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3 Seiten

Das Schaufenster von Mr. und Mrs. Beetle 4. Kapitel

Romane/Serien · Für Kinder
Die Ladentüre flog auf und schepperte gegen die Leiter auf der Mrs.Beetle stand, die gerade ein Memoryspiel für einen Kunden vom oberen Regal herunter holte. Mrs. Watson stürmte in den Laden und fing an den Inhalt ihrer Tasche auf der Ladentheke auszubreiten. „Entschuldigung, ich hab sie von draußen nicht gesehen, Claire.“ Man redete sich mittlerweile mit Vornamen an.
„Nichts passiert!“ Mrs. Beetle kam zur Ladentheke, packte das Spiel für den Kunden ein, kassierte und bedankte sich. „Jetzt bin ich aber gespannt was sie uns mitgebracht haben.“ Kleine Stapel türmten sich vor ihr auf. Lange und kurze Hosen, lustig bedruckte T-Shirts in Miniaturgröße, Röcke, schicke Pullover, Hemden und Anzüge und ein Frack für Burz.
„Damit die auch was zum wechseln haben.“ Verschmitzt zwinkerte sie Mrs. Beetle an. „Und wer soll das machen?“.
Ein leichter Schatten ging über ihr Gesicht. Arthur Beetle musste demnächst ins Hospital und auf längere Zeit würde alle Arbeit auf ihren Schultern liegen.
„Aber ich hab doch Zeit! Mrs Watson wischte mit ihrer Hand energisch Claire Beetles Bedenken weg. „Ach Betty, wir können uns wirklich keine dritte Kraft leisten. Es reicht gerade so für Arthur und mich.“ „Ich tu´s doch für die dort drin. Wissen sie, ich kenne die doch alle!“ „Was meinen sie?“, Mrs. Beetle runzelte die Stirn. Mrs Watson eilte unbeirrt ans Schaufenster und kam mit Bär Bronus zurück. „Eine leuchtend gelbe Jacke, vielleicht mit blauer Hose? Ich könnte ihn aber auch zum Punker herrichten.“ Sie wühlte in ihrer Handtasche, „irgendwo liegt da eine offene Sicherheitsnadel. Ich hab mich erst kürzlich daran gestochen!
Verrücktes Huhn!“ Claire Beetle gab ihren Widerstand auf. Lachend drehte sie sich um und widmete sich einer neuen Kundin.
„Das Schaufenster gehört ihnen, Betty!“

Betty Watson verlor keine Zeit. Rasch befreite sie den wertvollen Teddybären aus seinem trostlosen Hosenanzug und nahm die alberne Mütze ab. Die gelbe Jacke passte hervorragend zur blauen Hose und sorgte dafür, dass der kleine Kerl nun selbst wie die Sonne aus einem strahlenden Himmel leuchtete. Als sie ihn auf seinen Platz zurück setzte kam ihr eine Idee. Sie streifte ihre Straßenschuhe ab und stieg ins Schaufenster hinein. Sie platzierte Bronus´ Schemel von ganz hinten nach ganz vorne, direkt vor die große Scheibe. Darunter brachte sie ein Schild an mit der Aufforderung: Preis im Laden erfragen!
Als nächstes war Zwerg Burz an der Reihe. Ein gestreifter, schwarz-weiß glänzender Frack sowie eine schicke Fliege um den Hals ließen den Zwerg auffallen. Der Stoff reflektierte die Beleuchtung und machte ihn glänzend. Max und Tex die beiden Maulwürfe wurden in grüne Kostüme eingekleidet mit aufgestickten roten Dreiecken
und Schimpanse Yoko bekam eine ebenfalls glänzende Turnhose mit dreifarbigen Streifen auf den Seiten.
Am edelsten jedoch und wie es sich für einen Regenten gehört, wirkte König Bär in seinem neuen, weinroten Samtmantel mit weißem Pelzaufsatz.

Wie sehr doch die neuen Kleider die Repräsentanten des „Beetleschen Kinderparadieses“ veränderten. Fußgänger blieben häufiger als sonst stehen und schauten sich die Auslagen an. (Einige blieben bestimmt auch wegen Mrs. Watson stehen und fragten sich immer noch was diese merkwürdige Frau im Schaufenster der Ladenbesitzer des stadtbekannten Spielwarengeschäftes zu tun und zu suchen hatte.)

Als Mrs. Watson drei Wochen später wieder in den Laden kam, traute sie ihren Augen nicht. Etwas hatte sich im Schaufenster verändert. „Euch beiden hab ich noch nie gesehen“, wunderte sie sich über die zwei massigen weißen Plüschbären die ihre rosa Ohren aufmerksam aufgerichtet hatten. Sie waren so groß, dass sie zusammen ebenso viel Platz auf ihrer Seite brauchten wie das Haus von Familie Randolph auf der anderen Seite. Und das war nicht das einzige. Es schien etwas zu fehlen. Wo waren Lilly und Marlene und vor allem, wo war Bär Bronus? Sie selbst hatte ihn doch an die Scheibe gesetzt.
„Haben sie das Schaufenster umdekoriert, Claire? Ich dachte, sie wollten es mir überlassen. Meine Ideen haben ihnen nicht gefallen?“ Mrs. Watson schaute traurig.
„Betty, was reden sie, ich hab nichts am Schaufenster gemacht. Ich bin doch froh, dass sie sich darum kümmern“, beschwichtigte Mrs. Beetle. „Und die zwei Plüschmonster?“ „Oh, die kamen letzte Woche. Stückpreis 12 Pfund. Die werden nicht lange hier sein. Ich hab sie erst mal rein gesetzt wo Platz war.“ Mrs. Watson humpelte zum Schaufenster. Jetzt erst fiel es Mrs. Watson auf. „Claire, sie sind verletzt!“ „Halb so schlimm. Das kommt davon, wenn man alles allein und in Rekordzeit erledigen will.“ Mrs. Beetle fasste nach Bettys Schulter. „Was meinen sie, könnten sie mir auch tagsüber ein wenig im Laden zur Seite stehen?“ Mrs Watson tat entrüstet. „Sie wissen doch dass ich Zeit hab.“ „Ich wollte nicht, dass sie sich ausgenützt fühlen „Wo ist Bronus?“ „Wer?“ „Der Bär den ich im Schaufenster umgesetzt hatte.“ „Ach, der Steiff-Teddy. Der dürfte auf dem Weg nach Australien sein, wenn er dort nicht schon angekommen ist.“ Betty Watson riss ihren Mund auf und brachte keinen Ton hervor.
„Deswegen hab ich mich auch erst heute getraut sie nach ihrer Hilfe zu fragen, Betty“, Mrs. Beetle humpelte zur Ladentheke und öffnete die Kasse. Sie kam mit drei großen Geldscheinen zurück und drückte sie Mrs. Watson in die Hand. „Ein Herr aus Sydney kam letzte Woche hier vorbei und war so begeistert von dem Bären; er fragte gar nicht nach dem Preis. Er wollte nur, dass ich ihn gut einpacken solle. Er hätte einen weiten Weg vor sich“, lachte Mrs. Beetle. „Das ist ihr Anteil, Betty, freuen sie sich nicht?“
Betty Watson traten die Tränen in die Augen.
„ … und wir haben uns noch nicht mal verabschiedet voneinander.“


Fortsetzung folgt! …
 
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