6


2 Seiten

Innerlich tot...

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Jetzt ging es ihr gut. Einigermaßen.

Mit acht Jahren verlor sie beide Eltern. Der junge Autofahrer, der den Unfall verursacht hatte, meinte wohl ein bisschen Alkohol würde seine Aufmerksamkeit im Straßenverkehr nicht beeinträchtigen. Doch er hatte falsch gedacht. Im Krankenhaus starben eine Frau und ein Mann an starken inneren Blutungen und einigen Knochenbrüchen. Die Rede war von ihren Eltern.
Nach der Beerdigung ging alles ziemlich schnell. Ihrem drei Jahre jüngeren Bruder und ihr wurden mitfühlende Blicke zugeworfen. Mit acht war sie klug genug, um zu verstehen, dass sich ihr Leben von nun an für immer ändern würde.

Die beiden Geschwister kamen zu den Großeltern. Oma und Opa hat sie nie besonders gut leiden können, doch hatte sie eine andere Wahl?
Dem 5-jährigen Bruder erzählte man, ihre Eltern seien jetzt an einem besseren Ort, das Übliche eben. Ihr versuchte man die gleiche Geschichte weiszumachen, doch dem wollte sie nie wirklich Glauben schenken. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Eltern ohne ihre Kinder, tatsächlich an einem besseren Ort sein konnten.
Wie auch immer. Die Jahre vergingen und das Leben ging weiter. Ihr kleiner Bruder kam in die Schule. Mindestens einmal im Monat, wurde er von Mitschülern verprügelt. Der Grund, war seine introvertierte Art. Anscheinend störte diese, ein paar Kinder gewaltig. Doch konnte man das einem Jungen, der mit fünf seine Eltern verlor und nun bei senilen Großeltern aufwuchs, wirklich verübeln?

Es war ein verschneiter Sonntagmorgen. Das nun fünfzehn Jahre alte Mädchen ging mit schläfrigem Blick ins Badezimmer. Sie machte die Tür auf und blieb abrupt stehen. Was sie zu sehen bekam, wollte ihr nicht in den Kopf. Nach mehreren Versuchen wach zu werden, sah sie schließlich ein, dass dies hier kein Traum war. Ihr geliebter, kleiner Bruder lag neben der Badewanne, ein Arm in Richtung Fenster ausgestreckt, der andere ruhte auf seinem Bauch. Blutverschmiert am Handgelenk. Die Augen waren geschlossen, ein Zeichen, dass er bereits tot sein musste. Nicht fähig auch nur einen Laut von sich zu geben, kniete sie sich neben ihn und ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken…

Es waren drei Jahre vergangen, seit sie sich von ihrem Bruder verabschiedet hatte. Heute war der letzte Tag ihrer Therapie. Ihre Großeltern befanden es, nach dem Suizid ihres Bruders, für nötig, sie zu einem Psychologen zu schicken. Ihr war das egal. Niemand konnte ihr helfen. Niemand konnte verstehen, wie es ist Mutter, Vater und Bruder zu verlieren. Sollte es dieser Psychologe doch versuchen, er würde ja doch scheitern.
Aber es kam, wie es nicht kommen sollte. Sie verliebte sich in den 35-jährigen Arzt, soweit sie beurteilen konnte, was „Liebe“ ist. Er war ein gutaussehender Mann, mit einem englischen Akzent. Und er war verheiratet. Sie hieß Claudette. Claudette. Was war das für ein Name? Es klang wie „Klo“. Sie hasste diese Frau. Diese Frau mit ihren langen, braunen Haaren und diesem Dauergrinser im Gesicht. Sie hasste es wie ihr Psychologe diese Frau ansah und sie hasste sich selbst dafür.


Claudette war tot. Dreiundzwanzig Messerstiche sollten genügen, ihr diesen verliebten Blick – wenn sie den Mann den sie liebte ansah – aus dem Gesicht zu jagen. Das Mädchen, das man für komisch hielt und mit mitleidigen Blicken bewarf, das Mädchen, das so jung zur Waisen wurde, dieses Mädchen existierte nicht mehr. Es hielt nun ein Messer in der Hand und tötete die Frau ihres „Seelenklempners“.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das Herz stirbt einen langsamen Tod. Und ehe man sich versieht, ist man einer dieser emotionslosen Menschen geworden, denen nichts mehr geblieben ist, außer ihrem Stolz. Doch nicht die Fähigkeit zu lieben, nur der gewöhnliche Respekt den man anderen Menschen gegenüber aufbringt…
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Es wurde schon alles gesagt, dem kann ich auch nur beipflichten ...

Weiterhin viel Erfolg


Dr. Ell (26.09.2009)

Hi Alexiel,
deine Story vermittelt mir den Eindruck, dass eine junge Frau diesen kurzen Überblick über ihr Leben liefert als Teil ihrer psychologischen Therapie.
Um, wie du selber anmerkst, aus der sachlichen Distanz zu schreiben, bist du im Text allerdings zu nah dran.
Ich lese einen zynischen Kommentar über den angetrunkenen Autofahrer, eine frustrierte, rhetorische Fragestellung, wieder eine ironisch angehauchte Bewertung der tröstenden Worte von Oma und Opa.
Dies sind keine negativen Anteile der Story, verfehlen allerdings das von dir gesteckte Ziel, soll es sich um eine emotionslose Berichterstattung handeln und hinterlassen bei mir das Gefühl einer unausgereiften Geschichte.
Sie hat aber Potential. Vielleicht setzt du dich noch einmal mit ihr auseinander.
Viel Erfolg :-)

Shan

P.S. Die holprige Umsetzung der Kommaregeln hatte angel ja bereits angesprochen. Oops, im August :-(


Shannon O'Hara (11.12.2007)

hallo julia!
danke für dein kommentar! also, eigentlich war der sinn der sache der, dass alles sachlich beschrieben ist, aber doch etwas schlimmes passiert, wenn du weißt was ich meine...deshalbt hat das mädchen auch keinen namen bekommen,es war absticht, dass der text "emotionslos" rüberkommt :)


Alexiel Alexiel (23.08.2007)

HALLO alexiel
deine story fand ich anfangs recht interessant.aber mit den sätzen musste ich unterbrechen und etwas mehr nachdenken das ganze verliert mit den weiteren zeilen irgendwie die logik.nicht böse sein, aber ich habe überlegt warum sich der kleine,12 jährige umgebracht hat.wegen dem emotionalen druck und der prügelei in der schule, oder wegen der der anscheinend nicht präsenten lebensfreude.oder alles zusammen...? oder der absatz wo du schreibst das "sie" diese frau gehasst hat und sich selbst dafür auch ... und im nächsten absatz gleich dass die frau tot ist. ausserdem finde ich das du dir wesendlich leichter getan hättest und es auch ein wenig übersichtlicher gewesen wäre wenn du dem mädchen mit dem tragischen schicksal einen namen gegeben hättest.ich finde deine geschichte inhaltlich echt gut,nur die ausführung ist ein wenig bearbeitungsfähig.:)ich finde die denkweise ist interessant und spannend, und ich hätte mich auf eine fortsetzung über ihr weiteres schicksal gefreut.
mit ganz lieben grüssen
jules


julia kogerer (23.08.2007)

hallo darkangel, vielen dank für dein kommentar und deine kritik :) ja ich weiß, ich habe schon immer probleme mit dem setzten der beistriche gehabt...
peace


Alexiel Alexiel (15.08.2007)

hallo alexiel,
die story gefällt mir ganz gut. der sachliche sprachstil und die erschreckende handlung ergänzen sich und regen zum weiterdenken an. du hast viele kommata falsch gesetzt, wenn du willst, kann ich mir das noch mal durchlesen und dir rausschreiben welche.

ein fehlerchen:
Das Mädchen, dass [das] man für komisch hielt

einige deiner formulierungen finde ich seltsam, wie zb
Die Rede war von ihren Eltern.
das ist zwar nicht falsch, klingt für mcih aber komisch^^

insgesamt hat es mir gut gefallen! nur an der form muss halt ncoh ein wenig gefeilt werden;)

lg darkangel


darkangel (14.08.2007)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Gedanken eines Vampirs  
Und so bleibt uns nur das "Ich"  
Niemals Niemals  
Ohne ihn  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De