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Bald ist es wieder soweit

Nachdenkliches · Kurzgeschichten · Herbst/Halloween
Man lebt das Leben nur einmal. Die Erfahrungen, die man gemacht hat, sind immer nur der Jetzt-Stand. Man kann sich nur das als Wirklichkeit vorstellen, was man schon erlebt hat. Alles andere ist bestenfalls eine Möglichkeit.
Dunkelheit macht nur Angst, wenn man die Angst davor beigebracht bekommen hat. Dunkelheit ist mystisch. Denn sie verdeckt die Dinge, die ansonsten sichtbar sind. Der Reiz einer jeden Nachtwanderung.
Vertrautes wird in der Dunkelheit unvertraut. Angenehmes wird unangenehm. Die Dunkelheit kann gezielt dazu genutzt werden, um Dinge zu verbergen. Wie ein Schleier, der darum gelegt wird. Alles erscheint sowieso im Dunklen grundlegend anders, als es im Hellen der Fall ist.
Um das Dunkle besser einschätzen zu können, muss man damit eigene Erfahrungen sammeln. Märchen haben uns die Gefahren der Dunkelheit schon früh nahegelegt. Deshalb starten wir mit schlechten Vorurteilen ihr gegenüber.
Nimmt das, was wir von unserer Umgebung wahrnehmen können, ab, steigert dies automatisch unsere Vorstellungskraft darüber, was dort sein könnte. Dunkelheit regt unsere Fantasie an. Erstaunlich, dass wir das, womit wir diese Lücke füllen, stets mit etwas bedrohlichem zu füllen scheinen.
Das Dunkle; die Nacht scheint uns zu ängstigen. In ihr verborgen lauern wilde Monster; Räuber, die uns etwas böses tun wollen; Werwölfe, die uns zerreißen wollen; Vampire, die an unser kostbarstes Gut heran wollen: an unser Blut.
Unser Geist scheint auf dieses Ungemach programmiert worden zu sein. Denn wie ist es anders zu erklären, dass wir uns in der Dunkelheit keine Feen vorstellen; keine Magier, die uns helfen wollen; keine Dschinns, die uns unsere Wünsche erfüllen wollen?
Das Düstere scheint in uns zu sein, ohne dass wir uns dessen so recht bewusst sind. Es lauert im Verborgenen in uns, in Form von Bildern, die unsere Ängste repräsentieren; diesen eine Form geben; eine Gestalt.
Nur an einem einzigen Tag im Jahr gestatten wir diesem düsteren Reich in uns freie Hand. Nur an einem einzigen Tag lassen wir sich dieses Monster entfesseln; sich zeigen; es sich verwirklichen. Und zwar in der Hoffnung, dass es die restlichen Tage des Jahres angekettet; unsichtbar; im Verborgenen bleibt.
Halloween heißt dieser Tag.
 
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Kommentare  

Vor einiger Zeit hab ich mit meiner Tochter (6 Jahre) eine Nachtwanderung unternommen. Sie war sehr entspannt, lauschte und stellte unentwegt Fragen über die Dunkelheit und über die Tiere im Wald. Ein paar Wochen später mit zwei Kindern (10 und 12 Jahre) die Nachtwanderung. Bei jedem Schritt Angst zu fallen, Angst angegeriffen zu werden, Angst vor Monster, Angst sich zu verlaufen etc. Die Angst vor der Dunkelheit ist für mich auch nicht angeboren, sie entsteht irgendwann. Über das Wie und Warum gibt es bestimmt viele Gründe. Ich kann diese Dunkelheit auch mit Fantasie ausfüllen, mit Monster oder auch Zuversicht. In der Dunkelheit lassen sich Dinge verbergen aber manchmal erweckt diese Dunkelheit sie wieder zum Leben. Schöner Text, in den ich mich sehr gut reinversetzen konnte!

Daniel Freedom (27.09.2023)

Deine Betrachtungen gefallen mir immer wieder. Auf was du so alles kommst. Einfach toll.

Gerald W. (23.09.2023)

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