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2 Seiten

Best Friends

Trauriges · Kurzgeschichten
Es ist Freitag und was tue ich? Ich sitze auf meinem Dachboden und versuche ihn wieder halbwegs ordentlich zu bekommen. Ich kümmere mich nie um diesen Teil des Hauses. Nicht nur, weil ich nie Zeit dafür habe sondern auch, weil diese Dinge hier teilweise ziemlich schlechte Erinnerungen mit sich bringen. Aber mein Boss hat mir vier Tage frei gegeben und so habe ich mir gedacht, dass ich es lieber hinter mich bringen sollte. Natürlich haben sich mein Mann und mein zwei lieben Söhne aus dem Staub gemacht aber eigentlich bin ich auch froh, denn das ist etwas, dass ich alleine tun muss.

Das erste was ich finde, sind alte Photos von irgendwelchen Sängern, die ich mal toll gefunden habe, als ich 14 oder so war. Ist schon lustig, was für einen seltsamen Geschmack man in so einem Alter doch hat. Na ja, ich entscheide mich, sie trotz alledem zu behalten denn ich finde es irgendwie ganz süß. Dann finde ich irgendwelche schnulzigen, völlig abgefassten Liebesromane. Ich muss tatsächlich lächeln, wenn ich mir 'Ein heisses Wochenende' ansehe. Damals hatte ich noch von nicht eine Ahnung und ich wurde jedesmal so rot, wenn es 'zur Sache' ging. Diese aber wandern jetzt alle in den Müll. Unter diesen Heftchen finde ich einige Schuljahrbücher, auf die ich aber verzichte, denn ich sah einfach zu schrecklich aus. Ich behalte nur eines und zwar das letzte, der Rest wandert ebenfalls in den Müll. Sie machen den Blick frei für etwas, was ich gehofft hatte, hier nicht zu finden.

Vorsichtig nehme ich das Buch in die Hand. Es ist voll mit Staub und ich puste ihn runter. Es sieht immer noch genauso aus, wie damals. Die großen, pinken Buchstaben reihen sich immer noch zu 'Best Friends' zusammen und die Zeichnungen und diverse Jungennamen befinden sich auch noch daneben. Ich weiss nicht, ob ich lachen oder weinen möchte. Ich schlage die erste Seite auf, auf der sich unsere kindlich geschriebenen Sätze befinden. Sie bringen mich schließlich doch zum lächeln: 'Lauren (das bin ich) wird niemals heiraten! Dafür ist sie viel zu intelligent! Jen wird Jordan heiraten denn sie liebt ihn ja sooooo soll!' Natürlich hat Jen niemals Jordan geheiratet, dafür drei andere und sie hat mit jedem mindestens ein Kind.

In dem Buch steht nicht besonders, außer einige kleine Anekdoten aus unserem 'wilden' Leben. Die letzten Seiten sind nicht beschrieben und zwar aus dem Grund, dass unsere Freundschaft einfach verschwand. Es ist seltsam dieses Wort für eine Freundschaft zu benutzen, aber es ist wahr. Sie zerbrach langsam und ohne Knall. Eines Tages waren wir einfach nur noch Fremde, die auf die selbe Schule gingen und einige Kurse miteinander hatten. Deswegen weiss ich heute nicht, was ich für Jen oder für dieses Buch empfinden soll. Ich sehe sie noch oft. Schon aus dem Grunde, dass unsere Kinder gleichaltrig sind. Aber jedes mal wenn wir uns sehen, starren wir uns einfach nur an. Keiner sagt etwas und wir gehen weiter. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte zu ihr gehen und ihr einfach alles erzählen und dann ein anderes Mal bin ich froh, dass unsere Freundschaft zerbrach.

Noch immer starre ich das Buch an. Ich weiss nicht, wie viel Zeit ich schon damit verschwendet habe und deswegen entschließe ich mich zu einer Entscheidung. Ich entfernen noch ein wenig Staub und lege es dann zur Seite. Als ich Bilder von meinem Mann finde, wo er noch jünger war, ist das Buch so gut wie vergessen. Nur eine kleine Stimme in meinem Kopf sagt: schließlich waren wir einmal beste Freunde.
 
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Kommentare  

Die gute alte Zeit.. Hättest etwas mehr Zeit auf diese Freundschaft verwenden können, für den Leser bleibt sie sehr kahl und entfernt. Trotzdem schöne Momentaufnahme

pascal gut (25.10.2002)

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