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8 Seiten

Ahrok - 40. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Vierzigstes Kapitel: Eine Heldentat wie aus alten Geschichten

„Geht es los?“
Ahrok puhlte nervös etwas Dreck unter den Fingernägeln hervor.
Die Aufregung war dieses Mal fast zu viel für ihn. Seit Wochen gab es für sie nur diesen einen Abend und jetzt, wo der Tag des Winterballs gekommen war, da brachte ihn die Vorfreude fast um den Verstand.
Alle rationalen Gedankengänge und alle Ideen von einem zurückgezogenen Leben auf einem Bauernhof waren heute so weit weg und nicht mehr greifbar wie die Träume der letzten Nacht.
„Es geht los?“, mischte sich Olga neugierig ein. Sicher war sie immer noch ganz wild darauf, sie beide zu begleiten.
Ragnar kratzte jedoch nur an den Eisblumen der Fensterinnenseite, als ob er keinen von ihnen gehört hätte. Immer dieser Schnee. Nicht, dass ihm die Kälte etwas ausmachte, aber dieses ganze Wasser an der Oberfläche warf ein schlechtes Licht auf die Lebensqualität seiner neuen Heimat.
Sieben Stunden war er neulich durch die ganze Stadt gelaufen, um Informationen zu ergattern, von denen er gehofft hatte, dass sie ihm einfach zufliegen würden. Sieben Stunden war er durch knietiefen Schnee gewatet, während es munter weiter geschneit hatte. Unten, oben, links und rechts… überall Schnee, der dann auch noch geschmolzen war und seine Kleidung und Haare durchnässt hatte. Seine Stiefel waren bis heute noch nicht ganz trocken.
Und wofür das Ganze? Nur um etwas zu erfahren, das Olga und damit auch Ahrok bereits wussten. Die beide hatten ihn durch den Sturm laufen lassen ohne… ach, was regte er sich überhaupt schon wieder darüber auf?
All das war ohne Bedeutung, denn mit etwas Glück war er heute am Ziel seiner Träume angelangt. Es gab keine Möglichkeit einen Rückzug anzutreten, es gab keine Verstärkung und keine Möglichkeit, eigenhändig eine ganze Armee zu besiegen. Er musste nur noch an den Wachen vorbei kommen und sein Tod war ihm sicher. Da blieb jetzt nur noch das Problem mit Ahrok. Er hatte sich so lange in der Gesellschaft des jungen Mannes befunden, dass er in den letzten Monaten ganz den Überblick über Richtig und Falsch verloren hatte. Den Jungen auf diese letzte Reise mitzunehmen, war unverantwortlich, aber er bezweifelte, dass er Ahrok jetzt noch davon abhalten konnte, ihn zu begleiten.
Letzten Endes würden sie heute also beide sterben. Er, der nach der Krankheit noch immer geschwächt war und der junge Mensch, der nicht einmal eine Waffe besaß und sich trotzdem all diesen Feinden stellen wollte.
Ahrok hatte es außerdem auch noch ungeheuer eilig heute. Er sprühte geradezu vor Kampfeslust.
Wenn er ihn nicht zurückgehalten hätte, dann wäre der Junge wohl schon vor den ersten Sonnenstrahlen zum Bernsteinschloss aufgebrochen. Doch heute gab es keine Eile. Heute hieß es, sich an jedem Atemzug und jeder Mahlzeit und jeder noch so kleinen Kleinigkeit zu erfreuen.
Es war der letzte Tag.
„Also jetzt doch nicht? Dann setz ich noch einmal einen Kessel Brei auf. Oder?“
Ragnar sah nicht einmal in ihre Richtung, sondern nickte einfach nur.
Dieser Brei war zwar nicht mit einem guten Essen zu vergleichen, das man in einer der vielen Schenken Märkteburgs aufgetischt bekommen konnte, aber er hatte sich mittlerweile an den Geschmack gewöhnt und er war allemal besser als Wassersuppe oder gar nichts.
„Raaaagnaaar?“
Er drehte sich um.
Ahrok hob fragend die Hände: „Hm?“
„Wir essen erst.“
„Ohhh, das ist sehr vernünftig“, mischte sich nun auch Olga ein, die gerade dabei war die Kochstelle anzufeuern.
Ahrok kaute weiter an seinen frisch gesäuberten Nägeln.
„Na gut, damit kann ich leben. Ich hab sowieso Hunger.“
„Nehmt ihr mich nun mit?“
Ahrok und Ragnar sahen sich an kurz und hielten ein stummes Zwiegespräch.
Die Frau kannte den Weg, würde ihnen aber unterwegs sicher nur Scherereien machen. Andererseits war es für sie beide sicherer, in Gesellschaft zu reisen. Keiner von ihnen wusste, ob die Stadtwache nicht immer noch nach ihnen Ausschau hielt.
„Ja“, nickte Ragnar.
„Was?“, Ahroks Stimme überschlug sich beinahe.
„Ehrlich?“, Olga war nicht minder überrascht als Ahrok.
„Ja.“
„Oh danke, danke, danke!“
„Ich kann mich grad nicht an unser Gespräch erinnern, wo wir das besprochen haben, Ragnar.“
„Es gab ja auch keins. Ich hab das gerade entschieden.“
„Danke, danke, lieber Zwerg!“
„Ohhh, DU hast das gerade entschieden. Warum?!“
„Weil sie uns helfen kann.“
„Helfen? Die Olga? Uns? Hast du sie noch alle? Ich mein, ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie weiß, wo bei einem Schwert vorn und wo hinten ist.“
„Ich will ihr auch keine Waffe in die Hand drücken. Sie wird uns zum Schloss führen und uns helfen da reinzukommen.“
„Oh ja, ich werde euch alles zeigen, was ihr wollt und euch keine Sorgen machen. Ganz bestimmt. Ihr werdet gar nicht merken, dass ich da bin.“
„Mann, das… das gefällt mir nicht. Da geht irgendwas schief?“
„Wie meinst du denn das schon wieder?“
„Na, überleg doch nur. Wir arbeiten wunderbar zu zweit zusammen, aber wenn da noch irgendeiner mitmischt, dann endet das immer in einem Albtraum. Die Kanalwächter, die mit uns rumgezogen sind? Alle tot. Hans? Der hat alles verloren. Der Stadtwächter? Vermutlich auch tot. Sieh es ein - das nimmt nie ein gutes Ende.“
„Mann, bist du finster drauf heute.“
„Ich will nur nicht, dass mir noch so ein blöder Tod nachhängt oder dass uns jemand alles versaut. Das ging nicht an dich persönlich, Olga.“
Der Junge war aufgeregter als er selber. Wahrscheinlich malte er sich schon die ganzen Wochen lang aus, als strahlender Held aus dem heutigen Tage herauszugehen - überhäuft mit Ritterehren und Reichtümern. Wobei es doch viel wahrscheinlicher war, dass er den heutigen Abend nicht überleben würde.
„Vielleicht… solltest du lieber nicht mitkommen.“
„Ja, genau das finde ich nämlich auch.“
„Ich meine damit dich, Ahrok.“
„Was?! Sag mal spinnst du jetzt total?! Olga darf mit und ich soll hier bleiben? Du…“
„Es ist gefährlich“, unterbrach ihn Ragnar und wusste damit gleich, dass er gerade etwas sehr Dummes gesagt hatte.
„Oh, das ist ja was ganz Neues! Es wird dieses Mal also gefährlich. Wirklich?!“
„Du hast nich mal ´ne Waffe. Die werden dich umbringen“, erwiderte er nüchtern.
„Ja, klar, ich geh drauf und du marschierst da wohl unversehrt raus?“
Ragnar antwortete nicht und zum ersten Mal begriff Ahrok, wie der heutige Plan des Valr aussah.
Keiner der beiden sprach mehr ein Wort und das Prasseln der Holzscheite im Feuer blieb lange Zeit das einzige Geräusch in der Küche.
„Ich habe noch ein altes Schwert von Hans liegen“, unterbrach Olga die bedrückende Stille.
„Was?“, Ahrok war sofort hellhörig.
Ragnar verdrehte nur die Augen.
„Na ja, von ganz früher, weißt du. Aus seiner alten Dienstzeit hab ich noch so einige Sachen von Hans aufbewahrt und eben auch das Schwert. Ich hab schon öfter daran gedacht, es zu verkaufen, aber dafür wollte mir der Schmied nur noch ein paar Kupferlinge geben, da hab ich es gelassen.“
„Kann ich es sehen?“
„Ich such es dir nach dem Essen raus… wenn ich mit darf.“
„Ja klar, von mir aus darfst du mit, aber zeig es mir. Los jetzt, los!“

Anakon schritt gemächlich auf und ab und inspizierte dabei seine Truppen.
Die Seuche hatte einen großen Tribut gefordert und das Verschwinden des Erleuchteten hatte zwei Familien dazu veranlasst, diesem Kriegszug den Rücken zu kehren, aber ihm waren noch genügend Krieger geblieben, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Leider hatte er öffentlich zugeben müssen, dass dies heute Urguks Plan war, ansonsten hätte man ihm nicht die Leitung dieses Krieges anvertraut, aber letztendlich war es egal, wer diesen Plan ersonnen hatte – nur der siegreiche Feldherr strich die Belohnung ein. Womöglich würde er bei der Siegesfeier dem verrückten Urguk eine kleine Danksagung widmen, aber wahrscheinlich eher nicht. Schließlich trug er nun das ganze Risiko.
Ein Frontalangriff auf die Stadt, so das jemals Urguks ursprünglicher Plan gewesen war, war nicht mehr möglich. Selbst das Überraschungsmoment würde ihre empfindliche Unterzahl nicht aufwiegen. Bei einem solchen Vorgehen war ein schneller Sieg unwahrscheinlich oder gar unmöglich und sie würden nur einen langen Krieg gegen etwa eintausend Menschen riskieren, die sich in ihrer eigenen Stadt verschanzten und unweigerlich irgendwann Hilfe von außen bekamen.
Solch ein verlustreiches und wenig gewinnbringendes Handeln würde das Konzil nicht gutheißen.
Es blieb also bei dem brillanten Manöver, welches Urguk ersonnen hatte, als er noch bei Verstand gewesen war. Ein schneller präziser Schlag, gezielte Plünderungen und als großes Finale die Auslöschung der Stadt.
Hier musste Anakon etwas improvisieren. Der ursprüngliche Plan, die Stadtbevölkerung durch eine Seuche hinwegzuraffen, war gescheitert, deshalb hatte er sich auf eine einfachere, aber nicht minder effektive Methode verlegt.
Seine Idee, um dieses Märkteburg von der Landkarte zu tilgen, war es einfach niederzubrennen.
Wer auch immer morgen kam, um die Stadt zu besuchen würde nur einen Haufen rauchende Trümmer vorfinden. Alle wären glücklich.
Urguk hatte zumindest im Tod noch seine Rache, er hatte seine Kriegsbeute und das Konzil seinen überwältigenden Erfolg.
Anakon grinste bis ihm gewahr wurde, dass sich so ein Gesichtsausdruck für einen Heerführer nicht geziemte. Er setzte ein betont ernstes Gesicht auf und wandte sich seinen Soldaten zu.
„Der Trupp unter der Leitung von Skaaass wird mich begleiten. Wir werden die ehrenvolle und gefährliche Aufgabe übernehmen, ihre Anführer zu töten. Ihr anderen bezieht derweil Position. Sobald ihr das Signal hört, brecht ihr auf zur Oberfläche, greift euch, was ihr zu fassen bekommt und entzündet dann die Feuer.“ Er nickte zur Bestätigung seiner eigenen Worte. „Das wird ein Kinderspiel.“
Begeistert schlugen die vierhundert Nyoka´tuk mit ihren Schwertern gegen die Schilde und ließen ein zustimmendes Zischen erklingen.
„Gut, dann brechen wir jetzt auf.“
Vierzehn kleine Trupps mir je etwa dreißig Kriegern marschierten unbemerkt von der Oberwelt durch die Kanalisation ihren Bestimmungsorten entgegen.

Bernhard beendete seinen Kontrollgang und schloss die Tür zur Kanalisation wieder gewissenhaft. Alle unterirdischen Zugänge zum Bernsteinschloss waren, wie geplant, frei zugänglich und unbewacht in den nächsten Stunden.
Obwohl ihn sein Meister bereits vor drei Wochen wieder von der belastenden Krankheit befreit hatte, nagte dennoch dieses ungute Gefühl an ihm.
Die Echsen und der Dämon hatten ihn hereingelegt, aber zumindest mit dem Mord am Statthalter würden sie ihm in die Hände spielen, deshalb hatte er immer noch an ihrem Plan festgehalten, obwohl er seinen Verbündeten nicht im Geringsten traute. Diese Monster hatten hinter seinem Rücken noch etwas anderes vor und genau das würde er zu verhindern wissen. Die einzig schwere Entscheidung, die er hatte treffen müssen, war, wen er heute zum Dienst am Schloss eingeteilt hatte.
Viele hatten sich um diesen sonst ruhigen und recht lohnenden Posten beworben, doch wen konnte er von seinen Männern einfach so dem sicheren Tod übergeben?
Am liebsten hätte er niemanden dort hingeschickt, aber das würde für die Ermittlungen im Nachhinein viel zu verdächtig sein. Jeder würde daraufhin sofort bemerken, dass er mit den Echsen unter einer Decke steckte und dann war ihm der Galgen sicher. Nein, er musste jemanden opfern. Fünf oder sechs Leute, damit niemand Verdacht schöpfte. Es mussten aber auch Männer sein, auf die er sich im Notfall verlassen konnte, falls die Echsen sich doch nicht an den Plan hielten. Sergeant Wagner fiel damit dummerweise aus.
Seine Entscheidung war nach langem Hin und Her auf die sechs Dienstältesten gefallen. Bernhard hoffte, dass sie sich von all dem Tand und Prunk nicht anlocken lassen würden, sondern dass sie genug Urteilsvermögen besaßen, um einzuschätzen, wann es besser war, zu Fliehen anstatt einen aussichtslosen Kampf zu suchen. Falls dies jedoch nicht der Fall war… so war es besser alte Männer zu opfern als Jünglinge.
Er selber würde am anderen Ende der Stadt die Verhaftung eines Krauthändlers leiten und somit meilenweit weg von den Ereignissen sein. Da fiel ihm ein, dass es langsam Zeit war, aufzubrechen. Bei all dem Schnee würde er eine Weile brauchen.

Der Winterwind griff mit frostigen Fingern unter seine dünne Kleidung und ließ ihn vor Kälte nur so zittern. Seit sie das Haus verlassen hatten, hing Ahrok deshalb mit trübseligen Gedanken an seiner Bärenfellrüstung, die Mia ihm zum Abschied geschenkt hatte. Dieses stinkende, viel zu enge Teil hätte ihm jetzt so gute Dienste leisten können.
Oh, es war so kalt heute.
Ragnar lief vor ihm, jedoch besaß der Zwerg keinen sonderlich großen Windschatten, um ihn selber vor dem Schneesturm zu schützen. Direkt hinter ihm folgte ihnen Olga so gut sie konnte. Immer wenn er sich sporadisch umdrehte, sah er sie, wie sie, in ihre dicken Tücher und Decken gewickelt, in seiner ausgetretenen Spur stapfte.
Außer ihr und dem Valr sah er niemanden auf der Straße. Warum auch?
Die meisten Leute blieben bei diesem Wetter vernünftigerweise in ihren gut beheizten Stuben. Dort saßen sie bei Kerzenschein oder Kaminfeuer, tranken heißen Tee und freuten sich ihres Lebens und vor allem an der Wärme in ihren Zimmern.
Sie hingegen hatten alles andere als eine schöne Zeit. Hier draußen in der Kälte kamen sie weit langsamer voran, als er erwartet hatte. Ihre Schritte wurden durch die aufgetürmten Schneemassen gebremst und der Wind tat sein Übriges, um ihnen das Leben schwer zu machen. Eiskaltes Wasser drang durch seine Stiefel und Hosenbeine und noch bevor sie das Ende der Holzgasse erreicht hatten, hatte Ahrok alle Lust verloren, hier noch weiter durch die zugeschneite Stadt zu laufen. Konnte das Böse nicht einmal zu ihnen kommen? Immer mussten sie den blöden Ärschen hinterherlaufen. Wahrscheinlich hatten die sich extra diese Jahreszeit ausgesucht, damit sie keiner aufhalten konnte.
Erneut den verdammten Schnee verfluchend, befingerte er das Heft seiner neuen Waffe.
Dieser kleine Säbel, welchen er in den letzten Stunden vor ihrem Aufbruch vom gröbsten Dreck und Rost befreit hatte, war das Einzige, was nachher zwischen ihm und den abscheulichen Monstern stand die… irgendeine monströse Boshaftigkeit planten.
Was hatten die überhaupt vor? Genau genommen wusste Ahrok in diesem Moment nicht einmal, wie ihr eigener Plan aussah. Er hatte in den letzten Tagen nicht weiter darüber nachgedacht, was zu tun war. Zum Fest dieses Grafen zu gelangen schien ihm bisher völlig ausreichend, aber wen genau sie dort suchten und was dieser Bösewicht dort für böse Dinge tun wollte, entzog sich seiner Kenntnis.
Ragnar konnte er nicht fragen, der hatte sich ohnehin nicht mit dem mittlerweile verschwundenen Stadtwächter unterhalten. Verdammt, er hätte sich mehr für die Sache interessieren sollen, als der Kerl noch unter ihnen geweilt hatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht, in den wichtigen Tagen der Vorbereitung auf dieses Ereignis dummen Tagträumen über ein geruhsames Leben nachzuhängen? Jetzt hatten sie den Salat.
Jemand musste ja schließlich tun, was sonst niemand tun wollte und Mia hatte aus ihm den Mann gemacht, der genau diese Heldentaten vollbringen konnte. Er schuldete es ihr und dem kleinen Ahrok, der immer davon getagträumt hatte, Monster zu erschlagen und ein Held zu sein.
Als ihn seine Gedankengänge irgendwann im Stich ließen und er sich wieder neu orientierte, stellte er fest, dass sie sich schon bis zum Marktplatz vorgearbeitet hatten.
Er musste auch feststellen, dass sie nicht mehr durch weißen Schnee, sondern durch mit Pferdeäpfeln, Ruß und Dreck durchmischten Matsch liefen. Die Betriebsamkeit auf dem sonst so überfüllten Markt hatte zwar nachgelassen, nachdem die meisten Händler vor ein paar Wochen weitergezogen waren, aber es gab noch immer genügend einheimische Kaufleute, die selbst an diesem Tag noch ein paar Kleinigkeiten unter die trotz des Wetters immer noch kauflustigen Leute brachten.
An einem der Straßenstände zeigte sich Olga spendabel und gab ein paar Kupfermünzen für etwas Gebäck und heißen Wein aus. Diese kleinen Knabbereien erinnerten ihn dunkel an Wintersonnenwenden in seiner Kindheit, als er noch so etwas wie eine Familie gehabt hatte. Das Gefühl nirgends mehr dazuzugehören wurde plötzlich so überwältigend, dass er sich dringend mit etwas anderem beschäftigen musste, also unterbrach er das Schweigen.
„Wie sieht´s aus, Ragnar? Haben wir einen Plan?“
Der Zwerg wischte sich Wein und Krümel aus dem Bart und überlegte kurz.
„Nein.“
„Wir haben also keinen Plan?“
„Genau.“
„Warum… warum hast du keinen Plan?“
„Bisher wissen wir nichts über die Örtlichkeiten und unseren Feind. Jegliche Planungen wären nichts weiter als Vermutungen, die wir später ohnehin wieder verwerfen müssten.“
„Mhm…“, das klang zwar durchaus plausibel, stellte ihn aber nicht wirklich zufrieden.
„Olga?“
„Ich hab auch keinen Plan“, antwortete sie schlicht zwischen zwei Bissen.
„Natürlich hast du keinen Plan!“, reagierte Ahrok unwirsch. „Ich wollte nur wissen, ob du uns vielleicht das Schloss beschreiben kannst.“
„Oh, es ist wunderschön.“
Ahrok wartete ein paar Momente, aber da kam nichts mehr.
„Geht es auch etwas genauer?“
„Pff, genauer… was soll ich sagen, es ist ein prächtiges Schloss mit Türmen und einer hohen Mauer und einem riiiiiesigen Garten drum herum.“
„Ah ja… danke“, murmelte Ahrok und reichte den leeren Becher zurück.
„Lasst uns weitergehen“, meinte Ragnar schlicht. „Wir haben noch viel vor heute.“
Ahrok nickte und die kleine Schar setzte sich wieder in Bewegung.
Nachdem sie den Marktplatz wieder hinter sich gelassen hatten und Straßen folgten, die Ahrok noch nie betreten hatte, wurde der Wind wieder stärker. Er seufzte und zog den Kragen seines dünnen Hemdes ein Stück höher. Das konnte ja heiter werden.
 
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Kommentare  

Sehr lebensecht und ich bin bei diesem Dialog überhaupt nicht durcheinander gekommen. Vielleicht hast du ja auch inzwischen etwas verändert. Jedenfalls hat es sich klasse gelesen. Ich habe nichts zu meckern und werde gleich das nächste Kapitel in Angriff nehmen. Olga finde ich übrigens witzig.

Jochen (24.02.2012)

Ja da sprichst du genau das Problem an, was ich bei diesem Dreiergespräch auch sehe. Jedoch wenn ich genauer darauf eingehe wer hier welchen Satz sagt, so stört das (für mich persönlich beim Lesen) ungeheuer den Lesefluss und unterbricht dieses schnelle Gespräch und verfehlt damit, die von mir beabsichtigte Wirkung... aber wenn nicht erkennbar ist zu wem der jeweilige Ausspruch gehört, dann ist das natürlich auch schlecht.

Jingizu (23.02.2012)

das gespräch zu dritt gefällt mir echt gut. ist wie in einer Arie; wo mehrere singen. das könntest du noch ein bisschen ausfeilen, damit man genau weiß, wer nun gerade spricht oder singt. ;-)
und soso, olga hat noch ein altes schwert, und alles läuft auf irgendwas hinaus, von dem ich noch keine ahnung habe, aber gespannt drauf bin...


Ingrid Alias I (23.02.2012)

Jetzt geht`s los. Das Schloss des alten Grafen ist das Ziel der Echsen aus der Unterwelt. Olga müssen Ahrok und Ragnar mitnehmen zum Ball. Sonst hätte sie ihnen nicht den Weg bis dorthin gezeigt. Und Bernhard ist wieder eifrig bemüht das Böse zu unterstützen. Schön flüssig geschrieben, spannend und gut die Charaktere gebracht. Da muss es einfach weitergehen.

Petra (23.02.2012)

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