Dolly Buster

Kaum den Windeln entwachsen, habe ich schon mit Farbe gespielt, bis eines Tages ein Gin aus dem Nebel meiner Klebetube sprang, als ich just meine Nase darüber hatte und sie mir weg nahm. Jetzt hängt sie streifenweise oben am Himmel, wenn Regen und Sonne sich küssen und ich muss mich mit meinem Eimer am Fahrradlenker beeilen, um mir etwas davon in die kleinen Honigtöpfchen mit den goldenen Schraubdeckeln abzufüllen. Ganz schön mühselig ist es ja schon und meine Ururgroßmutter ,Gott hab sie selig, hätte mir vielleicht den Rat gegeben, das Zeug doch schnell vom Baumarkt zu holen, aber da gibt es feine Unterschiede. Farbe ist nicht gleich Farbe. Ich muss das wissen! Außerdem habe ich mit dem Gin noch ein Hühnchen zu rupfen. Ich hasse Diebe! ....Wenn nur der Weg zum Regenbogen nicht immer so weit wäre! Fliegen müsste man können! Ja, dann würde ich auch abends eher zu Hause sein und meine Familie bräuchte keine Fahndungsplakate an die Straßenbäume nageln. Eigentlich hängen die das ganze Jahr über da, was wohl auch der Grund dafür ist, dass mich alle Leute grüßen. Jeder glaubt, mich von irgendwoher zu kennen und ich habe mir aus dem Zwang heraus, höflich sein zu wollen, ein asiatisches Dauergrinsen vom letzten Taiwanurlaub mitgebracht. Erst glaubte ich, es seie die Vogelgrippe, weil mein Kopf immer im Rhythmus meiner Herzmuskelkontraktion mit wippte, aber es ist alles harmlos soweit.
Da! Endlich wieder ein Regenbogen! Ich muss malen und ich muss diese Farbe haben. Das ist wie ein Zwang, eben meine Lebensaufgabe! Aber gerade heute? Das Schicksal kann so erbarmungslos sein. Dabei habe ich doch meine Tage und würde viel lieber auf der Couch liegen und mir von meinem fetten, liebestollen Kater die Krallen in die Oberschenkel rammen lassen. Aber man kann eben nicht alles haben! Also raus und los!
15 Stunden später:
Alle Pötte voll.... “Heureka! Was ich doch für ein Glückspilz bin!”
Zur Feier des Tages verziehe ich mich mit 2 Flaschen Rotwein in mein Atelier, übergieße meinen splitternackten Leib mit der mitgebrachten Farbe, wälze mich die ganze Nacht auf dem Malkarton, versenke schachtelweise “Raffaello” und singe dabei laut schmutzige Lieder, bis ich einschlafe. Wenn dann der Hahn kräht, äääh..., der verhungerte Kater mir am farbverkrusteten Rücken umhergnagt und ich zwangsläufig erwache, werfe ich mich in meinen Jeansoverall und tütel mir die Haare hoch. Das Machwerk der Nacht kann ich noch nicht so genau erkennen, aber das macht nichts. Wofür gibt´s Kunstwissenschaftler? Ich bin der Kreative und als Macher der Sache bin ich nicht verpflichtet, Erklärungen abzugeben. Erschöpft lasse ich mich alsbald auf die Ledersessel in der Galerie fallen und werde mit einem extragroßen Cappuccino inklusive einem Schuss Weinbrand wieder in diese Welt geholt.
“Sind 1.500,- okay?” - ..... Wie? Spricht die jetzt mit mir? Wo bin ich überhaupt?
Ich sage:”Ja.........(?), aber nicht weniger!”, ohne zu wissen, worum es geht. Dann wache ich auf. Laaangsaaaammmm!!! - Wow, was ist denn das? Vor mir steht eine expressionistisch-abstrakte Abhandlung in blutrot, ca. 2x2 Meter groß mit unverkennbar provokativ weiblichen Abdrücken. “Das haben Sie ganz grandios hinbekommen. Das ist Kreativität! Woher nehmen Sie nur die Inspiration? Unglaublich.”
Ja,..... klar. Die Kunst des Unbewussten! Apropos unbewusst:
Mir war bis vor Kurzem noch gar nicht bewusst, dass ich schreiben kann. Das habe ich rein zufällig entdeckt, als der Turm Gerümpel, der mein Küchentischbein ersetzen sollte, in sich zusammenbrach. Muss so um den 11. September rum gewesen sein. Jedenfalls fiel mir aus der Trümmer Asche mein alter Schulranzen entgegen. Heraus quollen lose Zettel, die ich kurzentschlossen zusammenraffte und zu einem literarischen Landeswettbewerb schickte. Nur aus Jucks und Dallerei. Die Jury sah das anders und glaubte, es handle sich hierbei um wahre Literatur. Dann zwangen sie mich als Auszeichnung dazu, in eine große Stadt zu fahren. Ich, ein Mädchen vom Lande! Gleich früh morgens, bei Eis und Schnee und Kälte und Wind sollte ich meinen Preis antreten. Ich habe dann irgendetwas vorgelesen und so getan, als wenn ich was von dem verstehen würde, was die anderen geschrieben hatten. Nun habe ich den Salat und bin in einer alternativen Literaturgruppe, nur weil ein ebenfalls preisträchtiges Pelztier in der Schelfkirche zu Schwerin eine göttliche Eingebung hatte. Und wer will sich schon gegen Gott stellen!?
Immer öfter muss ich nun den Wein raus holen und an der Wand einen Kopfstand vollführen, damit das Gehirn besser durchblutet wird und mein Unterbewusstsein zum Leben erwacht. Dann erscheinen nach geraumer Zeit stets zwei seltsame Gestalten auf meiner Brust. Einer links, der andere rechts. Der eine heißt Jackil, der andere Hyde. Jackil malt inspiriert, von der Muße geküsst, während Hyde ihm sagt: “Hör auf damit! Mann, schreib doch lieber. Dein Geschmiere kennen doch schon alle!”, und wenn Hyde ganz gedankenversunken schreibt, brüllt Jackil ihn an:”Was soll das denn werden, wenn´s fertig ist? Schreiben kannst du doch gar nicht!”. Stundenlang debattieren die beiden für Gewöhnlich über das Für und Wider so laut, dass ich nicht schlafen kann.
Mich trieb das Problem zu einem Doktor, der sich spontan persönlich dafür anbot, mich literarisch zu entjungfern. Schlagt mich, verurteilt mich, zeigt auf mich mit Fingern, .... ich habe sein Angebot angenommen, in der Hoffnung, dass es danach besser wird, aber das steht auf einem anderen Laken.
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