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2 Seiten

Seltsame Verbindungen

Fantastisches · Kurzgeschichten
„Warum muss das Schicksal nur so grausam sein?“, fagte sich Jean-Pierre. Er sah seine Angebetete, seine Königin der Nacht, gegenüber am Fenster stehen. Kalt, unnahbar, geheimnisvoll und so wunderschön. Halbfertige Liebesbriefe warf er in den Müll und ihr sehnsüchtige Blicke zu. Sie hatte keine Ahnung von seinen Absichten und eine göttliche Figur, genoss die Blicke aller Vorüberziehenden und hohes Ansehen in der Nachbarschaft.
Jeden Tag saß Jean-Pierre hinter der Gardine seines Fensters, sah ihr zauberhaftes Antlitz und seine Chancenlosigkeit. Was sollte er nur tun? Die Liebe zu ihr schmerzte und sein Kopf. Tränen rollten über seine dicken Wangen und tausend Fuhrwerke am Haus vorbei. Jean-Pierres Nase begann zu laufen und der alte Hollywoodklassiker „Casablanca“. Es war Zeit, etwas zu unternehmen, ihr von seiner Liebe zu berichten. Er holte sich einen Schluck kühles Wasser und tief Luft, fasste sich ein Herz und den Telefonhörer, doch die Schöne ging nicht an den Apparat. Jeden Tag häuften sich seine Telefonate auf ihrem Anrufbeantworter und der Kompost hinterm Haus ohne dass etwas geschah.
Jean-Pierre war verzweifelt. Er machte Kaffee und sich Gedanken, begann die alte Zettelsammlung auf dem Schreibtisch und seine Ideen zu ordnen.
„Das ist es!“ Ein wirklich außergewöhnlich origineller Einfall durchfuhr seinen Kopf. „Ich werde sie zum Essen einladen!“ Jean-Pierre nahm den ihm noch ganz passabel erscheinenden Blumenstrauß, den Tante Hilda ihm letzten Monat zum Geburtstag schenkte und all seinen Mut zusammen, schmiss sich in Schale und die Vase versehentlich auf den guten Parkettboden, um den schwersten Weg seines Lebens anzutreten. Er hielt das Bukett und sich selbst mit ihm für unwiderstehlich. Heute würde sie bestimmt nicht nein sagen. Doch weit gefehlt. Kühl und unbeeindruckt ließ seine Auserwählte ihn abblitzen.
Jean-Pierres Mut begann zu sinken und mit ihm der überladene Kahn im Hafen. Jemand rief, dass sie jetzt den Fisch günstiger verkaufen. - Stunden später war er vollgefressen aber immer noch unglücklich. Alles Menschenmögliche hatte er für die Liebe seines Lebens versucht und den Hering in Rhabarbersoße. - Der war wirklich gut. - Dem Fischverkäufer hatte er sein letztes Geld gegeben und sich alle Mühe, nicht zu laut zu weinen. Jean-Pierre stellte sich keine Fragen mehr und die leere Whiskyflasche auf die Kaimauer, verabschiedete den Tag und sich von seinem Leben. Alles war so egal.
Gerade in dem Moment, als er seinen nackten Körper in die Fluten stürzen wollte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Es war seine Königin der Nacht, seine Herzallerliebste. Sie sprach kein Wort, stand nur da und schaute ihn verheißungsvoll an. Da ergriff Jean-Pierre die Gelegenheit und eine Packung Kondome. „Jetzt oder nie!“ Lautete seine Devise. Er hatte nichts zu verlieren. Unüberhörbar laut ertönte das Nebelhorn und Jean-Pierres Schmerzensschreie. Die langen Stacheln seiner Angebeteten hatten sich tief in sein empfindlichstes Fleisch gebohrt, das Kondom war zerplatzt und die Königin der Nacht somit in anderen Umständen. Jean-Pierre ergriff die Flucht und bald darauf tiefe Reue. So war das nicht geplant. Das hatte er eigentlich nicht gewollt. - 115 Tage später wurde er Vater.
Im Kreißsaal hielt er stolz seinen Nachwuchs in die Höhe und den Atem an. ......
Ein Stachelschwein ward geboren!!! Das erste seiner Art.
Glücklich strahlten Mama Kaktus, Papa Eber und die Sonne.

(Wieder eine Erklärung dazu:
Auch dieser Text ist eine Hausaufgabe zur Stilfigur des Zeugma mit der vorgegebenen Thematik: „Seltsame Verbindungen“
Für alle von euch, die wissen wollen, was Zeugma ist:
es ist die Verknüpfung eines Verbs mit zwei möglichst bedeutungsverschiedenen, überraschenden Objekten o.a. eine Ergänzungen zur Erreichung eines komischen Effekts.
Bsp.: Sie gaben auf und Fersengeld
Er nahm den Koffer und seine Beine in die Hand.)
Solltet ihr ruhig auch mal ausprobieren. Die Stilfigur Zeugma ist lustig! Oder?
 
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Kommentare  

Um deine Frage ehrlich zu beantworten, zuuu ulkig ist das Zeugma nicht. Wird es nämlich zu häufig angewendet, langweilt es auf die Dauer. Zum Schluss fand ich es sogar störend und auch die Pointe empfinde ich, als an den Haaren herbei gezogen. Ich bin deswegen mit dir so streng, weil ich denke, dass du sehr begabt bist. Schade, dass du für diesen Quatsch soviel Zeit verwendet hast.

doska (04.08.2009)

Ja, das Zeugma ist Dir voll gelungen! Ulkig, und die Auflösung ist auch äusserst skurril.

Gruss


Ingo Gärtner (09.06.2004)

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