schritt er an ihnen vorbei. Er hatte es zu lange aufgeschoben. Hatte aus Angst vor einer weiteren Entdeckung die kolossale Vernichtung der beiden immer wieder hinten angestellt. Heute nicht mehr.
Dieses Mal würden sie nicht auf einen gebrechlichen Gelehrten treffen, der nichts vom Kampf wusste. Heute Nacht mussten sie sich mit einem Erleuchteten messen.
An der Tür hielt er kurz inne.
„Krakan ut Kruuk.“, rief er den Soldaten hinter ihm zu.
Es war gefährlich, beinahe irrsinnig die Kruuk in einen Kampf zu führen, aber sein Zorn war im Moment stärker als seine Vernunft. Die Kruuk würden alles Leben verschlingen, welches sich ihnen in den Weg stellte. Nicht einmal die beiden konnten gegen diese Urgewalt aus Jahrtausende altem, ewig brodelndem Hass bestehen.


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Krakan ut Kruuk. - Treibt die Kruuk zusammen.
 
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Kommentare  

Danke Petra :)

Ich bemühe mich auch die nächsten Kapitel wieder etwas schneller fertigzustellen.


Jingizu (06.04.2011)

Toll, es geht weiter und man ist gleich wieder mittendrin in deinem Roman. Authentisch und fantastisch zugleich ist dieses Kapitel und man wird wieder sehr neugierig auf das was noch so alles kommen wird.

Petra (05.04.2011)

Vielen Dank euch beiden für die aufmunternden Kommentare. Ja der gute Ahrok hat in den letzten Monaten doch sehr unter dem Arbeitsstress leiden müssen, aber er kommt nun langsam aber sicher wieder in die Gänge :)

Und im nächsten Kapitel wird es auch wieder einiges von Chris und den Kruuk zu lesen geben.


Jingizu (04.04.2011)

verlasst meine sau... hm, für ahrok und den zwerg sieht es ja gar nicht gut aus.
soso, chris ist also ein agitator - fast alle seiner äußerungen kommen mir irgendwie bekannt vor. ;-)
aber nun bin ich gespannt auf die kruuk...


Ingrid Alias I (03.04.2011)

Schön, dass endlich eine Fortsetzung gekommen ist. Habe sie mit Freude gelesen. Wie immer schön spannend und flüssig geschrieben.
Da braut sich ja so einiges gegen unsere müden Helden zusammen. Aber ich denke, Ahrok und Ragnar werden sich zu helfen wissen.


Jochen (02.04.2011)

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