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Mission Titanic - Kapitel 22

Romane/Serien · Fantastisches
Kapitel 22 – Leben in Metropolis

Eloise wurde noch am selben Abend aus dem Memorial Hospital entlassen, allerdings musste sie zuerst angemessen bekleidet werden. Nicht nur deswegen, weil ihr hellblaues Kleid ruiniert und aufgrund der Schusswunden von ihrem eigenen Blut verunreinigt wurde, sondern hauptsächlich, weil ihre Klamotten nicht zeitgemäß aussahen. Ike musste sich ebenfalls neu bekleiden, schließlich war er mit einem Smoking Herrenanzug am Checkpoint erschienen, dieser aufgrund des Kampfes im Wald ebenfalls verschmutzt und ramponiert wurde.
Beide schlüpften in einen weißen Stretch-Overall mit gewissen UE-Abzeichen, weil dies die Dienstbekleidung der Geheimagenten war, die durch die Zeit reisten und auf Abruf bereit standen.
Diese Bekleidung erzielte im privaten Leben durchaus positive Auswirkungen, weil man in jeder Bar, in jeder Großraumdiskothek oder sonstigen Lokalitäten ungehindert Zutritt bekam und in sonstigen Geschäftsläden und Malls bevorzugt behandelt wurde. Selbst die MP-Staatspolizei durfte Personen mit solch einer Bekleidung nicht ohne weiteres unter Arrest stellen. Dazu benötigte es ausdrückliche Befehle vom Geheimdienst. Ein UE-Geheimagent genoss in allen 545 Citys von United Europe nahezu Narrenfreiheit und wurde sogar respektvoller angesehen, als ein SEK-Soldat.
Ein Roboter, der ebenfalls mit einem ovalen Kopfgehäuse ausgestattet war und ähnlich wie der medizinische Assistent aussah, rollte surrend heran und übergab Eloise und Ike ihre neue Bekleidung. Als Eloise vor einem riesigen Spiegel stand, betrachtete sie sich skeptisch. Dieser weiße, hautenge Stretch-Overall fühlte sich auf der Haut zwar angenehm an, sodass ihr weder zu warm war, noch dass es sie fröstelte, aber ihr neues Erscheinungsbild bereitete ihr ein erhebliches Problem.
Eloise starrte mit großen Augen auf ihr Spiegelbild, wobei sie die Nase leicht rümpfte und ihre Hände über diesen weichen Kleidungsstoff strich. Sie betrachtete wortlos ihren weiblichen Körper, welcher der hautenge Overall so richtig zur Geltung brachte. Sie drehte sich seitlich und fasste sich an ihren wohlgeformten Hintern, knetete ihre Pobacken, zog am elastischen Kleidungsstück und ließ los. Der Stoff schmiegte sich klatschend wieder auf ihren schlanken Körper.
Ein kurzes Kichern platzte aus ihr heraus, weil ihr diese neue Bekleidung wie eine zweite Haut vorkam. Dann fasste sie sich an ihre Brüste und hob sie leicht an, die dieser elastische Overall ebenfalls deutlich betont, und schüttelte mit dem Kopf. So extrem figurbetont hatte sie ihren eigenen Körper bislang noch nie wahrgenommen. Eloise hob ihre Arme und schlug eine Pirouette, wobei sie sich in dem riesigen Spiegel selbst kritisch beobachtete.
Ike war auch mit einem figurbetonten Overall bekleidet, wobei sein durchtrainierter Körper ebenfalls zur Geltung kam. Er verschränkte seine muskulösen Arme und nickte anerkennend.
„Du siehst respektvoll aus, Liebes. Richtig schick. Wie eine waschechte Geheimagentin. Komm, lass uns gehen. Jetzt zeige ich dir mein schlichtes Heim.“
„Respektvoll, meinst du? Schick?“, erwiderte Eloise stirnrunzelnd. „Das kann doch nicht dein Ernst sein. Ich weiß gar nicht, wie man so einen komischen Fummel überhaupt nennt. Das sieht ja total vulgär aus! Ike, es tut mir leid, aber so kann ich doch unmöglich rausgehen. Ich fühle mich, als wäre ich nackt. Man sieht ja alles von mir! Was sollen denn bloß die Leute von mir denken?“
Ihr war es zwar mittlerweile bewusst geworden, dass sie über 500 Jahre übersprungen hatte und sich somit einiges, wenn nicht sogar alles auf der Welt verändert hatte, aber Eloise war nun mal eine gläubige Katholikin, die unter anderem auch dazu streng erzogen wurde, sich diskret zu bekleiden. Ike lächelte und überreichte ihr eine schwarze Brille.
„Sei unbesorgt, Liebes. Heutzutage ist es völlig normal, sich figurbetont anzuziehen. Die meisten Frauen in United Europe sind sogar nur spärlich bekleidet, also wirst du auf die Leute sogar konservativ und respektvoll wirken, was auch beabsichtigt ist. Einen Overall tragen ausschließlich hochgestellte Persönlichkeiten wie beispielsweise Mediziner, Wissenschaftler, Lehrer oder eben auch Geheimagenten, wenn sie dienstlich tätig sind. Und nun bitte ich dich, diese Brille aufzusetzen.“
Eloise nahm die Brille entgegen und betrachtete sie verwundert.
„Was soll ich denn damit anfangen? Die Gläser sind ja pechschwarz. Wie soll ich bloß mit der Brille etwas sehen können?“
Ike hielt sich schmunzelnd die Hand vor dem Mund.
„Setze sie einfach auf, du wirst dadurch sogar sehr deutlich sehen können. Lasse dich nicht von den wirren Zahlen irritieren, die vor deinen Augen erscheinen. Das sind nur Abmessungen von Entfernungen und … Ach, vergiss es einfach. Es wäre für dich zu kompliziert, wenn ich dir alles erklären müsste. Diese Brille ist für uns Geheimagenten sehr nützlich, weil wir damit unter anderem den Gemütszustand der Leute erkennen und somit abwägen können, ob jemand irgendwelche illegalen Absichten hegt. Diese Brille soll aber nun dich vor allen Leuten schützen, weil du sicherlich alles und jeden anstarren wirst, während wir runter zu meinem Apartment gehen. Wir beide, vor allem du, müssen uns unbedingt unauffällig verhalten.“
Eloise setzte sich die dunkle Brille auf und raunte, weil sie dadurch tatsächlich alles taghell erkennen konnte. Sie stand einfach nur da, blickte nach oben, blickte nach rechts und links und grabschte plötzlich mit ihren Händen wild durch die Luft. Ike verschränkte seine Arme, zog die Augenbrauen zusammen und beobachtete sie einen Moment nachdenklich dabei.
„Würdest du mir bitte verraten, was du da grade machst, Liebes?“
„Ich sehe nicht nur Zahlen, sondern auch noch so ein kleines, lustiges rotes Kreuz, was ständig vor meiner Nase herumschwirrt. Das versuche ich zu fangen, aber es ist so verflixt schnell“, antwortete sie kichernd. Ike holte einmal tief Luft, hielt sich die Hand vor seine Augen und schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Eloise, Liebes. Dieses kleine Kreuz ist nur eine Anvisierung. Egal wohin du schaust, wird dieses digitale Kreuz genau hindeuten. Du kannst es unmöglich einfangen, weil es nicht real vor deinen Augen schwebt.“ Ike rieb sich die Stirn und versuchte es ihr irgendwie zu erklären. „Das ist eben Technik, die es in deinem Jahrhundert noch gar nicht gibt und …“
Eloise nahm die Brille ab und blickte ihn grantig an.
„Ach, du und deine Technik schon wieder. Wie bei der Titanic, wenn du abends nach Hause gekommen bist und mir erklären wolltest, wie dies und das funktioniert. Gib doch nicht immer so an, nur weil du schlauer bist als ich. Ich weiß nämlich selber, dass das gar nicht alles echt ist, was ich durch diese Brille sehe!“, motzte sie.
Sie grinste ihn frech an, begutachtete nochmal die schwarze Brille ausgiebig und setzte sie wieder auf.
„Es macht mir aber Spaß zu versuchen, das kleine Kreuzlein einzufangen. Auch wenn es gar nicht möglich ist. Ich mag die Brille. Darf ich die jetzt behalten?“, fragte sie lächelnd während sie weiterhin mit der Hand vor ihrem Gesicht rumgrabschte. Ike nickte.
„Ja, vorerst. Aber gib gut darauf acht. Diese Brille ist Staatseigentum und kostet sehr, sehr viel Geld. Ansonsten wird man von mir Schadenersatz einfordern.“
„Was soll denn daran so teuer sein? Die Brille ist doch nicht aus Gold“, erwiderte sie gleichgültig.
Ike ging darauf nicht weiter ein, denn hätte er ihr erklärt, dass diese Sehhilfe ungefähr 45.000 Euro wert war, hätte Eloise sie ihm wahrscheinlich völlig erschrocken ganz vorsichtig zurückgegeben.

Bevor Eloise bereit war mit ihm gemeinsam das Centrum zu erkunden, wollte sie unbedingt ihre kupferrote Haarmähne zu einem Zopf flechten, so wie sie es gewohnt war. Aber war ein geflochtener Zopf in der Zukunft überhaupt üblich, fragte sie sich. Ike nickte lächelnd und meinte, dass Zöpfe selbst tausende von Jahren vor Christi Geburt geflochten wurden und es sogar jetzt, hier im fünfundzwanzigsten Jahrhundert, von Frauen mit langem Haar ebenfalls manchmal getragen wird. Ein schlicht geflochtener Zopf war einfach zeitlos und sah niemals altertümlich oder futuristisch aus.
Während Ike mit Eloise zu den Röhrenliften marschierte, blickte sich die junge Akteurin mit weit geöffneten Augen erstaunt herum. Allerdings weil sie diese dunkle „Sonnenbrille“ trug, konnten es ihre Mitmenschen nicht bemerken. Die Einheimischen von United Europe – die Bürger in jeder City – wagten es zudem nur selten, einen Geheimagenten heimlich zu beobachten, geschweige denn anzustarren, wenn dieser solch eine spezielle Brille trug. Denn diese technologischen Brillen waren nicht nur in der Lage einen Gemütszustand zu erkennen oder bis auf die Knochen zu röntgen, sondern es verbreiteten sich Gerüchte, dass diese Brillen automatisch auf neugierige Blicke reagierten und die Leute dann für den Betrachter splitternackt zu sehen waren.
Ike hatte selbstverständlich vorab jegliche Funktionen dieser Sehhilfe ausgeschaltet und war darüber auch erleichtert, denn Eloise war einfach viel zu neugierig. Sie vermutete, dass diese Brille ihr noch viel mehr zeigen könnte und fragte Ike auch danach. Aber letztendlich war sie vielmehr damit beschäftigt, ihre neue Umgebung zu bestaunen.
Die Bedenken des stellvertretenden Geheimdienstchefs Nicholas Verhoeven, dass die Akteurin eventuell einen Kulturschock erleiden und sie psychische Probleme bekommen würde, erwies sich als völlig falsch. Eloise war sehr angetan von der neuen Welt, in der sie einfach von heute auf morgen katapultiert wurde. Alles war äußerst interessant und aufregend, so hatte sie sich die Zukunft niemals vorgestellt.
Das Ehepaar van Broek lief bekleidet mit ihrem Dienstanzug gemächlich nebeneinander, wobei die unglaubliche Menschenmasse, die ihnen entgegen lief, instinktiv auswich. Einen Geheimagenten oder sonstige Person, die mit einem weißen Stretch-Overall bekleidet war, wollte man schließlich keinesfalls anrempeln. Nicht einmal versehentlich, weil es von den weißen Overalls Träger als respektlos und als eine Provokation aufgefasst werden könnte. Und niemand wollte die Bekanntschaft mit einer MP-Staffel heraufbeschwören, die nach einem abgesetzten Notruf innerhalb einer Minute erscheinen würde.
Ike musste ständig schmunzeln, weil Eloise mit dieser dunklen Brille auf der Nase befremdlich, ja, für ihn sogar witzig aussah. Zudem wirkte sie etwas unbeholfen, weil sie ständig zur beleuchteten Etagendecke schaute, dort die durchsichtigen Panzerglasröhren befestigt waren, darin die Straßenbahnen mit unglaublicher Geschwindigkeit rasten.
Das Centrum war laut und hektisch, völlig menschenbelebt und kunterbunt. Überall blinkten Reklamebildschirme in allen Farben auf und projizierte Hologramme erschienen direkt über der Etagendecke, wie aus dem Nichts. Weibliche sowie auch männliche Stimmen hallten aus verschiedenen Lautsprechern. Die europäische Sprache klang wie ein Mischmasch aus Niederländisch, Französisch, Englisch und Deutsch.
Eloise blickte mit leicht geöffnetem Mund wiedermal nach oben, weil sie eine holografische Nachrichtensendung bestaunte. Die thematisierende Diskussion allerdings, konnte sie unmöglich nachvollziehen. Sie sah zwei Männer in Ledersessel sitzen, die sich in einer Talkshow miteinander unterhielten. Der rechts sitzende Mann war der berühmteste Talkmaster von United Europe, der aus dem Allemande Sektor stammende, aus der City Nieuw Cologne, Birger Gottschalk. Links neben ihm saß mit übergeschlagenen Beinen der Staatspräsident Hendrik Klaasen und diskutierte mit dem Talkmaster über die bedrohliche Überbevölkerung von United Europe.

Eloise hielt mit Ike gemeinsam Schritt, obwohl sie des Öfteren dazu neigte einer Person auszuweichen, die ihr begegnete. Aber zu ihrer Verwunderung wich ihr diese Person im Gedrängel vorweg freiwillig aus. Nach einer Weile schien Eloise gelassener zu sein, aber innerlich war sie etwas angespannt; ihr Herz pulsierte wild und ihre Augen wanderten aufgeregt umher, dies jedoch aufgrund ihrer schwarzen Bille niemand bemerkte.
„Du verhältst dich fabelhaft, Liebes, wenn man bedenkt, dass du jetzt die Zeitreisende bist, anstatt ich. So etwas hatte es zuvor noch nie gegeben, dass ein Mensch aus der vergangenen Welt im Centrum oder überhaupt in irgendeiner UE-City rumspaziert. Du bist die erste Person, die in die Zukunft reiste. Und das darf niemand erfahren.“
„Ich denke, da hast du wohl recht. Jetzt verstehe ich auch, weshalb du manchmal so geheimnisvoll getan hast und übervorsichtig warst. Ohne dich wüsste ich gar nicht, was ich jetzt tun sollte. Ich glaube, wenn ich hier ganz alleine wäre, würde ich verrückt oder so was werden“, sagte sie bekümmert.
„Ich bin stolz auf dich“, lobte Ike, während er selbstsicher zum Röhrenlift marschierte. Die anstehende Menschenmasse ließen die zwei Geheimagenten selbstverständlich anstandslos vor.
„Ich weiß nicht, Ike. Ich finde es sehr unhöflich, sich einfach so vorzudrängeln. Aber irgendwie bin ich jetzt froh darüber, denn ich will ganz schnell zu dir nach Hause. So viele Menschen sind mir noch nie zuvor begegnet, nicht einmal auf dem Marktplatz von Belfast. Das finde ich sehr beängstigend“, flüsterte sie ihm zu und schaute hinter sich auf unzählige Menschen, die in ihren Augen eigenartig bekleidet waren. Einige von ihnen – hauptsächlich jüngere Personen in ihrem Alter – trugen fremdartige, bunte Frisuren und sie verhielten sich allesamt merkwürdig. Denn ihr fiel mittlerweile auf, dass sich die Bürger des Centrums weder grüßten noch miteinander unterhielten. Jeder schien nur für sich zu sein aber manche redeten euphorisch mit ihren Glasscheiben in ihren Händen haltend. Das war Eloise absolut nicht gewohnt, denn es gehörte sich doch so, dass man sich grüßte. Insbesondre die älteren Herrschaften. Selbst wenn sie in Belfast einkaufen ging, plauderte sie oftmals mit wildfremden Leuten, die sich stets über eine Unterhaltung freuten. Schließlich gab es immer etwas zu erzählen, ob man nun auf dem Land oder in der Stadt lebte, und wenn man sich nur über das Wetter unterhielt. Aber die City Centrum sowie auch die anderen 544 existierende Citys in United Europe waren hermetisch abgeriegelte Kuppelstädte, hindurch niemals weder ein Sonnenstrahl noch ein Regentropfen einfallen würde. Nicht einmal ein Lüftchen wehte in dieser gigantischen Metropole, die aus Materialien erschaffen wurde, dass noch widerstandsfähiger als Stahl und Beton zusammen war.

Als sie endlich in der 52. Etage angekommen waren, führte Ike seine Ehefrau zu einer Haltestation der Straßenbahnen, die durch all diese durchsichtigen panzerverglasten Röhren sausten. Eine Straßenbahn war zwar nur halb so komfortabel, nicht annähernd lang genug und konnte erst recht nicht mit der Geschwindigkeit von 1,9 Mach eines ICE Zuges mithalten, die weit unterhalb von United Europe mithilfe eines komplizierten Tunnelsystems mit allen 545 Citys vernetzt war. Aber Eloise staunte als der orangefarbene Zug langsam herbeiglitt und sie zuckte erschrocken zusammen, als aus dem Fuhrwagen plötzlich überschüssige Druckluft laut herauszischte. Als die Straßenbahn stillstand, öffneten sich alle Einstiegsluken gleichzeitig. Die aussteigende Menschenmasse verließ die Straßenbahn auf der linken Haltestationsseite, als Ike und Eloise gemeinsam mit der wartenden Menschenmasse einstiegen. Die Straßenbahnen war stets überfüllt, sodass man einfach nur Glück brauchte, um ein Sitzplatz zu ergattern. Obwohl einige Leute beiden Geheimagenten freiwillig ihren Sitzplatz direkt am Fenster anboten, verzichtete Ike freundlich darauf. Er wollte es verhindern, dass Eloise zu viel von der zukünftigen Welt sah.
Ike wohnte in der 52. Etage im westlichen Sektor, das ohnehin nur 40 Kilometer entfernt lag und die Straßenbahn bewältigte diese Entfernung innerhalb nur vier Minuten. Er wohnte in einem riesigen Gebäude, das augenscheinlich wie ein nobles Hotel aussah. Der Eingang zu diesem Mehrfamiliengebäude wurde von einem Sicherheitsdienst Tag und Nacht überwacht. Es war schon nach 22.00 Uhr, als Ike vor seinem Apartment stand und sein rechtes Auge auf eine Vorrichtung hielt, bis das rotblinkende Lämpchen grün leuchtete. Daraufhin schnellte die Eingangsluke zischend zur Seite. Er deutete mit einer Handbewegung an, dass Liebes hineingehen sollte.
Eloise nahm ihre dunkle Brille ab und starrte verdutzt auf einen Roboter, der genauso wie der medizinische Assistent einen Kopf kleiner war als sie. Dieser Roboter sah beinahe genauso aus, nur dass er mit einem rechteckigen Kopfgehäuse ausgestattet war, anstatt mit einem Ovalen. Zur Begrüßung blinkten seine LED-Leuchten wild auf; die Leuchten seines Mundes signalisierten ein freudiges Lachen und seine Lampenaugen strahlten wie eine Lichthupe mehrmals auf. In der Mitte seines säulenförmigen Körpers erschien aus einem kleinen Monitor zudem ein gelbes, lachendes Smiley. Ein regelrechtes buntes Lichtgewitter stieß der Roboter aus und streckte dabei zur Begrüßung seine dünnen, metallischen Arme auseinander, als er seinen Herrn und Meister erblickte.
„Hallo Ike. Ich bin äußerst erfreut, dich wiederzusehen. Endlich! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich dich vermisst habe“, sprach der Roboter mit einer männlichen Stimme, dessen Betonung wie die eines langjährigen, vertrauten Freundes klang.
Ike kniete sich nieder, lächelte und tätschelte seinem metallischen Kumpel auf sein rechteckiges Kopfgehäuse.
„Übertreibe jetzt nicht, Texel. Ich bin derjenige, der sich übermäßig auf dich freuen darf. Immerhin habe ich dich über drei Jahre lang nicht gesehen.“
Sein rechteckiger Kopf neigte sich seitlich, in seinen Lampenaugen blinkte jeweils ein Fragezeichen, und die LED-Leuchten seines Mundes bildeten einen waagerechten Strich und das lachende Smiley im Monitor seines Säulenleibes war verschwunden.
„Was meinst du damit … Über drei Jahre, Ike? Nach meiner aktuellen Berechnung hattest du unser Apartment nach genau fünfunddreißig Stunden, zweiundvierzig Minuten und genau just in diesem Moment … Achtundvierzig Sekunden verlassen. Und danach, wenn du wiederkommst, so hattest du es mir versprochen, würdest du mich an die Starkstromstation anschließen.“
Die LED-Leuchten seines Mundes signalisierten ein verschämtes Lächeln. Ein erwartungsvolles Lächeln. Und der kleine Monitor auf seinem Bauchgehäuse zeigte ein gelbes Smiley, das mit einem Auge zwinkerte.
„Na klar, Kumpel. Einen Energie-Booster hast du dir auch redlich verdient. Aber zuerst möchte ich dir meine Ehefrau vorstellen. Das ist Eloise.“
Ike packte Eloise am Arm und zog sie in sein Apartment, woraufhin sie schüchtern hineintippelte und sich erstaunt umsah. Mit offenem Mund blickte sie zwar zuerst herum, aber wurde mit dem Roboter sogleich konfrontiert.
„Du hast tatsächlich geheiratet, Ike? Aber davon hast du mir gar nichts erzählt“, sagte der Roboter, wobei sich die metallische, männlich klingende Stimme vorwurfsvoll anhörte und er dabei kurz seine Arme ahnungslos ausbreitete und anwinkelte.
„Hättest du mich rechtzeitig informiert, hätte ich für dich eine Party organisiert. Mit all deinen Freunden.“ Er neigte wieder sein rechteckiges Kopfgehäuse seitlich und signalisierte ein Grinsen. „Insbesondre hätte ich deinen besten Freund, Marko Rijken, herzlichst eingeladen.“
„Jetzt habe ich es dir ja erzählt und werde bloß nicht frech, mein Freund. Sonst überlege ich mir das mit dem Energie-Booster noch“, antwortete Ike mit erhobenem Zeigefinger.
Ike ging zielstrebig zu einer Schalttafel, die in einer Wandnische installiert war und betätigte ein paar leuchtende Knöpfe, woraufhin die Energieversorgung des Apartments hochgefahren wurde und es sogleich merklich wärmer wurde.
„Nun ja, wie dem auch sei. Sehr erfreut, Eloise und herzlich willkommen zuhause. Ich darf mich kurz vorstellen. Ich heiße Texel. Und um deine Frage vorweg zu beantworten: Ja, Ike hat mich doch in der Tat nach der ehemaligen, niederländischen Insel Texel benannt. Ich persönlich finde seinen Einfallsreichtum mangelhaft. Ein anständiger Robotername wie beispielsweise TC-14 wäre mir angenehmer gewesen. Aber was kann ich schon dagegen unternehmen? Ich bin schließlich kein Androide, die sich selbst programmieren können. Diese Fähigkeit ist aber auch die Einzige, die ich an diesen Möchtegernmenschen beneide. Du solltest wissen, Eloise, dass ich dafür aber über eine weitaus umfangreichere Datenbank verfüge und sogar Hologramme in 21 K-0.4 wiedergeben kann“, betonte der kleine Haushaltsroboter stolz, wobei er seinen metallischen Zeigefinger in die Höhe hielt.
„Aber Ike verzichtet stets darauf weil er meint, dass dadurch meine Akkus sich zu schnell entladen würden, was ich persönlich für ein Gerücht halte. Ike ist meiner Meinung nach knausrig. So sieht es nämlich aus. Es ist ihm schlichtweg zu kostspielig, mich mit Extraenergie zu versorgen. Dabei würde ihm die hochauflösende Bildqualität seine Augen schonen“, meinte der Haushaltsroboter.
„Hör endlich auf, ständig mit deinen erweiterten Festplatten und exquisiten Grafikkarten zu prahlen, sobald Besuch erscheint. Letztendlich hast deinen Extraschnickschnack allein nur mir zu verdanken. Ich hab`s schließlich bezahlt und dir eingebaut. Und was bekomme ich von dir? Oftmals nur schnippische Antworten und ein flegelhaftes Benehmen, nur weil ich kein Meister im Programmieren bin. Pass lieber auf was du über Androiden sagst, sonst wird dich der Androide unseres Nachbarn wieder wütend umwerfen, wie neulich“, ermahnte ihn Ike.
Aus den Lautsprechern des Roboters ertönte ein Gelächter.
„Das wird nie wieder vorkommen, weil ich jetzt vorsichtiger bin und den Hotspot des Gebäudes vorweg immer abschalte, wenn ich die Puppenärsche zu beleidigen gedenke. Aber den Hotspot komplett deaktivieren beabsichtige ich auch nicht, denn es ist viel zu interessant, wenn meinesgleichen sich untereinander austauschen.“
„Deine unbändige Neugier und Neigung zum Sarkasmus wird dir eines Tages noch zum Verhängnis werden. Ich sehe es schon kommen, dass ich dich irgendwann in allen Einzelteilen im Hausflur auflesen darf, weil dich ein beleidigter Androide an einen Cyborg angeschwärzt hat, der dich unsanft auseinander nimmt, weil er scharf auf deine Mikrochips und hinter deinen wertvollen Grafikkarten her ist. Und ich darf dich dann wieder zusammenbasteln, was mich Zeit und ne Menge Geld kosten wird.“
Texel rollte ruckartig surrend zurück. Der Mund des gelben Smileys war waagerecht.
„Ike, ich verspreche dir, dass ich mich ab sofort mit meinen Äußerungen über die anderen Schrotthaufen etwas zügeln werde.“
„Das wäre ratsam, denn du weißt, dass ein Cyborg in unser Apartment ohne weiteres eindringen könnte. Die Eingangsluke unseres Apartments brauch er dabei nicht einmal kompliziert kurzzuschließen, sondern der wird sie einfach gewaltsam auseinandernehmen“, behauptete Ike augenzwinkernd, um seinen metallischen Freund einzuschüchtern.
Eloise schaute Ike völlig erstaunt an, während sie diese Diskussion mitverfolgte.
„Du hast ja auch so ein sprechendes Dingsbums. Gehört Es etwa dir?“
Ike nickte.
„Jawohl, Liebes. Texel ist mein Haushaltsroboter, der mir hier in meinem Zuhause behilflich und sehr nützlich ist. Behandle ihn bitte wie eine reale Person“, erklärte Ike sachlich. „Texel ist zwar kein Lebewesen, aber jeder Roboter hat irgendwie seinen eigenen Charakter und reagiert sogar auf Emotionen. Es kommt eben drauf an, wie man einen Roboter programmiert und ich bin kein guter Programmierer, muss ich zugeben. Das Resultat erkennst du daran, dass mein Texel sich oftmals Frechheiten herausnimmt. Wenn du ihn also respektlos behandelst, wird er beleidigt reagieren. Verstehst du das, Liebes?“
Sie kniete sich nieder und blickte vergnügt in das rechteckige Gesicht des Haushaltsroboters.
„Das ist aber ein verflixt tolles Dingsbums. Der sieht aber ganz anders aus, als diese anderen Dingsbumse, die ich kennengelernt habe. Die anderen hatten einen ovalen Kopf, dieses Dingsbums hat aber einen rechteckigen Kopf. Wieso ist das so?“
„Texel ist ein älteres Modell. Ich habe mir die Einzelteile über das Internet erworben und ihn selber zusammengebaut. Aber die komplette Elektronik sowie die Mikrochips sind auf dem neusten Stand. Das Kerlchen hat mich ein Vermögen gekostet, nur damit er mich manchmal ärgert. Verrückt, nicht wahr? Aber Laika hatte mich auch oftmals geärgert, trotzdem hatte ich sie geliebt.“
„Dingsbums?“, fragte der Haushaltsroboter mit seiner metallischen Stimme verwundert, wobei die LED-Leuchten seines Mundes erneut waagerecht aufblinkten und er Ike sichtlich fragend anblickte. Seine Leuchtaugen blinkten zeitgleich, wie eine Lichthupe auf, darin jeweils ein schwarzes Fragezeichen zu sehen war.
„Ike, weshalb betitelt mich deine Ehefrau als ein Dingsbums? Diese Wortart bedeutet, dass ich irgendetwas Undefinierbares bin. Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber dein letztes Rendezvous, die du abgeschleppt hattest, war mir wesentlich sympathischer. Obwohl diese junge Frau eine ausgesprochene Zicke war, wenn ich mir diese Behauptung erlauben darf. Entschuldige mich, das ist nur meine persönliche Meinung.“
Ike räusperte sich und blickte den kleinen Haushaltsroboter forsch an.
„Ähm … Eloise ist eine Akteurin und kennt den Begriff Roboter nicht, nur Maschine. Und ich habe es dir jetzt schon etliche Male gesagt, dass du dich mit deinen eigenen Meinungen zügeln sollst, wenn ich Besuch habe!“, fauchte er Texel missmutig an.
Der Haushaltsroboter blinkte mit seinen Leuchtaugen mehrmals auf, dann deutete sein LED-Mund ein unverschämtes Grinsen an.
„Ich verstehe, Ike. Du hast wiedermal gegen das Gesetz verstoßen. Wie so oft. Deine Ehefrau ist also eine Person aus der vergangenen Welt? Höchst interessant. Diese Information werde ich selbstverständlich für mich behalten. Du, Ike …“ Der Haushaltsroboter stockte kurz, neigte sein rechteckiges Kopfgehäuse und signalisierte mit dieser Geste, dass ihm seine unbedachte Aussage leid tat. Dann stieß aus seinen Lautsprecher ein kurzer Seufzer aus.
„Wie ungeschickt von mir. Hoffentlich habe ich deine hübsche Ehefrau jetzt nicht in Verlegenheit gebracht. Du hast mich schließlich unter andrem auf höchste Diskretion programmiert, was dein Privatleben angeht. Aber als Dingsbums oder Maschine benannt zu werden, finde ich persönlich diskriminierend. Ich denke daher …“
„Halt einfach die Klappe, sonst gibt es heute Abend keinen Energie-Booster, sondern nur 150 Volt aus der gewöhnlichen Steckdose! Haben wir uns beide verstanden?!“, schnauzte Ike seinen Roboter an.
„Na gut. Lass uns nicht schon wieder streiten, Master Ike. Also, was darf ich denn deiner Ehefrau antun?“, fragte der Roboter, wobei sein LED-Mund erneut ein freches Grinsen andeutete.
„Texel, treibe es nicht auf die Spitze, sonst werde ich dich zukünftig einen nichtsnutzigen Schrotthaufen nennen! Eloise ist kein Rendezvous, sondern meine Ehefrau! Akzeptiere sie oder ich werde dir einige Mikrochips entwenden, die dir bislang Spaß bereitet hatten!“
Eloise schaute Ike erstaunt an. Sie hatte erst mal keinen blassen Schimmer, wovon die Beiden überhaupt redeten, was Texel mit abschleppen meinte. Aber die Eifersucht half ihr allmählich von selbst darauf zu kommen.
„Schluss jetzt mit eurer albernen Diskussion!“, motzte Eloise plötzlich dazwischen und blickte Ike verärgert an.
„Was meint Texel damit, dass du neulich eine weibliche Person abgeschleppt hast? Etwa, das du hier im Centrum eine Freundin hast?!“, konfrontierte sie ihn lautstark. Eloise war wütend, eher gesagt, eifersüchtig und begann wieder zu zweifeln. Nun fragte sie sich, ob ihr eigener Ehemann sie betrügt. Vielleicht war er in seiner Gegenwart bereits verheiratet und würde sie immer noch nur benutzen, um die Mission Titanic erfolgreich abzuschließen?
„Beruhige dich, Liebes. Ich betrüge dich doch nicht. Was denkst du von mir? Ich habe alles riskiert, meinen Job und auch mein Leben, nur um mit dir wieder vereint zu sein. Selbstverständlich gab es in meiner Vergangenheit einige Frauen, das bestreite ich gar nicht. Die bedeuten mir heute aber gar nichts mehr. Nur du! Ich liebe nur dich und bin jetzt mit dir verheiratet!“, beteuerte er. Er sah seinen Haushaltsroboter verzweifelt an.
„Texel, jetzt sag du doch mal was dazu. Du hast mir diesen Schlamassel schließlich eingebrockt!“
Die LED-Leuchten des kleinen Roboters verzierten sich waagerecht.
„Das tut mir jetzt aufrichtig leid, Eloise. Ich kann bestätigen, dass Ike niemals zuvor verheiratet war und schon länger keine weibliche Beziehung pflegte. Diese waren ohnehin nie von Dauer, weil Ike immerzu nach der wahren Liebe gesucht hatte. Nach meiner spontanen Einschätzung, so wie ich dich jetzt nach kurzer Zeit kennen gelernt und ich euch beide analysiert habe, bin ich davon überzeugt, dass ihr gegenseitige Zuneigung empfindet. Also wahre Liebe, wie es meine Sensoren definieren.“
Texel rollte surrend zwischen Ike und Eloise, die sich mit verschränkten Armen Rücken an Rücken standen und schmollten. Ein lachendes Smiley erschien auf seinem Monitor.
„Also, ihr beide passt wirklich hervorragend zueinander. Eloise, du solltest wissen, dass Ike ein wunderbares menschliches Wesen ist und er noch nie eine weibliche Beziehung pflegte, die länger als zwei Monate andauerte. Ike war immer derjenige, der dieses zwischenmenschliche Techtelmechtel beendet hatte.“ Texel hob seinen dünnen, metallischen Arm in die Höhe und spreizte zwei seiner Zangenfinger. „Das schwöre ich bei all meinen Mikrochips.“
„Es reicht jetzt, Texel. Kein Wort mehr, oder ich werde deine Festplatten löschen! Und zwar jede einzelne!“, motzte Ike. „Manchmal weiß ich gar nicht, womit ich das alles verdient habe“, fügte er kopfschüttelnd hinzu.
„Tja, wie der Herr so das Gescherr“, sagte Eloise mit erhobenem Haupt.

Eloise ging auf diesen Disput nicht mehr weiter ein, wanderte in seinem sterilen Apartment herum und strich mit der Hand prüfend über die Nischen. Nicht ein einziges Staubkörnchen haftete an ihren Fingern.
Verwundert blickte sie umher. Sie sah nur eine weiße Couchgarnitur vor einem übergroßen Monitor, das gesplittet mehrere Fernsehprogramme erzeugte. Sie stöberte jedes Zimmer durch und begutachtete selbst die Toilette sowie das Badezimmer und sein Schlafzimmer (Ike bevorzugte eine Wassermatratze aus Kautschuk), alles sah wie nagelneu aus.
„Schick hast du es hier. Wer räumt denn für dich auf? Du bist doch eigentlich unordentlich“, fragte sie.
Ike blickte sie immer noch mit verschränkten Armen verdrossen an.
„Das erledigt Texel für mich“, antwortete er grantig.
„Aha, soso. Und wer erledigt deine Einkäufe, die du so brauchst?“
„Macht alles Texel. Bewundere ihn aber nicht dafür, denn Onlineshopping könnte ich eigentlich selbst bewerkstelligen.“
„Staubwischen und Putzen tut Texel etwa auch? Dann hat er sich seinen … Bluster oder wie ihr das nennt, redlich verdient. Obwohl ich nicht im Geringsten ahne, was das sein soll.“
„Das stimmt, Liebes. Texel besitzt ein Putzprogramm, aber Staubwischen ist nicht nötig, weil die Klimaanlage jeglichen Staub entsorgt.“
Der Haushaltsroboter rollte Eloise eilend hinterher, drehte sich elegant um seine eigene Achse, stand vor ihr und blickte sie mit seinen Lampenaugen freundlich an.
„Dieses Putzprogramm empfinde ich als äußerst lästig, liebe Eloise. Falls du diese Arbeit für mich zukünftig übernehmen willst, wäre ich dir sehr dankbar. Oder ich schlage vor, dass wir uns diese unangenehme Arbeit teilen? Wie ich sehe, bist du doch ein recht kleines menschliches Wesen und könntest niemals die Decke wischen. Ich schon“, sagte der Roboter mit lachender LED-Leuchten und fuhr plötzlich seine stangenartigen Armen aus, bis seine metallischen Finger die Decke berührten.
Eloise ignorierte den Roboter und durchstöberte weiter Ikes Apartment.
„Und lass mich raten … Deine schmutzige Wäsche erledigt Texel?“
Ike schüttelte mit dem Kopf.
„Nein. Dafür habe ich einen Wäschedienst abonniert. Solche Unternehmen beschäftigen meistens reale Menschen und keine Roboter oder Androiden. Die Dienste von Menschen sind zwar wesentlich teurer, aber dafür leiste ich meinen Beitrag, etwas gegen die Arbeitslosigkeit zu unternehmen. Hier im Centrum ist die Arbeitslosigkeit erschreckend und …“
„Aja, Wäschedienst abonniert. Ich verstehe voll und ganz“, winkte sie desinteressiert ab, weil sie es eben nicht verstanden hatte.
„Und wo ist deine Küche? Das wird ab sofort mein Reich sein. Und Texel hat darin ganz und gar nichts zu melden!“, fiel sie ihm grinsend ins Wort.
„Ich muss dich enttäuschen, Liebes. Es gibt keine Küche. Wir ernähren uns ausschließlich von Tabletten oder Injektionen, darin alle Nährstoffe enthalten sind. Biologische Nahrung ist in United Europe streng verboten, um Krankheiten zu vermeiden. Eine Epidemie könnte eine komplette City auslöschen. Du hast es jetzt selbst erlebt, dass wir überbevölkert sind und falls so ein gefährlicher Funke in anderen Citys überspringt, hätten wir eine Pandemie. Dies würde das Ende unserer Zivilisation bedeuten. Deine Zivilisation hat sich selbst zerstört, wobei die Gefahr aus dem Weltraum noch seinen vernichtenden Betrag dazu geleistet hatte. Ach, lassen wir das Thema. Niemand sollte etwas über die Zukunft erfahren, du weißt jetzt schon viel zu viel.“
Eloise starrte Ike mit leicht geöffnetem Mund an und überlegte.
„Ja aber … Aber was soll man die ganze Zeit über tun, wenn man nie wieder putzen und kochen muss? Wenn es nicht einmal Hühner gibt, die man füttert, um sonntags Rührei mit Speck zu essen oder man Einkäufe nicht mehr selbst erledigen muss?“
Eloise deutete mit dem Finger zum Ladenfenster.
„Und da draußen diese laute, schnelle Stadt ist die reinste Katastrophe! Die Menschen gehen aneinander vorbei, ohne sich zu grüßen. Niemand interessiert sich dafür, was der andere tut oder ob es ihm vielleicht schlecht geht. Was ist das denn für ein Leben?“, fragte sie vorwurfsvoll.
Ike nahm sie in seinen Armen und tröstete sie. Eloise weinte zwar nicht, aber er merkte, dass sie sehr aufgebracht war und von der Zukunft zutiefst enttäuscht wurde, obwohl sie ein großer Fan von Science-Fiction war und sich die Zukunft immer wunderschön und faszinierend vorgestellt hatte.
„Weißt du, Liebes. Unsere Welt ist äußerst stressig und dann ist man froh, wenn man von seiner Arbeit kommt und sich nur entspannt vor dem Fernseher setzen kann.“
„Du meinst sicherlich diese große eingerahmte Robotermaschine in deinem Wohnzimmer, dass ganz viele bewegte Bilder in bunt zeigt, darin Leute sich über irgendetwas unterhalten. Das finde ich ziemlich langweilig. War das denn nicht viel schöner, als wir alle gemeinsam vor dem Kamin hockten und ich aus einem Buch vorgelesen habe?“
Eloise löste sich ruppig aus seiner Umarmung, wanderte langsam ins Wohnzimmer zu der weißen Ledercouchgarnitur und blickte betrübt umher.
„Warum hast du mich hierher gebracht, in dieses Chaos? Hier will ich nicht leben. Das kann ich nicht, verstehst du das? Aber ohne dich will ich auch nicht sein. Was ist mit mir überhaupt geschehen?“
Ike schwieg einen Augenblick und sah ihr dabei ernst in die Augen.
„An was kannst du dich überhaupt noch erinnern?“
Eloise schloss ihre Augen und dachte nach.
„Ich weiß noch von dem Rehkitz, dass ich in unsere Küchenstube gebracht hatte. Anne und Justin waren auch da. Und da waren diese Männer, die sich als Scotland Yard Polizisten ausgewiesen hatten.“ Eloise lächelte und blickte verträumt vor sich hin. „Dann weiß ich noch, dass wir mit einem Automobil gefahren sind und dann … Ich erinnere mich nur noch an laute Schüsse und das Glas zerberste. Bin ich etwa angeschossen worden?“
Ike hielt sie fest in seinen Armen, küsste auf ihren Kopf und strich über ihren kupferroten, geflochtenen Zopf. Er atmete einmal kräftig durch und versuchte ihr so einfühlsam und verständlich wie möglich zu erklären, was mit ihr geschehen war und wie es mit ihr weitergehen sollte.

Es war bereits stockdunkel geworden. Ikes Apartment leuchtete grünlich, andere Zimmer waren mit einem angenehmen blauen Licht überflutet. Sein Wohnbereich war sehr geräumig und wies die doppelte Wohnfläche auf, als ihr ehemaliges Haus in der nordirländischen Provinz Ulster. In den ovalen Ladenfenster seines Wohnzimmers leuchteten die bunten Lichter der zahlreichen Reklameschilder einiger Nebengebäuden herein, und ständig hörte man das Donnern der Straßenbahnen, die durch die panzerverglasten Röhren hindurchrasten. Die riesigen Etagenscheinwerfer simulierten schon seit über 300 Jahren das Sonnenlicht und wurden per Zeitschaltuhr gedimmt. So wurde in jeder City künstlich Tag und Nacht erschaffen. Tagsüber behielt jede City eine konstante Temperatur von 20 Grad Celsius, doch gegen Abend wurde die Energie jeder City in United Europe zeitgleich heruntergefahren, sodass es nachts im Centrum Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschten. Aber in den östlichen und nördlichen Sektoren bewegte sich das Thermometer der Citys nachts sogar zwischen Minus 5 und -15 Grad Celsius. Jedoch um Punkt acht Uhr morgens war in jeder City eine Temperatur von 20 Grad Plus garantiert.
„Du brauchst keine Angst haben, dass du jetzt für immer hier leben musst. Ich habe mit einem guten Freund längst einen Plan ausgetüftelt. Du wirst wieder zurück in deine Welt gebracht und ich werde bei dir sein. Ich werde dich niemals alleine lassen. Aber es könnte für uns beide gefährlich werden. Ich vermute, dass der Geheimdienst es nicht zulassen wird, dass du wieder in dein Jahrhundert zurückkehrst. Schließlich hast du die Zukunft kennengelernt und der Geheimdienst wird befürchten, dass du plauderst. Sie bezweifeln zwar, dass man dir in deiner Welt glaubt, aber es würde die Arbeit, unsere Missionen in der vergangenen Welt weiter auszuführen erheblich erschweren. Sogar gefährden, denn es wird immer jemanden in deiner Welt geben, der dir glauben wird. Irgendein Geheimdienst könnte hellhörig werden sobald sie erfahren, dass du behauptest, eine Zeitreisende zu sein, die in der Zukunft war. Glaube mir, man würde dich festnehmen und dich verhören. Sie würden dich irgendwann brechen, selbst wenn du deine Erfahrung hartnäckig leugnest, und werden letztendlich erfahren, dass es uns gibt, dass Zeitreisen tatsächlich möglich ist.“
Ike seufzte, bevor er fortfuhr.
„Den Geheimdienst eurer Zeit unterschätzen wir nicht. Deshalb würde man dich nicht wieder unbehelligt in dein Jahrhundert schicken. Das verstehst du doch, Liebes?“
„Aber ich würde doch niemanden davon erzählen! Das würde ich deinem Chef schwören!“, beteuerte Eloise und blickte ihm dabei verzweifelt ins Gesicht. Ike hätte bei ihrem ehrlichen Anblick am liebsten geschmunzelt, aber ihre momentane Situation war viel zu ernst.
„Mein Chef“, wiederholte Ike kopfschüttelnd und seufzte. „Mein Chef ist Henry und er befindet sich zurzeit todkrank auf der Titanic. Es wird nicht lange dauern, bis mich die Regierung einsperrt und des Hochverrates anklagt. Und dich wird man in eine psychiatrische Klinik isolieren, um irgendwelche medizinische Experimente durchzuführen. Die Bluttransfusion meiner Mutter war offensichtlich ein Erfolg, nun werden sie vielleicht anhand deiner Abwehrstoffe im Körper versuchen, irgendwelche Medikamente herzustellen, was die tödliche CM-Infektion vernichtet. Du solltest wissen, das CM eine ähnliche unheilbare Krankheit ist, wie in deiner Welt das Krebs. Ich spreche nur Vermutungen aus, aber ich verlasse mich nicht einmal auf meine jetzige Position. Morgen früh um neun Uhr ist ein Meeting in der Sicherheitszentrale vorgesehen. Dabei wird jedoch nur besprochen, wie ich in der Mission Titanic weiter agieren soll. Sie alle gehen davon aus, dass unsere Ehe nur eine Scheinehe ist und du mir egal bist, was aber nicht der Fall ist!“, betonte Ike.
Eloise blickte ihn einen Augenblick geschockt an.
„Du glaubst also, dass man uns bald trennen wird? Aber das darf doch niemand tun! Können wir beide denn nicht ganz schnell abhauen? Du hast mir doch gesagt, dass du jetzt der Chef des Geheimdienstes bist. Lass uns unsere Koffer packen und zurück in die Vergangenheit reisen. Dann leben wir wieder in unserem Haus und können wieder eine köstliche Kartoffelsuppe essen und wenn es Sommer ist, werden wir wieder unter freiem Himmel am Lagerfeuer sitzen und ein Hähnchen grillen. Ich würde jetzt zu gerne mit dir gemeinsam im strömenden Regen draußen reiten oder im Winter, wenn es schneit … Ich würde jetzt alles dafür geben, um mit dir wieder eine Schneeballschlacht zu machen. Wie früher. Aber hier in deiner Welt ist das alles überhaupt nicht möglich. Hier fühlt man sich nur wie in einer Sardinenbüchse eingesperrt, wo jeder unfreundlich ist, merkwürdig aussieht und komische Dinge tut, die ich gar nicht verstehe.“
Ike hörte ihr kommentarlos zu, weil er die ganze Zeit überlegte, wie er ihr die erschütternde Wahrheit schonend beibringen sollte. Wie würde sie es wohl auffassen?
„Liebes, auch ich will mit dir wieder zurück in deine Welt, aber es gibt dabei ein Problem. Ein sehr gravierendes Problem sogar.“
Eloise löste sich langsam aus seiner Umarmung und blickte ihn entsetzt an. Sie ahnte, dass er ihr jetzt etwas sehr unangenehmes beichten würde.
„Ich weiß gar nicht, wie ich es dir schonend beibringen soll, also sage ich es geradeheraus. An dem Tag als wir gemeinsam mit diesen angeblichen Polizisten im Automobil fuhren, gerieten wir in einen Hinterhalt. Sie waren gar nicht vom Scotland Yard, so wie sie sich ausgegeben hatten, sondern Terroristen die mich beseitigen wollten, um die Zeitgeschichte zu manipulieren. Dabei wurdest du angeschossen und schwebtest in akuter Lebensgefahr. Als ich diese Mörder dann im Wald verfolgte und niedergestreckt hatte und dann zu dir zurückgekehrte, hatte das Auto lichterloh gebrannt. Was ich damit sagen will ist … Dass du in deiner Welt offiziell tot bist. Deine Familie sowie all deine Freunde glauben nun, nein, sie wissen es, dass du nicht mehr lebst. Du lebst jetzt zwar trotzdem, aber nur weil ich in die Vergangenheit zurückgereist bin und deinen Tod verhindert habe.“
Eloise blickte einen Moment apathisch vor sich hin. Dann starrte sie auf den übergroßen Fernseher, der etliche, gesplittete Fernsehprogramme zeigte. Nachdem sie eine Weile lang keine Reaktion zeigte, streichelte Ike ihr zärtlich über die Wange.
„Hast du verstanden, was ich dir eben gesagt habe?“, hakte Ike vorsichtig nach.
„Ja aber … Aber wir könnten doch zurückgehen und allen im Dorf alles erklären. Ich kann es doch bezeugen, dass Zeitreisen wirklich möglich ist und …“
„Nein, Liebes! Nein!“, forschte er sie an. „Du bist verdammt nochmal beerdigt worden! Ich selbst war dabei gewesen und musste um dich trauern! Es waren mindestens dreihundert Menschen dort anwesend, der ganze Waldfriedhof war von Menschen überfüllt! All diese Menschen, alle deine Freunde und vor allem deine Familie haben dich beerdigt und wissen nun, dass du tot bist! Du kannst nicht wie ein Geist dort wieder plötzlich auftauchen. Unmöglich!“
Eloise starrte Ike ungläubig nur an.
„Ist das wirklich wahr? Alle haben etwa um MICH geweint? Das glaube ich jetzt nicht. Ich war doch immer für alle nur das schwarze Schaf gewesen.“
Ike nickte.
„Doch. Selbst vor dem Eisentor des Waldfriedhofes hatten unzählige Menschen darauf gewartet, hineinzugelangen, um dir die letzte Ehre zu erweisen. Dein ganzes Dorf und auch Leute aus den Nachbardörfern waren anwesend. Sie alle hatten Blumen in dein Grab geworfen und hatten geweint. Begreife es endlich: Du-bist-tot! Du lebst offiziell nicht mehr!“
Eloise starrte ihn immer noch ungläubig an, während Ike nochmals tief durchatmete und mit der Hand durch sein Haar strich.
„Hör zu, Liebes. Mein Freund Vincenzo und ich haben einen Plan. Morgen früh um 9:00 Uhr muss ich in der Sicherheitszentrale zu einem Meeting erscheinen, weil Henry und weitere Kollegen in Schwierigkeiten geraten sind. Ich werde auf die Titanic zurückkehren müssen. Aber vorerst werde ich dich heimlich in das Jahr, Mittwoch den 10. April 1912 zu unserer „Fabrik“ in Southampton schleusen. Dort wird dich eine vertrauenswürdige Freundin von mir empfangen. Ihr Name ist Nicole Kalbach. Sie wird dir ein Ticket für die Titanic überreichen und dich zeitgemäß einkleiden.“
Ike holte nochmals tief Luft, bevor er fortfuhr.
„Du wirst als eine Dritte-Klasse-Passagierin auf der Titanic einchecken und ich bitte dich, dass du dich ausschließlich in deiner Kabine aufhältst, bis ich dich abhole. Das wird aber fünf Tage lang dauern, denn wenn ich morgen Früh zurück zur Titanic reise, wird es schon Sonntag der 14. April sein. Du darfst mich auf gar keinen Fall, egal was passiert, vorher aufsuchen. Ich werde zwar schon seit der Abfahrt von Queenstown ebenfalls auf der Titanic anwesend sein, aber ich werde zu diesem Zeitpunkt ebenfalls glauben, dass du tot bist. Ich weiß, das alles muss sich für dich kompliziert anhören aber du musst jetzt meine Anweisung unbedingt befolgen! Du würdest sonst mein früheres Ich kontaktieren und ein Zeitparadoxon auslösen und … Ach, vergiss es einfach. Tu bitte einfach nur das, was ich dir sage. Falls du mich auf der Titanic doch irgendwie erblickst, dann musst du dich sofort von mir entfernen. Hast du das verstanden?!“, fragte Ike eindringlich und es klang wie ein Befehl, woraufhin Eloise hektisch nickte und sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Nun war ihr der Ernst der Lage wirklich bewusst geworden.
„Wenn dann alles vorbei ist, Liebes, müssen wir in Amerika untertauchen. Wir beide werden Irland nie wieder betreten können. Nie wieder! Und ich muss mein Lebelang hinter meiner Schulter blicken und aufpassen, weil ich dann von unseren Agenten gejagt werde, weil ich mich illegal in die vergangene Welt eingenistet habe. Nach unserem Gesetz ist das ein schwerwiegendes Verbrechen, weshalb mir die Höchststrafe droht: Die Verbannung aus sämtlichen Citys.“
Eloise schaute betrübt nach unten.
„Jetzt habe ich es verstanden. Wenn ich mit dir zusammenleben will, darf ich meinen Vater, meine geliebten Brüder Paddy und Albert niemals mehr wiedersehen.“
Eloise hielt sich die Hand vor ihren Augen und schluchzte.
„Selbst meine strenge Mutter, von ihr ich mich immer ungerecht behandelt gefühlt hatte … Auch sie werde ich für immer vermissen.“
Eloise umklammerte ihren Ehemann und weinte bitterlich. Ike drückte sie zärtlich an sich heran und streichelte über ihren geflochtenen Zopf, schloss seine Augen und versuchte seine eigene Tränen zu unterdrücken.

Er hatte zwar ihr Leben gerettet, dafür aber ihr vorheriges Leben ausgelöscht, nur um mit ihr zusammen zu bleiben. Nun war ihm bewusst geworden, welchen Schmerz er Eloise zugefügt hat. Sergeant Nicole Kalbach hatte ihn vor dieser Rettungsaktion abgeraten mit der Begründung, weil er egoistisch handeln würde und man einen Totgeglaubten niemals zurückholen dürfe, weil dieser es wäre, der letztendlich unsäglich leidet.
Ike stöhnte plötzlich und fasste sich an seine Brust. Die Bluttransfusion hatte ihm zugesetzt und machte sich jetzt gesundheitlich bemerkbar. Seine körperlichen Abwehrstoffe kämpften grade gegen die tödliche CM-Infektion. Völlig geschwächt ließ er sich auf seine schneeweiße Couch fallen. Eloise war entsetzt.
„Ike, was ist denn mit dir? Soll ich einen Arzt rufen? Ich meine, soll Texel …?
„Es ist alles in Ordnung, Liebes. Mach dir keine Sorgen um mich. Mein Körper schafft das schon. Morgenfrüh werden wir von hier verschwinden“, nuschelte Ike, bevor er ohnmächtig einschlief.
Eloise deckte ihn mit einer Wolldecke zu und beobachtete ihn, wie er mit leicht geöffnetem Mund schlief. Sie seufzte. Hoffentlich wird Ikes Plan gelingen.
 
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