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9 Seiten

Ahrok - 32. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Zweiunddreißigstes Kapitel: Soldat und Stadtwächter

Sergeant Hieronimus Schmidt saß auf dem kalten Pflaster der Straße und hielt sich die linke Seite. Sein Blick war gen Himmel gerichtet, aber dennoch sah er weder die Sterne, noch die aufziehende Wolkenfront, stattdessen spielten sich vor seinem Auge die grausigen Bilder der letzten Stunde immer und immer wieder ab.
Seine Familie, die Monster, der Hauptmann, das Feuer… die Schmerzen.
Die letzten Stunden erschienen ihm so unwirklich.
Das Leben, wie er es kannte, war von einem Moment zum nächsten aus der Spur gelaufen und die Welt war über Nacht eine völlig andere geworden. Das tote Monster zu seinen Füßen erinnerte ihn nur zu gut daran.
Er hatte außerhalb der für jeden Stadtwächter vorgeschriebenen Übungsstunden nie ein Schwert führen müssen, doch heute… Seine Hände zitterten und egal was er tat, er konnte sie nicht beruhigen.
Das alles war einfach zu viel für ihn.
Seine Augen wurden feucht, während er sich immer weiter in diesen Gedanken hineinsteigerte. Was war nur aus seiner Welt geworden? Tränen rannen die schmutzverkrusteten Wangen herunter. Dann fiel alle Anspannung von ihm ab und er heulte so laut wie ein einsamer Wolf beim Anblick des Mondes. Es gab für ihn kein Halten mehr, alle aufgestauten Ängste flossen ungehemmt aus ihm heraus. Hieronimus brach auf der Straße zusammen und weinte bitterlich.
Er konnte weder aufhören, noch konnte er sich wieder beruhigen.
Diese Bilder rissen an seinem Herzen. Die Gewissheit, dass das Böse tatsächlich unter ihnen wandelte und er dem Ganzen blind und nahezu machtlos gegenüber stand, erdrückte ihn mit einer schier endlosen Last. Wie konnte er die Bürger der Stadt schützen, wenn er nicht einmal sich selbst vor dem Übel in seiner Nähe bewahren konnte.
Eine kleine Hand berührte ihn an der Schulter und riss ihn zurück in die Wirklichkeit.
Durch den Tränenschleier sah er ein kleines Mädchen, dass ihm die Hand reichte, so als wollte sie ihm aufhelfen. Sie trug ein blutiges Nachthemd und hielt ihre Puppe in der anderen Hand so fest an sich gedrückt, als ob ihr Leben davon abhinge.
Hieronimus wischte die Tränen fort.
„Hallo“, schniefte er, dabei klang er so weinerlich, wie er es sich niemals von einem Stadtwächter seines Ranges erträumt hätte.
Der Sergeant richtete sich auf und streichelte ihr den Kopf. Sie lächelte nicht einmal, sondern sah ihn immer noch mit diesen großen, ausdruckslosen Augen an.
„Na, komm her.“
Als er sie in seine Arme hob, so wie sie ihre Puppe festhielt, vergrub die Kleine ihren Kopf an seiner Brust. Er strich ihr mit der Hand über das Haar, aber sie zeigte keine Regung, sondern hing nur stumm und still in seinem Arm.
Hieronimus atmete tief durch.
Das Blut Dutzender Toter hatte die Straße rot gefärbt. Es stank nach Tod und Rauch und es war so still hier, wie auf einem Friedhof. Selbst die Leute, die sich so standhaft gegen die letzten Bestien zur Wehr gesetzt hatten, jubelten nicht über ihren Sieg.
„Wo wohnst du, meine Kleine? Ich bring jetzt nach Hause.“
Statt einer Antwort drückte sie sich nur noch fester an seine Brust.
Zögerliche Schritte lenkten ihn erst in die eine und dann doch wieder in die andere Richtung.
Wie ein Geist wandelte er als Einziger die Straße vor der brennenden Taverne entlang, um ihn herum die Toten und Trauernden, die fassungslos auf das Bild starrten, das sich ihnen hier bot. Es gab nicht einmal mehr Schreie – nur das Prasseln des Feuers und das leise Stöhnen eines Mannes, der es bald hinter sich hatte. Er nahm das alles kaum noch wahr.
„Gib sie her!“, schrie jemand. „Lisa! Lisa!“
Noch bevor er wusste wie ihm geschah, riss man ihm das Mädchen aus dem Arm. Sofort begann die Kleine zu weinen.
„Jetzt! Jetzt kommt ihr. Jetzt wo alles vorbei ist. Das ist so typisch für euch Drecksbullen. Ihr kümmert euch einen Scheiß um uns. Verschwindet wieder, sonst jagen wir euch weg, wie diese Biester da!“, die Frau spuckte auf seine zerrissene Uniform.
Hieronimus reagierte nicht auf die gekeiften Beleidigungen, obwohl ein Teil von ihm sie für diese Worte nur zu gern im Kerker sehen würde.
Selbst bei diesem schlechten Licht musste die Frau sehen, dass er verletzt und über und über mit Blut besudelt war, welches nicht aus seinen eigenen Wunden stammte, aber wie so oft im Leben sah sie nur, was sie sehen wollte. Zweifellos wusste diese Frau genauso gut wie er selber, warum hier kein weiterer Stadtwächter zur Hilfe geeilt war und Hieronimus vermutete stark, dass die nahezu permanente Abwesenheit der Gesetzeshüter in diesem Viertel für viele der Anwohner der Hauptgrund gewesen war, sich hier niederzulassen.
Er machte ihr dennoch keinen Vorwurf. Er hätte selber gern jemanden gehabt, dem er die Schuld für alles geben konnte. Genaugenommen hatte er einen, der tatsächlich die Schuld an all dem hier trug.
Noch immer stand die Frau vor ihm und wartete zitternd auf eine Reaktion von ihm, bis sie von jemand anderem hinfortgezogen wurde.
Er legte den Kopf in den Nacken und starrte erneut in den Himmel.
Das heute war einfach alles zu viel für ihn.

Hans trat ein letztes Mal auf den reglosen Körper des Schamanen ein, dann sah er sich nach weiteren Feinden um. Es dauerte einen Moment bis er realisierte, dass er der Einzige war, der in seiner „Pinkelnden Sau“ noch stand.
Sein Blick hastete ruhelos über die verheerte Einrichtung. Dies hier war so unwirklich. Plötzlich fühlte er sich wieder in die grauenvolle Zeit seines Soldatenlebens zurückversetzt. Nicht das Leben, von dem er gern erzählte, wenn man in gemütlicher Runde die Krüge kreisen ließ, sondern dieses, das er nur zu gern aus seinen Erinnerungen streichen würde.
Nie hatte er erwartet dem Geruch von Blut und Tod je wieder so nahe zu sein.
Ein Schauer jagte durch seine verkrampften Schultern und er stand ein paar lange Atemzüge regungslos neben der Leiche des Erleuchteten, bis er schließlich der Hitze gewahr wurde.
Beißender Rauch stieg ihm in die Nase. Glimmende Funken umringten ihn wie ein ganzer Schwarm Leuchtkäfer, die versuchten, sich auf seiner Kleidung und Haut glühend zu verewigen.
Seine kostbare Sau brannte.
Lange, hastige Schritte trugen ihn über den glimmenden Schutt hinweg zurück in den Schankraum. Es war, wie gegen eine Wand zu laufen. Das Bild, welches sich vor ihm erstreckte, ließ seinen Magen verkrampfen.
Ein resigniertes Kopfschütteln war alles wozu er noch fähig war. Die Außenwand zur Straße hin fehlte, um den Tresen herum brannte es und überall lagen die reglosen Körper seiner Gäste und Schankmädchen zwischen den Trümmern seiner kostbaren Einrichtung.
Sein ganzes Lebenswerk – einfach dahin. In einer einzigen Nacht hatte er alles verloren, was ihm lieb und teuer gewesen war.
Er ließ Schwert und Fackel fallen.
Er hatte die beiden Unglücksbringer vor die Tür gesetzt und dennoch waren diese Bestien über seine Schenke hergefallen, hatten zwischen den armen Gästen gewütet wie hungrige Wölfe.
Vielleicht war ja noch jemand von den Leuten hier am Leben.
Hans stieß den zerbrochenen Tisch beiseite, der ihm den Weg versperrte. Nagelneu. Vor drei Tagen hatte er das gute Stück erst vom Tischler abgeholt…
Dem ersten Mann, den er auf den Rücken drehte, fehlte ein Teil des Torsos. Hier kam jede Hilfe zu spät. Auch die nächsten drei Körper, die er untersuchte, hatte bereits jegliches Leben verlassen. Diese Monster aus dem Schatten hatten ganze Arbeit geleistet.
Resigniert vergrub er den Kopf in seinen Händen und rieb sich das Gesicht.
Ein brennendes Holzstück von einem der Trägerbalken fiel ihm auf die Schulter und versprühte beißende, kleine Funken, die ihm in den Nacken sprangen. Das Krachen im Gebälk ermahnte ihn auch sogleich, dass ihm keine Zeit blieb, einen jeden aus dieser Todesfalle nach draußen zu zerren. Es galt vor allem, nun selbst lebend hier herauszukommen.
Erschöpft richtete er sich wieder auf und hielt sich den schmerzenden Rücken, als er der zwei weit aufgerissenen Augen gewahr wurde, die ihn aus der hintersten Ecke seines Gasthauses anstarrten.
Er erkannte das Augenpaar sofort, denn sie gehörten der Elfe Kira, die sich neben dem Kamin in das Dunkel kauerte. Es war ein wunderbares Zeichen der Götter, dass außer ihm noch jemand in diesem Schlachtfeld überlebt hatte.
Von dem Gedanken beflügelt, nicht der letzte Überlebende dieser Nacht zu sein, lief zwischen den Trümmern seiner Taverne entlang und zog die junge Frau wieder auf die Beine. Sie wehrte sich ruckartig, schlug nach ihm, wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus.
„Ruhig, Kira. Bleib ruhig. Wir gehen hier raus. Nach draußen. In Sicherheit. Da draußen ist es sicher. Hörst du? Da draußen wird alles wieder gut.“
Von einem Moment auf den anderen erlosch ihre Gegenwehr und sie ließ sich durch die zerstörte Wand hindurch auf die Straße führen.
Hans setzte sie behutsam neben einem Stadtwächter ab, der ebenfalls traumatisiert auf der Straße stand. Kurz haderte er mit der Entscheidung, aber dann rannte er wieder zurück in die brennende Taverne. Vielleicht konnte er ja noch jemanden retten.

Dass ein alter, blutverschmierter Kerl eine Elfe neben ihm abgesetzt hatte, wurde Hieronimus Schmidt erst bewusst, als der Alte Minuten später mit einem fetten Zwerg auf dem Rücken aus dem brennenden Haus gehumpelt kam. Zu sehr war er mit sich und seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Der Mann setzte den Zwerg wie schon die Elfe neben ihm auf die Straße.
„Scheiße, mein Kreuz…“, beschwerte sich jener, doch Hieronimus überhörte die Bemerkung und starrte weiter auf die schmutzigen Steine zwischen seinen Füßen.
„Was bringt denn die Stadtwache zu dieser Zeit in diese Gegend. Nicht, dass ich deine Hilfe nicht zu schätzen wüsste.“
„Ich bin nicht im Dienst“, murmelte Hieronimus. Mit seinem Blick folgte er dem Muster zwischen den Pflastersteinen, bis hin zu einem weiteren Toten.
„Und trotzdem trägst du die Uniform? Das ist nicht besonders schlau, mein Junge. Man mag die Stadtwache hier nicht sonderlich.“
„Man mag die Stadtwächter auch sonst nirgendwo“, murmelte er kaum hörbar und blickte dann den Alten an. „Was willst du von mir?“
„Ich will gar nichts von dir. Aber all meine Gäste sind tot, ebenso meine Rausschmeißer und Schankmädchen. Alle sind tot. Du bist der einzige Kerl hier, der noch stehen kann und deshalb rede ich mit dir. Denn wenn ich jetzt nicht ´n bisschen reden kann, dann dreh ich durch.“
Hieronimus nickte, um das von einem Stadtwächter erwartete Verständnis für die Belange der Bürger zu zeigen, obwohl ihm dieses Mal nicht danach zumute war. Irgendwo in ihm störte es ihn gewaltig, dass der Kerl ihn duzte. Nicht einmal, dass er selber auf die formellen Redensformen verzichtete, schien seinem Gesprächspartner etwas auszumachen.
„Nun gut, reden wir ein bisschen. Kennst du den Zwerg, den du hier rausgeschleppt hast? Oder den Jungen, der da hinten liegt?“
„Der Valr und der Junge… war ja klar, dass sich wieder nur alles um die beiden dreht. Als ich nochmal in die Sau ging und den Zwerg da am Schanktisch liegen sah, da war mir klar, dass von allen Leuten in der Sau dieser Drecksack noch leben würde und natürlich war´s auch so. Monatelang machen die mir nichts als Ärger.“
Hans reichte dem Stadtwächter außer Dienst einen schmalen Bierschlauch, den er unter der Schürze hervorzog.
„Dir ist klar, dass wir schon eine kleine Ewigkeit nach diesen Verbrechern suchen und dass es bei Todesstrafe verboten ist, sie zu verstecken oder gar zu beherbergen.“
Hans hielt in seiner Bewegung inne.
Hieronimus nahm den dargebotenen Schlauch aus der Hand des erstarrten Wirts: „Aber wie gesagt… ich bin gerade nicht im Dienst.“
Die Situation entspannte sich.
„Jag mir doch nicht so einen Schrecken ein, das kann ich gerade echt nicht gebrauchen.“
„Erzähl mir trotzdem was von denen. Was machen die so den ganzen Tag lang?“
„Ich hab wirklich keine Ahnung, was die für illegale Scheiße anstellen. Ehrlich. Das geht mich auch alles nichts an.“
„Es geht mir auch nicht um irgendwelche Kleinigkeiten. Ich hab da so einiges gehört. Von Monstern so wie diesen hier und die sollen damit was zu tun haben.“
„Also ich…“, Hans stockte und es rumorte hinter seiner Stirn.
„Das hier ist kein Verhör. Sondern nur ein Gespräch zweier Männer, die sich einen Schlauch Bier nach einem verdammt harten Tag teilen.“ Hieronimus reichte ihm den Schlauch aus gegerbtem Wildleder zurück und hoffte, damit auf einer freundschaftlichen Ebene anzuknüpfen. Es lag ihm nicht sonderlich, sich mit normalen Bürgern zu unterhalten. Zusätzlich lastete der Verrat des Hauptmanns noch immer zu schwer auf seiner Seele, als dass er sich ungezwungen hätte geben können, aber vielleicht konnte man ihm hier wirklich weiter helfen. „Also noch einmal. Diese zwei hier und die Monster – besteht da eine Verbindung?“
„Kann schon sein.“ Hans nippte an dem Bier ohne wirklich etwas zu trinken. „Seit die hier bei mir wohnen, kommen ständig irgendwelche Monster vorbei und verwüsten mein Haus, aber so schlimm wie heute war es noch nie.
Der Schaden an meiner schönen Taverne verschlingt meine gesamten Ersparnisse und die zwei machen nur, was sie wollen. Kämpfen, ja. Randalieren und kämpfen und zerstören, da sind die immer ganz vorn mit dabei, aber wenn’s ans arbeiten geht oder daran, mal Überstunden zu machen, dann ist keiner von denen zu finden. Ich hab sie kürzlich erst vor die Tür gesetzt, um weiterem Ärger zu entgehen, aber das hat diese dreckigen Biester auch nicht davon abgehalten, mich zu überfallen. Scheiße, nach dem was da in der Hexenschule passiert ist, hätte ich ahnen müssen, dass die beiden Bastarde auch dafür sorgen, dass mir das Dach überm Kopf abbrennt.“
„Hexenschule? Du meinst die Vandalen in der Universität?“
„Mann, Hans…“, meldete sich eine schwache Stimme, „So redest du also über mich hinter meinem Rücken? Du bist ´ne alte Petze…“
Der Zwerg lag noch immer mit geschlossenen Augen dort, wo ihn der Alte abgelegt hatte. Sein Atem ging unruhig und die schmutzige Kleidung klebte ihm klatschnass vom eigenen Schweiß durchtränkt am Körper. Ab und zu blinzelte er aber noch durch die offenbar viel zu schweren Lider in ihre Richtung.
„Halt bloß dein blödes Maul, Ragnar!“, brüllte Hans plötzlich los. „Siehst du das da? Meine schöne Schenke brennt gerade bis auf die Grundmauern nieder. Euretwegen! Ihr habt wieder dafür gesorgt, dass diese Monster über uns herfallen. Meine liebe Ellen ist tot, Karl mit dem triefenden Auge, der immer für drei getrunken hat, besteht nur noch aus Kopf und Oberkörper und was weiß ich, wen ihr da drin sonst noch alles von meinen armen Gästen auf dem Gewissen habt! Es liegen mehr als zehn Tote dort, wo gerade noch getrunken und gelacht wurde. Ihr blöden… blöden Schweine! Was hab ich euch denn getan, dass ihr mir so was immer wieder antut? Ich hätte dich einfach da drin verrecken lassen sollen!“
Der Valr antwortete nicht.
Vielleicht aus Schuldbewusstsein, vielleicht aber auch nur, weil er zu schwach war. So wie der aussah, litt er an mehr als nur an körperliche Erschöpfung. Der Zwerg zeigte die gleichen Symptome wie die Kranken des Westbezirks. Zwerge waren also doch nicht immun gegen Krankheiten. Das bedeutete die Gerüchte über die unnatürliche Konstitution des „kleines Volkes“ waren nichts anderes als zwergische Propaganda.
Hieronimus lehnte sich zurück und stützte sich mit seinen Händen auf den Pflastersteinen ab.
Die Elfe neben ihm sagte noch immer kein Wort. Im Gegensatz zu der schweigsamen Frau wanderte der Wirt aufgebracht die Straße auf und ab und warf dem Zwerg immer wieder neue Beleidigungen an den Kopf.
Es war erstaunlich, welch seltsame Dinge sich abseits des ihm bekannten Märkteburg abspielten. In diesem verkommenen Viertel gab es eine völlig andere Welt. Hier bekämpften die Bürger der Stadt grässliche Bestien, von denen man in anderen Stadtbezirken nicht einmal zu träumen wagte.
Vielleicht war dies auch einer der Gründe, warum hier so gut wie nie eine Stadtwache präsent war. Der verräterische Hauptmann wollte seine Verbündeten vor der Entdeckung schützen.
Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht – nein, dieses Viertel hatte man schon seit Jahrzenten abgeschrieben und sich selbst überlassen. Seine Angst ließ ihn plötzlich Verschwörungen vermuten, wo gar keine waren.
„Hey, hörst du mir nicht zu?“
Die Stimme des Alten riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ich hab gefragt, wann der Rest von euch hier auftaucht.“
„Von uns? Du meinst die Stadtwächter? Da wird keiner kommen… und da sollten wir auch froh drüber sein.“
„Hmpf, war ja klar.“
Dieses Mal nippte der aufgebrachte Wirt nicht nur am Schlauch, sondern trank ihn mit fünf tiefen Zügen bis zur Neige aus.
„Und was tust du nun ohne deine Schenke?“
Der jetzt tavernenlose Wirt starrte auf die immer weiter um sich greifenden Flammen, denen auch der jetzt einsetzende Nieselregen nichts mehr entgegensetzen konnte und schwieg eine Weile.
„… ich werd wohl ´ne Weile bei meiner Ex-Frau unterkommen, bis sich das hier alles wieder beruhigt hat. Dabei hatte ich gehofft, sie dieses Jahr nicht sehen zu müssen.“
„Hm… wo wohnt die denn?“
„Holzgasse. Iss nur ´n paar Straßen weiter.“
„Hm…“, Hieronimus strich sich über das stoppelige Kinn. „Können wir da auch für ein paar Tage unterkommen?“
„Was?“
„Ich bezahle euch dreißig Silberstücke.“
„Für das Silber kannst du dir ´n paar Wochen Unterkunft in jeder Herberge hier leisten.“
Natürlich könnte er das, aber in einer Herberge würde ihn der Hauptmann sicherlich über kurz oder lang aufspüren, wenn ihn die Gastwirte wegen seiner dubiosen Erscheinung nicht ohnehin gleich bei der Stadtwache anschwärzen würden.
„Willst du nun ein bisschen was verdienen oder nicht?“
„Ja, schon… aber… meine Olga ist… puh… und wer ist überhaupt ´wir´?“
„Ich will den Zwerg und den Jungen mitnehmen.“
„Was?“, die Stimme des Mannes überschlug sich fast.
„Ich brauche sie. Die haben Informationen, welche ich dringen benötige, um hier wieder alles in Reine zu bringen.“
„Das glaub ich dir nicht. Diese Dreckskerle...“
„Hey, Bürger. Jetzt mal Klartext - ich hab Ihnen hier den Arsch gerettet unter Einsatz meines Lebens, was weit über normale Pflichterfüllung herausgeht. Ich biete Ihnen an, Sie für einen Gefallen fürstlich zu bezahlen, den ich aufgrund meines Standes und der derzeitigen Situation auch ebenso von Ihnen einfordern könnte. Anbetracht dieser Großzügigkeit sollten Sie einfach nur frömmig nicken und tun was ich von Ihnen erbitte!“
Der Mann ihm gegenüber nickte nur eingeschüchtert: „Ich kann die Olga ja mal fragen.“
„Gut. Dann beeilen wir uns. Ich will nach all dem hier nicht auch noch bis auf die Knochen durchnässt werden.“
 
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Kommentare  

^^ danke für den Hinweis Ingrid, aber das ist mir auch gleich aufgefallen, als ich die Geschichte hier bei Webstories noch einmal durchgelesen habe - seltsamerweise fallen mir hier Fehler weitaus schneller auf als in meinem Word Document.

Auf jeden Fall möchte ich mich bei euch allen für die Kommentare und die Kritik bedanken. Sie haben mir und Ahrok doch schon sehr viel geholfen.


Jingizu (19.07.2011)

Muss mich den Anderen anschließen. Ein gelungendes Kapitel.

Bin gespannt wie es weiter geht...


Alexander Bone1979 (19.07.2011)

hieronimus hat wohl seine lethargie und seine verzweiflung überwunden und versucht jetzt informationen zu kriegen. bin ja mal gespannt, wie die olga so ist... und bierschlauch ist gut, kann man immer mit sich herumtragen... ;-)
ach ja, ziemlich am anfang hast einmal „bernhard“ geschrieben statt hieronimus.


Ingrid Alias I (07.07.2011)

Hallo Petra und Jochen, wie schön gleich wieder etwas von euch zu diesem Kapitel zu lesen.
Eure Kommentare und die fleißige Akzeptanz der neu hinzugefügten Charaktere sind wirklich beflügelnd :)


Jingizu (07.07.2011)

Freu`mich riesig, dass du endlich mal wieder ein neues Kapitel vom guten Ahrok ins Netz gestellt hast. Deine beiden Helden kamen zwar ein bisschen zu kurz, aber ich denke im nächsten Kapitel werden sie wieder mehr zu "tun" haben. Und mir geht`s wie Jochen, dein tapferer Sergeant wächst mir zunehmend ans Herz. Toll wie du ihn darstellst, denn so recht trauen kann man ihm immer noch nicht. Ich hoffe er ist und bleibt ein "Guter".

Petra (06.07.2011)

Spannend und sehr einfühlsam geschrieben. Sergeant Hieronimus Schmidt scheint mir vernünftiger als der ganze Wirt zu sein. Er zeigt sich mutiger und eigenwilliger als gedacht. Ist mir direkt sympathisch geworden. Man ist jetzt immer in Anspannung, dass er doch noch zum verräterische Hauptmann umkippen oder sonstwie irgendwie draufgehen könnte. Tolles Kapitel.

Jochen (06.07.2011)

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