303


2 Seiten

Die Welt in unseren Köpfen.

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Wir schaffen die Welt in unseren Köpfen, unsere eigene kleine Welt genau so wie die grosse Welt da draussen. Es gibt d i e Welt gar nicht, es gibt nur die Welt, die wir uns in unseren Köpfen konstruieren. Du deine Welt, ich meine Welt und all die Anderen ihre je eigene. Das sagen die Philosophen seit Jahrtausenden und die Neurowissenschaftler in unserer Zeit sehen es genau so.
Er sagt es ruhig, mit der ihm eigenen Überlegenheit, die sie immer wieder zu überrumpeln vermag. Die ihr den Wind aus den Segeln nimmt. Eigentlich wollte sie nicht philosophieren, sondern über ihr Problem mit dem Ferienflug nach Kreta sprechen. Über ihr Gefühl, dass er zu wenig bewusst mit den Problemen dieser Welt umgehe. Der Klimawandel ist unter den vielen Problemen der Gegenwart jenes, das ihr am meisten Sorgen bereitet. Vielleicht ist es genau darum ein Reizwort für ihn. Sie weiss es genau und trotzdem kann und will sie es nicht lassen:
Du willst mir nicht etwa weismachen wollen, dass Klimawandel nicht real sei, dass ich den nur in meinem Kopf ausdenke. Den bestreiten wohl weder deine Neurologen noch die Philosophen. Es will einfach nicht in deinen Kopf, dass unser Verhalten, auch dein Verhalten, einen Einfluss auf den miserablen Zustand unserer Welt hat.
Sie ärgert sich darüber, dass ihre Worte zu laut tönen, vorwurfsvoll klingen.
Und in deinen Kopf will wohl nicht, dass du die Welt nicht rettest, indem du dir dein Leben damit schwer machst, dich für jedes Unrecht, für jede Notsituation, für jede Katastrophe, und für die Zukunft der Welt verantwortlich zu fühlen.
Auch seine Stimme hat nun einen aggressiveren Ton.
Nicht verantwortlich, aber mitverantwortlich - holt sie zu einem weiteren Satz Anlauf…
Jetzt haben sie sich ineinander verbissen. Jetzt sind sie wirklich gefangen in ihrer je eigenen Welt. Jetzt helfen selbst die besten Argumente nicht mehr.
Die Frage ist jetzt nur, wie sie da wieder hinaus finden. Aus der je eigenen, in eine gemeinsame Welt.
Es ist die gemeinsame Erfahrung mit solchen Gesprächen, die zuerst ihn und danach auch sie an einer passenden Stelle lachen lässt. Ein Lachen über sich selbst, über das Feuer, in das sie sich steigern können, wenn das Gegenüber die Welt anders sieht. Ein Lachen, das sie wieder in ihre gemeinsame Welt entlässt.
Und jetzt habe ich Hunger, sagt er.
Dann hol doch gleich auch eine Flasche Wein aus dem Keller, antwortet sie.

Später am Tisch werden sie sich für ihre Ferien eine Alternative im nahen Ausland überlegen - vorläufig als ganz unverbindliches Gedankenspiel.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Eine süße kleine Geschichte, die zeigt, dass die "Alten" durchaus nachdenklich sein können, aber die Welt die sie direkt und im Moment umgibt, nicht vergessen wollen.

Evi Apfel (22.06.2023)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Fluchtweg  
Die Liebe liebt das Schwierige  
Die Frau im Fenster  
Der Gehängte  
Der Anfang.  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
Fluchtweg  
Damals 1.Kapitel  
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De