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2 Seiten

Locutus

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
„Das Leben ist ein totgeborener Traum“

Beobachtend...Beobachtend saß er da, seine Augen folgten dem kleinen Tier, welches sich langsam an einem hauchdünnen Faden zur Erde herabließ. Aufmerksam wie ein kleines Kind, bei einer neuen Erfahrung, betrachtete er fasziniert die winzige Spinne. Ihre feinen Beine bewegten sich so präzise, fast maschinell, kein Mensch hätte jemals diese Leistung vollbringen können, diesen unglaublichen Balanceakt, die Spinne jedoch brauchte dabei nur ihren Instinkten zu folgen. Jede einzelne Regung war wie der vorprogrammierte Teil eines Gesamtprozesses. Beeindruckend...Langsam glitt die Spinne dem Boden immer näher, bis sie ihn schließlich vorsichtig berührte und sich behutsam weiter tastete. Janus sank lautlos nieder und erforschte weiter die Schritte des sich von ihm gänzlich unterscheidenden Lebewesens. Vielleicht aber war er selbst der Spinne auch ähnlicher als er dachte...

Ich lag, müde von der letzten Nacht, noch im Bett, als meine Freundin urplötzlich und wortlos aufstand, kurz nachdem ich meinen Arm von ihr genommen hatte. Leicht verwirrt rätselte ich, was es wohl zu bedeuten haben könnte, wenn denn überhaupt
etwas dahinter stecken sollte. Doch ich war vorsichtig, die Schreckhaftigkeit saß mir immer noch im Nacken, zwischen uns war es nach wie vor unsicher...Liebte sie mich? Die Frage wagte ich weder ihr noch mir selbst wirklich zu stellen, selbst wenn die Worte ständig an eine Tür in meinem Kopf klopften. Die letzte Nacht war sehr schön gewesen, sie zu berühren, sie zu küssen, im Arm zu halten...Es war wieder ein gewisses Stück intimer geworden und obwohl mein Vertrauen in diesem körperlichen Bereich zu ihr wuchs, verbarg sich immer noch eine gewisse Angst in mir, Angst die eben aus jenen Fragen wurzelte. Furcht...Bevor ich jedoch den Gedankengang vollenden konnte, der sich nur in Bruchteilen von Sekunden abgespielt hatte, verließ sie nun das Zimmer, ohne sich einmal umzudrehen. Ging von ihr dabei nicht eine gewisse, fremdartige Kälte aus?

Janus spürte den kalten Marmorboden an seiner Wange, während er versuchte die kleine Spinne wieder mit seinen Blicken zu erhaschen. Unter einem hölzernen Altar war sie verschwunden...Doch so sehr er sich bemühte, der Arachnoid war verborgen in der sicheren Dunkelheit. Ärgerlich erhob Janus sich wieder und während sein blaues Haar, vom seichten Lufthauch gestreichelt, über seine Schultern glitt, zeichnete sich in seinen Zügen immer mehr ein Zeichen der Demütigung ab. Energisch presste er eine Lippen zusammen und verkniff die bösartig glühenden Augen. Ein Zischen ausstoßend erhob er die Hand, als wolle er voller Schwung den Altar umstürzen. Doch im nächsten Moment bereits wandelte sich seine Geste und er legte nur ruhig seine Hand auf eines der roten Tücher, welches wallend von dem Altar herabhing. Sollte er den Tisch zum Fallen bringen, würde er die Spinne vielleicht wieder ans Licht zwingen, doch könnte er sie auch zerquetschen und so würde er nie erfahren, wohin sie ihr Weg führen sollte. Grinsend wartete er in sich gekehrt ab und setzte die, selbst aus seiner blassen Haut noch weißer hervortretenden, Fingerknöchel nachdenklich unter das Kinn.

Mir war sehr unwohl, als ich nun alleine in ihrem Raum lag, es ging mir nicht gut, aber ich versuchte mir die Gefühle aus meinem Kopf zu vertreiben. Wie schon so oft wurden meine Ängste zuerst durch Wut ersetzt, denn ich fühlte mich erniedrigt. Wäre ich selbst so einfach aus dem Zimmer gegangen, ohne etwas zu sagen? Nein, so hätte ich sie nicht verwirrt. Doch...Nein, das war alles Unsinn, ich wollte den Zorn nicht, so war es damals, aber doch nicht heute. Seufzend setze ich mich auf, die Bettdecke knisterte unter meiner Haut. Bedrückt runzelte ich die Stirn und griff nach meinem Rucksack. Nachdem ich ihn schnell zu mir über den Boden geschlürft hatte, kramte ich suchend darin herum, bis ich meine geliebte Anathema Cd gefunden hatte. Hastig stand ich auf, taumelte über das leicht dreckige Holzparkett und legte das Album in ihre leicht kaputte und von mir deswegen längst verhasste Anlage. Als die CD sich zu drehen begann und die ersten wohligen melancholischen Töne des Liedes „Radiance“ erklangen, fühlte ich mich zumindest ein wenig besser. Zögernd schritt ich zum Bett zurück und lauschte den Klängen, vergrub den Kopf zwischen meinen Armen und saß zusammengekauert da. Der Kummer wurde intensiver, zu einem absolut bedrückenden Gefühl der Traurigkeit... Weinen konnte ich dennoch wie immer nicht, aber zumindest stellte ich mir vor, wie die Tränen flossen...Ein jämmerlicher Anblick.

Nun ist Spinne ist in ihrem Netz...
 
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Kommentare  

Star Trek, oder was?

Börk (05.03.2003)

Zwei parallele Handlungstränge ohne jegliche Berührungspunkte? Keine Ahnung, was das soll. Dafür kann ich keine gute Bewertung geben, obwohl mir der Inhalt jedes einzelnen Stranges durchaus gefällt. Meiner Meinung nach ist die Story unfertig. Leider nur 2 P.

Norma Banzi (30.01.2003)

Hey bist du Andre Westphal aus Stelle ?

Philip (22.01.2003)

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