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Explosion

Nachdenkliches · Poetisches
© Waldkind
Mit Feuer spielen,
das kann ich gut,
kleine Flämmchen
lange züngeln lassen.
Feuer kann ich hüten
und nähren kann ich es,
solange ich will.

Explosionen sind da unkontrollierbarer,
sie finden einfach statt
und dann,
dann bleibt etwas zurück.
Ein Schaden,
oder eine vorher berechnete Umstrukturierung
von
fester Materie.
Wenn etwas explodiert
ist es heftig,
laut,
die Luft vibriert.

Wenn man den Zeitpunkt
einer Explosion nicht kennt,
kann sie erschreckend sein.

Verdammt,
es passt in kein Bild,
etwas hat meine Materie durcheinander gewirbelt
und ich kann nur zusehen,
was diese Wirbel,
die eine eigene Kraft
zu entwickeln scheinen,
in meinen Kopf so alles anstellen.

Da Explosionen Staub aufwirbeln,
und das ist so anderes
als bei Feuer,
denn falls dieses raucht und qualmt,
(und die Sicht einschränkt)
reicht es,
einfach nur,
ein paar Schritte
direkt an den Licht gebenden Flammen
um die Feuerstelle herum zu laufen
bis die Sicht wieder klar wird.

Da also Explosionen
heftig Staub aufwirbeln,
und zwar in einer von mir,
die ich gerade in einer stehe,
nicht erfassbaren Dimension.
Bin ich einzig
auf mein Gefühl beschränkt.
Sehen kann ich nicht.
Ich bin blind.

Hören kann ich nicht mehr,
ich bin taub.
Explosionen machen einen Höllenlärm
und wenn die Taubheit
erst abgeklungen ist,
wird aufgrund des Knalltraumas aller Voraussicht nach
ein ewig flötender Tinnitus zurückbleiben.

Ich stehe also in dieser Explosion.
Ich stehe da,
verwirrt,
blind,
taub.

Ich bin verletzlich doch
abbekommen habe ich nichts.
Ich erfahre eine Explosion.
Ich lerne
in einer Explosion zu stehen.
Ich lerne blind und taub zu gehen.
Evtl. zittere ich ein wenig dabei.
 
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Kommentare  

Ja, dazu passt er auch, dieser Text.
Für mich ist er eine visualisierte Vorstellung eines meiner Gemütszustände.
Jetzt unmittelbar nach Paris,
ich habe ihn gerade selber noch einmal unter diesem Aspekt gelesen,
wird man ihn wahrscheinlich darauf beziehen.
Aber das ist, was meines Erachtens jedwede Art von Kunst ausmacht.
Der Künstler legt ein Stück seiner Seelenwelt in ein Werk und gibt es frei.
Die Betrachter sehen, lesen, hören es und machen sich ihr eigenes Bild.
Kunst regt zum sinnen an.

Ich danke dir für bewusstes Lesen Michael.

LG Nicole


Waldkind (18.11.2015)

Mit Bildern, die für Unbeteiligte eines Blutbades
unvorstellbar sind, die dem Wahren
entsprechend an Brutalität und Grausamkeit
kaum noch zu überbieten sind, hast du uns die
Wirkungen dieser nicht vorhersehbaren
Explosionen - vor allem nach diesen
Schreckensszenarien von Paris - nochmals
wirkungsvoll uns vor Augen geführt. Ein klasse
Text!
LG. Michael


Michael Brushwood (18.11.2015)

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